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Jakobsweg im Smoking

Jakobsweg im Smoking

Titel: Jakobsweg im Smoking Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philipp Winterberg
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Es ist sehr…
    „Das muss so, dass wird körpernah getragen.“
    Der Verkäufer ist sichtlich zufrieden.
    „Das ist ja die erste Lage, die muss dicht anliegen, sonst kann die Flüssigkeit ja nicht richtig abtransportiert werden. Nimmt auch keine Gerüche an. Sehr praktisch.“
    Ich nicke, verstehe aber nur halb.
    „Ich trage die Dinger 12 Tage am Stück auf langen Touren und meine Frau hat sich noch nicht beschwert“, raunt er verschwörerisch und riecht dabei ein ganz klein wenig nach Tabak. Aber nicht unangenehm. Kommt wahrscheinlich aus der zweiten Lage. Oder so. Die Sache mit den Lagen habe ich noch nicht ganz kapiert. Hat man schon alle drei Lagen an, wenn man eine Drei-Lagen-Jacke trägt? Könnte sein. Wahrscheinlich aber nicht. Und wie werden die Lagen der Jacke verrechnet? Sind es dann insgesamt fünf Lagen? Oder Sechs? Bloß nichts anmerken lassen.
    „Klasse. Nehme ich!“ , sage ich selbstbewusst und bezahle.
    „Ganz wichtig“, erklärt der Verkäufer noch, „wenn Sie das mal waschen, achten Sie bitte darauf, dass Sie ganz normales Waschmittel benutzen – kein Wollwaschmittel ! Für unterwegs nehmen Sie einfach Rei in der Tube.“

    Die Sache mit den 12 Tagen nicht waschen kann ich noch nicht so ganz glauben. Das wäre ja fantastisch. Alle reden immer davon, dass sie auf dem Jakobsweg jeden Tag von Hand waschen müssen. Wenn ich komplett Merinounterwäsche benutze, kann ich vielleicht auf die tägliche Wäsche verzichten. Hach. Tatsächlich. „Think, don’t stink!“ steht im Etikett und es werden zehn Tage ohne Geruchsentwicklung versprochen.

    Härtetest Nr. 1: Ich trage das Half Zip Bodyfit Merinooberteil sieben Tage rund um die Uhr: Beim Billardspielen in der verrauchten Kneipe, im Zug, auf einer langen Autobahnfahrt, beim Kaffeetrinken mit der Verwandtschaft etc. Von Sonntagmorgen bis Montagmorgen eine Woche später. Und es riecht erstaunlicherweise wirklich noch immer nicht unangenehm. Fantastisch!

    Härtetest Nr. 2: Ich trage meine Drei-Lagen-Jacke von MacPac für einige Minuten unter der laufenden Dusche: Tatsächlich. Außen ist sie komplett nass, aber das T-Shirt, das ich darunter trage, ist vollständig trocken. Sehr gut!

4. Jakobsweg im Smoking?

    Noch nie in meinem ganzen Leben war ich im KaDeWe . Kaufhaus des Westens. Größtes Warenhaus auf dem europäischen Kontinent.
    „Sortiment und Warenpräsentation machen den Ein kauf zu einem außergewöhnlichen Erlebnis“, schwärmt die Website. Wenn es hier nicht feinste Icebreaker Merinoprodukte gibt, wo dann?
    „Wo finde ich denn die Outdoorabteilung?“
    Die Empfangsdame benasrümpft mich.
    „Eine Outdoorabteilung gibt es hier im Haus nicht“, erklärt sie sanft, aber nachdrücklich.
    „Was suchen Sie denn?“
    „Merinounterwäsche.“
    „Versuchen Sie es doch bitte in der Herrenabteilung.“
    Neben mir werden gerade zwei Herren von einem Wachmann gestoppt.
    „Möpse sind im ganzen Haus verboten“, informiert der Wachmann sanft, aber bestimmt.
    Das fröhliche, gepflegte Herrenpaar mit den zwei Möp sen an der Leine sieht schmunzelnd von einem Besuch der Herrenabteilung ab und verlässt – sehr zur Erleichterung des Wachmanns – ohne Widerrede das Haus.
    In der Herrenabteilung gibt es nur Merinounterwäsche von Jockey. Die ganze Abteilung ist eher für Menschen, die den Jakobsweg im Smoking laufen möchten. Die Ver käufer schweben elegant durch die Gänge. Sie als sehr gepflegt zu bezeichnen, wäre eine böswillige Untertreibung.
    Ich versuche, auch ein wenig durch die Gänge zu schweben und frage mich in der Porzellanabteilung halb laut selbst, wo denn beim Preisschild dieses Nashorns das Komma fehlt. Preisschild ist natürlich nicht die passende Bezeichnung für die großen, silbernen Zahlen, die voller Anmut sich dem Auge gefällig entgegenrecken…
    „Da fehlt kein Komma“, wie aus dem Nichts ist ein Verkäufer zugegen un d erläutert sanft aber bestimmt:
    „18.900 Euro. Das ist massives Porzellan. 28 cm hoch. Ein indisches Panzernashorn. Auf 100 Stück limitiert. Zum 300-jährigen Jubiläum der Manufaktur geschaffen…“
    „Massiv. Soso. Und was wiegt das?“
    „Das wiegt rund zehn Kilogramm“, er schwebt davon.
    „Darf ich davon ein Foto machen?“, frage ich eine andere leicht schwebende Verkäuferin.
    „Das Fotografieren ist im gesamten Haus verboten“, informiert sie mich sanft mit engelsgleicher Stimme. Dann lächelt sie und flüstert forsch:
    „Machen Sie schnell. Ich habe nichts gesehen.“

    In der

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