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Jamaica Lane - Heimliche Liebe

Jamaica Lane - Heimliche Liebe

Titel: Jamaica Lane - Heimliche Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Samantha Young
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Kiefer zuckte. »Das meinst du nicht ernst.«
    »Ach, nein«, sagte ich traurig. »Du hast mir gerade gesagt, dass du mich nicht liebst und mich auch nie lieben wirst. Bestimmt wirst du mich nicht mal vermissen.«
    In seiner Stimme schwang so viel Qual mit, dass er nur noch flüstern konnte. »Olivia. Nicht.«
    Diese Qual ließ mich innehalten. In mir regte sich die Hoffnung, dass er unter all der Verwirrung, all der Wut und Unsicherheit vielleicht wirklich etwas für mich empfand … und er bloß Angst davor hatte. Ich bot ihm eine letzte Chance, Mut zu beweisen.
    »Ich liebe dich, Nate. Liebst du mich auch?«
    Ich wusste, dass es vorbei war, als ich Tränen in seinen Augen glänzen sah. »Ich hatte nie die Absicht, dir weh zu tun, Babe.« Er brachte die Worte kaum heraus, so belegt war seine Stimme.
    Ich machte mir längst nicht mehr die Mühe, meine Tränen wegzuwischen. Ich ließ sie einfach laufen. »Das heißt dann wohl auf Nimmerwiedersehen.«

Kapitel 21
    W ieder einmal versuchte ich, den Vogel vor meinem Fenster niederzustarren. Ich wusste nicht, was für ein Vogel es war, aber er war winzig. Wahrscheinlich eine Meise oder so was Ähnliches. Er oder sie hatte braune Federn, einen weißen Hals und einen richtig coolen schwarzen Irokesen auf dem Kopf. Im Laufe der letzten Tage hatten wir uns bereits mehrere solcher Wettkämpfe im Langzeitstarren geliefert.
    Ich hatte beschlossen, dass es ein Er war, und ihn Bob getauft.
    »Hey, Bob«, flüsterte ich, das Kinn auf der Rückenlehne meiner Couch aufgestützt. Er saß auf meinem Fensterbrett und bewegte ruckartig den Kopf zwischen mir und der Welt draußen hin und her. »Heute tut’s immer noch weh.«
    Er hielt mit dem Rucken inne und legte den Kopf schief.
    »Ja. Hast du schon die Nase voll von mir?«
    Er neigte den Kopf zur anderen Seite.
    »Das soll wohl Ja bedeuten. Keine Sorge.« Ich seufzte und merkte, wie meine Lippen zu zittern begannen. »Ich habe auch die Nase voll von mir.«
    In der schrecklichen Nacht, als Nate meine Wohnung zum letzten Mal verlassen hatte, war ich wie von Sinnen gewesen. Ich konnte nicht aufhören zu weinen, und egal, wie fest ich mich umarmte, der Schmerz wollte einfach nicht nachlassen.
    Es war ein Schmerz wie kein anderer. Ein Schmerz, den ich nur zu gut kannte.
    Trauer.
    Irgendwie, irgendwann, vielleicht lange, bevor wir eine sexuelle Beziehung angefangen hatten, war Nate mir unter die Haut gekrochen, bis er durch meine Adern floss und ich ihn in jedem Atemzug spürte. Er war zum elementaren Bestandteil eines Lebens geworden, auf das ich mich jeden Tag freute. Die Gewissheit, dass ich ihn nicht mehr lachen hören oder seine Lippen auf meinen spüren würde, dass ich mich nie wieder so vollständig fühlen würde, wie wenn ich ihm in die Augen sah, war mehr, als mein Körper verkraften konnte. Er reagierte, als hätte jemand mir einen Arm ausgerissen oder ein lebenswichtiges Organ entfernt. Nach Moms Tod hatte ich etwas Ähnliches empfunden, aber bei Nate war es anders, weil er mich absichtlich verlassen hatte. Das gab dem Schmerz eine ganz neue Note – es war ein scharfes Brennen, wie von einem Papierschnitt am Herzen.
    »Findest du, das klingt melodramatisch, Bob?«, flüsterte ich. Meine Augen brannten, weil ich in den letzten Tagen einen ganzen Ozean an Tränen geweint hatte.
    Bob wandte den Blick ab, als wäre er von mir gelangweilt.
    »Ja, das liegt daran, dass du nie verliebt gewesen bist. Ich sag dir eins: Lass es bloß sein. Genauso gut könntest du dich durch einen Fleischwolf drehen.«
    Mein Weinkrampf in der ersten Nacht war so heftig gewesen, dass ich mich am nächsten Tag hatte krankmelden müssen. Am Donnerstag gelang es mir, mich so weit am Riemen zu reißen, dass ich wieder zur Arbeit gehen konnte, aber meine Kollegen merkten sofort, dass etwas Schlimmes passiert war. Ich war still – nicht trübselig, sondern einfach nur verschlossen, um den Schmerz irgendwie in Schach zu halten. Kaum hatte ich nach Feierabend die Bibliothek verlassen, fuhr ich schnurstracks nach Hause. Die SMS von Jo und einen Anruf von Joss ignorierte ich. Als Dad anrief, ging ich ran. Ich konnte ihn zwar nicht davon überzeugen, dass mit mir alles in Ordnung war, aber immerhin davon, dass es das Beste wäre, mich vorerst in Ruhe zu lassen. Am Freitag war es im Wesentlichen dasselbe. Samstag blieb ich den ganzen Tag zu Hause und nahm mir lediglich die Zeit, auf Ellies SMS zu antworten, in der sie mich gefragt hatte, ob ich am Abend mit den

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