Jakobsweg
herzlichst empfangen, diesmal durch Roswitha & Wolfgang Blomeyer, dazu gab es ein Glas Orangensaft und viele Fragen.
Jetzt heisst es nur noch: ANKOMMEN - und dann starten. Ich möchte den Tag für letzte Einkäufe nutzen, zum Lesen und Cafetrinken mitten in der Stadt auf der Plaza del Castillo - bei deutlich über 20° und strahlendem Sonnenschein sollte das kein Problem sein - letztes Jahr bin ich schnatternd und frierend durch den Schneeregen ins Kaufhaus gelaufen, um mir Handschuhe zu besorgen. Was war ich blauäugig...
Um 8.00h musste ich heute raus aus der gastlichen Herberge, darf aber ausnahmsweise um zwei wieder kommen und werde mich gleich ins Bett legen, ich glaube, eine heftige Erkältung ist im Anmarsch!
18.30h - so ist es; Halsweh, Kopfweh, alle Knochen tun mir weh und der Schweiß läuft in Strömen. Bis mittags war ich unterwegs - dann mochte ich nicht mehr, zu anstrengend. Ich bleibe direkt im Bett, die Blomeyers haben mir dankens- und liebenswerter Weise ein Zimmerchen für mich allein überlassen, damit ich mich erholen kann. Und eine dicke Steppdecke haben sie mir hingelegt, Lindenblütentee gekocht und sich um mich gesorgt... sehr, sehr nett. Ich hoffe, dass es morgen wirklich besser ist, ich will endlich los!
"Das Gestern ist Geschichte, das Morgen ist noch ein Geheimnis, das Heute ist ein Geschenk" (© unbekannt)
Um 6.00 Uhr war "Wecken" mit gregorianischen Gesängen, ich war schon nach dem Zähneputzen nass geschwitzt. Um 7.03 Uhr ("Korinthenkacker" würden manche jetzt sagen) bin ich losgelaufen und um halb zwei in Uterga gewesen. Lange Zeit für die 18,5 km - aber ich habe sehr viele Pausen gemacht, Luft geholt, fotografiert, in die Gegend gekuckt. Bin ziemlich mitgenommen, vielleicht hätte ich doch noch eine Nacht dranhängen sollen.
Einen spektakulären Sonnenaufgang im Nebel und bei klirrender Kälte habe ich genossen, bin auf den "Alto del Perdon" geklettert - und auf der anderen Seite wieder runter. Lieber Gott, was war ich froh, als ich endlich hier war. Der Abstieg von dort oben ist gewaltig, überhaupt ist alles an dieser - meiner ersten - Etappe gewaltig: die Entfernung; die Auf- und Abstiege; das Geröll; die Windräder, die so unglaublich groß sind; das Surren dieser Riesen; die Eindrücke und die Ausblicke...
Erste Nachdenklichkeit am Gedenkkreuz für einen Holländer, der hier gestorben ist. Es ist wirklich brutal anstrengend und da war ich erst kurz hinter Zarauquiegui und noch lange nicht oben. Still wird man -da geht ein Mensch diesen Weg, vermutlich genauso gespannt und froh wie du selbst, will sicher auch eine sehr besondere Erfahrung machen und kommt auf den "ersten Metern" schon ums Leben...
Ok - jetzt bin ich also in Uterga - "Albergue Camino del Perdon"- letztes Jahr bin ich unmittelbar nach dem Bombenanschlag der ETA auf dem Parkplatz der UNI in Pamplona hierhin gefahren und habe mich sehr wohl gefühlt. Also auch hier eine tatsächlich fest eingeplante Station. Letztes Jahr habe ich 25 € für die Übernachtung mit Frühstück bezahlt. Heute 50 €. In diesem Minidorf, in dem es vielleicht 30 Häuser gibt. Die Küche ist jetzt am Mittag zu, offenbar sind zu wenige Leute unterwegs und der Aufwand lohnt nicht mehr. Dabei erinnere ich mich so gut an die köstliche Suppe. War ziemlich fertig, als ich ankam: zu wenig Wasser, nur 1 Scheibe Toast vor diesem Gewaltmarsch. Man unterschätzt einfach den Wasserverlust; ich muss da ab morgen sehr aufpassen! Habe mir hier gleich eine Banane und etwas zu trinken gekauft - unterwegs gab es gar nichts; es ist ja nahezu alles geschlossen.
Unterwegs habe ich die köstlichsten Menschen gesehen: Eine französische Familie mit sehr vielen Kindern in allen Größen, Mama immer schimpfend hinterher, Papa hat seine Lieben oben auf dem Pass im Auto erwartet, Fotos gemacht und ist weitergefahren, während sie böse Blicke hinterher geschickt hat. Köstlich... Dann eine alte (!!) Spanierin, die ihrem Mann verbissen hinterher gestapft ist - im eleganten hellblauen Anzug, mit ärmellosem, dazu passendem Shirt und HANDTASCHE - ich schwöre. Mich hat's bald zerrissen... Dazu viele Spanier, Franzosen, Holländer, Schweizer, Japaner (oder Koreaner, wer weiß das so genau?), Engländer. Im Ganzen also viel, viel mehr Menschen als im vergangenen Jahr. Unter anderem auch eine Gruppe 60 - 70jähriger Engländer, die mich im Stechschritt überholt hat - die waren unglaublich fit.
Oben angekommen hätte man bei klarem Wetter einen
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