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Jahrmarkt der Eitelkeit

Jahrmarkt der Eitelkeit

Titel: Jahrmarkt der Eitelkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William Makepeace Thackeray
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geheimnisvoll, ehe sie mit der Nachricht herausrückten, daß sie die alte Dame in den richtigen Zustand von Zweifel und Unruhe versetzen.
    »Und sie schlug Sir Pitt aus, meine liebe, liebe Miss Crawley, machen Sie sich auf etwas gefaßt«, sagte Mrs. Bute, »weil – weil sie nicht anders konnte.«
    »Natürlich gab es einen Grund«, antwortete Miss Crawley. »Sie liebte einen anderen. Das habe ich der Briggs schon gestern gesagt.«
    »
Liebt
einen anderen!« keuchte die Briggs. »Oh, meine teure Freundin, sie ist bereits verheiratet.«
    »Bereits verheiratet«, stimmte Mrs. Bute ein. Und beide saßen mit gefalteten Händen da und sahen bald sich, bald ihr Opfer an.
    »Sie soll zu mir geschickt werden, sobald sie nach Hause kommt. Die kleine schlaue Kröte; wie konnte sie es wagen, mir nichts zu erzählen?« rief Miss Crawley.
    »Sie wird nicht so bald wiederkommen. Fassen Sie sich, teure Freundin – sie ist für lange Zeit fortgegangen – – sie ist – sie ist – überhaupt fort.«
    »Gütiger Himmel! Und wer soll mir meine Schokolade machen? Schicken Sie sogleich zu ihr und holen Sie sie zurück. Ich wünsche, daß sie zurückkommt«, sagte die alte Dame.
    »Sie ist letzte Nacht ausgerissen, Madame«, rief Mrs. Bute.
    »Sie hat einen Brief für mich hinterlassen«, schrie die Briggs. »Sie ist verheiratet mit ...«
    »Bereiten Sie sie doch vor, um Himmels willen. Foltern Sie sie nicht, meine liebe Miss Briggs.«
    »Sie ist verheiratet mit wem?« kreischte die alte Jungfer in wütender Aufregung.
    »Mit – mit einem Verwandten von ...«
    »Sie hat Sir Pitt abgewiesen«, rief das Opfer. »Sprechen Sie doch endlich! Machen Sie mich nicht wahnsinnig.«
    »Ach, Madame – bereiten Sie sie vor, Miss Briggs – sie ist verheiratet mit Rawdon Crawley.«
    »Rawdon verheiratet – Rebekka – Gouvernante – niem ... Machen Sie, daß Sie aus meinem Hause kommen, Sie Närrin, Sie Idiotin, Sie dumme, alte Briggs – wie können Sie es wagen! Sie stecken mit unter der Decke – Sie haben ihn veranlaßt zu heiraten, weil Sie glaubten, daß ich ihm mein Geld dann nicht hinterlassen würde. Ja, das taten Sie, Martha«, schrie die arme alte Dame hysterisch.
    »Ich, Madame, ich hätte ein Glied dieser Familie aufgefordert, die Tochter eines Zeichenlehrers zu heiraten?«
    »Ihre Mutter war eine Montmorency«, schrie die alte Dame und riß aus Leibeskräften an der Klingelschnur.
    »Ihre Mutter war eine Ballettänzerin, und sie selbst ist auf der Bühne oder bei etwas noch Schlimmerem gewesen«, ließ Mrs. Bute sich vernehmen.
    Miss Crawley gab noch einen Schrei von sich und sank ohnmächtig zurück. Man mußte sie in das Zimmer zurückbringen, das sie kaum erst verlassen hatte. Ein hysterischer Anfall folgte dem anderen. Man holte den Doktor. Mrs. Bute nahm den Pflegeposten an ihrem Bett ein. »Es müssen ihre Verwandten um sie sein«, erklärte die liebenswürdige Frau.
    Kaum war sie in ihr Zimmer gebracht worden, als ein neuer Besucher erschien, dem natürlich die Nachricht gleichfalls mitgeteilt werden mußte. Es war Sir Pitt.
    »Wo ist Becky?« fragte er schon in der Tür? »Wo ist ihr Gepäck? Sie kommt mit mir nach Queen's Crawley.«
    »Haben Sie noch nicht die erstaunliche Nachricht von der heimlichen Ehe gehört?« fragte die Briggs.
    »Was geht das mich an«, erwiderte Sir Pitt. »Ich weiß, daß sie verheiratet ist. Das macht nichts. Sagen Sie ihr, sie soll schnell runterkommen und mich nicht so lange warten lassen.«
    »Wissen Sie denn noch nicht, Sir«, fragte Miss Briggs, »daß sie unser Haus verlassen hat und daß Miss Crawley vor Entsetzen über Hauptmann Rawdons Heirat mit ihr beinahe gestorben ist?«
    Als Sir Pitt hörte, daß Rebekka mit seinem Sohn verheiratet sei, benutzte er vor Wut so schreckliche Worte, daß sie hier lieber nicht wiederholt werden sollen. Miss Briggs jedenfalls trieb es schaudernd aus dem Zimmer. Mit ihr wollen nun auch wir die Türe hinter dem tobenden Alten schließen, der wild vor Haß und toll vor vereitelten Wünschen war.
    Am Tag nach seiner Ankunft in Queen's Crawley brach er wie ein Wahnsinniger in das Zimmer ein, in dem Rebekka während ihres Aufenthaltes dort gewohnt hatte, stieß mit dem Fuß ihre Koffer und Schachteln auf und schleuderte ihre Papiere, Kleider und andere Dinge, die sie dort zurückgelassen hatte, umher. Miss Horrocks, die Tochter des Butlers, eignete sich einiges davon an. Mit dem übrigen putzten sich die Kinder zum Theaterspielen. Das geschah nur wenige

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