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Jahrmarkt der Eitelkeit

Jahrmarkt der Eitelkeit

Titel: Jahrmarkt der Eitelkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William Makepeace Thackeray
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    »Wer, beim Satan, hat dich gebeten, von meinen Angelegenheiten zu sprechen?« schrie Osborne zornig. »Warum, zum Teufel, muß das ganze Regiment wissen, daß ich bald heiraten will? Warum muß die geschwätzige alte Vettel, Peggy O'Dowd, an ihrer verdammten Adelstafel meinen Namen im Munde führen und meine Verlobung in allen drei Königreichen austrompeten? Und was für ein Recht hast du überhaupt, zu erzählen, ich sei verlobt, oder dich in meine Angelegenheiten zu mischen, Dobbin?«
    »Es scheint mir ...«, fing Hauptmann Dobbin an.
    »Zum Henker mit dem, was dir scheint, Dobbin«, unterbrach ihn der Jüngere. »Ich bin dir zu Dank verpflichtet, das weiß ich, und zwar leider nur zu gut; aber ich will mir nicht ewig deine Predigten anhören, weil du fünf Jahre älter bist. Ich will verdammt sein, wenn ich mir deine überlegene Miene, dein höllisches Mitleid und dein Beschützergehabe länger gefallen lasse. Mitleid und Schutz! Ich möchte wohl wissen, in welchem Stück du mir über bist!«
    »Bist du verlobt?« unterbrach Hauptmann Dobbin.
    »Was, zum Teufel, geht es dich oder einen anderen Menschen hier an, ob ich es bin?«
    »Schämst du dich deshalb?« fuhr Dobbin fort.
    »Welches Recht hast du, mir diese Frage zu stellen? Das möchte ich gern wissen«, rief George.
    »Großer Gott, du willst doch damit nicht sagen, daß du mit ihr brechen willst?« fuhr Dobbin auf.
    »Mit anderen Worten, du fragst mich, ob ich ein Ehrenmann bin«, erwiderte Osborne grimmig; »willst du das damit sagen? Seit einiger Zeit hast du gegen mich einen solchen Ton angeschlagen, daß ich verdammt sein will, wenn ich es mir noch länger gefallen lasse.«
    »Was habe ich denn getan? Ich habe dir bloß gesagt, daß du ein süßes Mädchen vernachlässigst, George. Ich habe dir bloß gesagt, du sollst zu ihr gehen, wenn du in die Stadt fährst, und nicht in die Spielhäuser um Sankt James.«
    »Ich nehme an, du willst dein Geld zurückhaben«, sagte George höhnisch.
    »Natürlich will ich das – habe es immer gewollt, nicht wahr?« rief Dobbin. »Du redest wie ein besonders Großmütiger.«
    »Nein, zum Henker, William, verzeih mir bitte«, fiel ihm George in einem Anflug von Reue ins Wort. »Weiß der Himmel, du hast deine Freundschaft hundertfach bewiesen. Du hast mich schon oft aus heiklen Situationen errettet. Ich weiß, als Crawley von der Leibgarde diese Geldsumme von mir gewann, wäre es ohne dich um mich geschehen gewesen. Aber du solltest nicht so streng gegen mich sein. Du darfst mich nicht immer so schulmeistern. Ich liebe Amelia, ich bete sie an und so weiter. Guck nicht so böse. Ich weiß, sie ist fehlerlos. Aber siehst du, es macht keinen Spaß, etwas zu gewinnen, um das man nicht gespielt hat. Zum Henker! Das Regiment ist ja eben erst aus Westindien zurück, ich muß mich ein bißchen austoben. Wenn ich erst einmal verheiratet bin, will ich mich bestimmt bessern, Ehrenwort. Und – weißt du – Dob – sei mir nicht böse; nächsten Monat bekommst du hundert Pfund von mir, wenn mein Vater mir eine hübsche Summe gibt. Ich will Heavytop um Urlaub bitten und morgen in die Stadt fahren und Amelia besuchen – so, bist du nun zufrieden?«
    »Man kann dir niemals lange zürnen, George«, sagte der gutmütige Hauptmann, »und was das Geld betrifft, alter Knabe, so würdest du wohl den letzten Shilling mit mir teilen, wenn ich welches brauchte.«
    »Beim Zeus, das würde ich, Dobbin«, erklärte George höchst großmütig, obgleich er, nebenbei gesagt, nie Geld hatte, um etwas abzugeben.
    »Ich wünschte nur, du hättest dir die Hörner schon abgelaufen, George. Hättest du das Gesicht der armen kleinen Emmy gesehen, als sie mich neulich nach dir fragte, so hättest du die Billardkugeln zum Teufel geschickt. Geh und tröste sie, du Schurke. Schreib ihr einen langen Brief. Tu etwas, um sie glücklich zu machen, eine Kleinigkeit tut's schon.«
    »Ich glaube, sie hat mich verdammt gern«, stellte der Leutnant mit selbstzufriedener Miene fest und entfernte sich, um den Abend mit einigen lustigen Kameraden im Speisesaal zu beschließen.
    Amelia am Russell Square blickte unterdessen zum Mond, der auf diesen friedlichen Fleck herabschien und ebenso auf die Chatham-Kaserne, wo Leutnant Osborne einquartiert war, und sie überlegte sich, was ihr Held wohl jetzt gerade tue. Vielleicht visitiert er jetzt die Wachen, dachte sie, vielleicht liegt er im Biwak, vielleicht sitzt er am Lager eines verwundeten Kameraden oder

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