Jakobsweg im Smoking
Abteilung für Reiseutensilien bewundere ich die Produkte der „Light Delight“-Serie von Crumpler. Es gibt eine Tragetasche, die 110 g wiegt und laut Etikett mindestens 100 kg trägt. Vom Volumen her passen vielleicht maximal zwei indische Panzernashörner hinein. Macht zusammen etwa 20 kg.
Wie soll man da auf 100 kg kommen? Vielleicht, indem man die verbleibenden Hohlräume mit kleinen Goldbarren und Brillianten auffüllt… Aber wer möchte schon 100 kg mit einer Schulter tragen?
Einen Gang weiter gibt es verlockende Ultralight-Rucksäcke von Puma, Waterproof Daypacks von The North Face und raffinierte Eagle Creek Silk Undercover Bra Stashs: Kleine Geheimtaschen aus Seide, die Frauen sich per Druckknopfverschluss am BH befestigen können.
Für Männer sind Undercover Money Belts aus Seide oder Nylon vorgesehen, die unter der Kleidung auf Hüfthöhe getragen werden. Ich entscheide mich für die Variante aus 70D Ripstop Nylon mit lebenslanger Garantie. Fabelhaft.
5. Hüftgurt oder Schulterprobleme?
Im Keller eines Trekking-Fachgeschäfts in Münster bewundere ich die regenbogenbunte Rucksackwand.
„Guten Tag, ich möchte gerne einen ultraleichten Ruck sack so um die 30 Liter kaufen.“
Der Verkäufer lächelt freundlich.
„Guten Tag. Wo soll es denn hingehen?“
„Auf dem Camino Franc és von St. Jean Pied de Port nach Santiago de Compostella.“
„Ah, Jakobsweg. Da kommen Sie aber mit 30 Litern nicht hin. Da werden Sie ja mit 10-15 Kilogramm unterwegs sein. Vielleicht wollen Sie auch noch ein kleines Zelt mitnehmen…“
„Nein, vielen Dank, lieber kein Zelt. Ich möchte in den Herbergen übernachten. Zum Zelten ist es mir noch zu kalt…“
„Wann soll es denn losgehen?“
„Anfang April.“
„Ja, das stimmt, da liegt in den Bergen vermutlich noch Schnee. Ich zeige Ihnen mal, wie Sie den Rucksack richtig aufsetzen und das Gewicht auf die Hüfte verlagern…“
Noch bevor ich mich wehren kann, hat er mir einen Beispielrucksack aufgesetzt.
„Zunächst haben Sie das Gewicht auf den Schultern, das ist aber nur für einen kurzen Moment, während Sie den Hüftgurt richtig einstellen. Der muss mittig auf den Beckenkamm. Der Beckenkamm ist – hier – der höchste Punkt des Hüftknochens. Sehr gut. Und jetzt fest zuziehen“, er zieht an Stellgurten oberhalb meiner Schultern, „mit diesen Gurten holt man dann den Rucksack nah an den Körper heran…“
Ich überlege noch immer, wie ich unauffällig anbringen kann, dass mein Rucksack nur etwa 3 kg wiegen wird…
Der Verkäufer ist völlig in seiner Routine.
„Jetzt kommt der magische Moment“, er lockert mit beiden Händen gleichzeitig die Schultergurte. Das Rucksackgewicht verlagert sich spürbar von den Schultern auf die Hüfte.
„Jetzt ist das Gewicht da, wo es hingehört: Auf der Hüfte“, er lächelt zufrieden.
„Wie sie den Rucksack richtig befüllen, wissen Sie ja wahrscheinlich schon: Den Schlafsack und leichte Sachen nach unten und die schweren Dinge möglichst nah am Körper in Schulternähe…“
Das ist meine Chance:
„Äh, ich möchte gerne ultraleicht unterwegs sein und mein Rucksack wird nur etwa 3 kg wiegen, daher brauche ich keinen ganz so großen Rucksack. Ich habe mir schon verschiedene Tagesrucksäcke angeschaut, z.B. gibt es Modelle von Puma, Patagonia oder The North Face, die um die 500 Gramm oder noch weit weniger wiegen…“
„Ah, verstehe“, der Verkäufer nickt, „da würde ich I hnen trotzdem raten, ein Modell mit Hüftgurt zu wählen, da Sie sonst über kurz oder lang Schulterprobleme bekommen, wenn Sie das Gewicht nicht auf der Hüfte haben. Tagesrucksäcke sind ja meist nur mit Schultergurten ausgestattet.“
„Hmm…“, das klingt plausibel.
„So minimieren Sie auch den Abrieb und die Belastung der Kleidung im Schulterbereich. Gerade wenn Sie eine ultraleichte Regenjacke tragen, scheuern Sie die Membran schnell kaputt, wenn das ganze Gewicht nur auf den Schultern liegt…“
„Das klingt einleuchtend“, ich setze den Testrucksack wieder ab.
„Haben Sie denn ultraleichte Rucksäcke mit Hüftgurt in dieser Größe auf Lager?“
„Leider nein“, der Verkäufer sieht sich um, „es gibt einige Modelle, die leicht sind, aber wirklich ultraleichte Rucksäcke haben wir nicht im Programm. Da kann ich Ihnen nur empfehlen, es mal im Internet zu versuchen. Es gibt da einige gute Anbieter. Schauen Sie mal nach GoLite oder Laufbursche…“
„Haben Sie vielleicht ultraleichte
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