Jamaica Lane - Heimliche Liebe
habe dich nicht gebeten, praktisch jeden Abend herzukommen. Das warst du. Ich habe nicht angefangen, auf dem Sofa zu kuscheln. Das warst du. Ich habe dich nicht gefragt, ob du meine Eltern kennenlernen willst. Das warst du.«
Nate stand stocksteif da. Seine Kiefer mahlten, während er mit starrem Blick meinen Teppich fixierte.
Da erst ging mir auf, dass ich im Begriff war, ihn für immer zu verlieren.
Die Erkenntnis schnürte mir die Luft ab. Es war ein Gefühl, als würden unsichtbare Hände mich in Stücke reißen.
Blind vor Tränen stieß ich hervor: »Rückblickend glaube ich, dass du wusstest, dass da mehr zwischen uns ist. Es gab Momente, da habe ich gemerkt, wie du dich vor mir zurückgezogen hast, und ich dachte dann jedes Mal: Das war’s jetzt. Das mit uns ist vorbei. Aber du bist immer wieder zurückgekommen. Wieso?«
Als sich diesmal unsere Blicke begegneten, sah ich die Angst in seinen Augen.
»Liv, lass das.«
»Lass das? Warum soll ich es lassen?«
»Weil …«, fauchte er. Sein Tonfall war einfach nur widerlich. »Wenn du weiterredest, bin ich vielleicht gezwungen, Dinge zu sagen, die ich lieber nicht sagen möchte.«
Ich schürzte verächtlich die Lippen. »Sag sie doch einfach. Na, los. Raus damit. Ich bin erwachsen.«
»Ich will nicht, dass es hässlich wird.«
»Es ist bereits hässlich, wegen dir und deinem gottverdammten widersprüchlichen Verhalten, also sag es jetzt endlich!«
»Also gut. Ich liebe dich nicht. Ich kann dich nicht lieben, und ich werde dich nicht lieben, und das hast du von Anfang an gewusst, also steh jetzt nicht da wie ein Opfer.«
Ich lachte bitter, obwohl mir seine Worte unsagbar weh taten. Gott, wie ich ihn in dem Augenblick hasste. »Letzte Woche dachte ich, dass du vielleicht der beste Mensch bist, der mir je im Leben begegnet ist. Letzte Woche habe ich dich geliebt, wie ich noch nie jemanden geliebt habe.« Es war schwer, aber zugleich eine Erleichterung, es endlich offen auszusprechen. »Durch dich habe ich gelernt, wieder mutig zu sein, Nate.« Ich wischte meine Tränen ab. Mein Herz krampfte sich zusammen, als seine Augen sich in meine brannten. »Wie kann ein Feigling wie du jemandem Mut beibringen?«
Er zuckte zurück.
Gut.
»Weißt du, was ich noch von dir gelernt habe?«
Er antwortete nicht.
»Von dir habe ich gelernt, ganz und gar an mich zu glauben. Von dir habe ich gelernt, dass ich mehr bin als das, was ich im Spiegel sehe. Und jetzt versuchst du, mir das Gegenteil einzureden, und weißt du, was ich dazu sage? Leck mich.« Ich lachte freudlos. »Ich habe es verdient, geliebt zu werden. Alles oder nichts.«
Als wäre ihm klargeworden, worauf ich hinauswollte, war da plötzlich eine Spur Unsicherheit in Nates Blick. Er machte einen Schritt auf mich zu. »Liv, ich habe dir nie irgendwelche Versprechungen gemacht, das weißt du.«
»Tu nicht so dumm«, gab ich schroff zurück. »Du warst die letzten sechs Wochen doch auch dabei! Das war nicht nur irgendein belangloser Fick, Nate, das war ich!«
»Du hast mir versprochen …«
Zu Tode erschöpft, zog ich mich vor ihm zurück. »Du hast recht, das habe ich. Ich hatte nicht damit gerechnet, dass du gewisse Grenzen überschreitest. Wir beide haben Grenzen überschritten. Ich gebe es wenigstens zu. Aber wenn du es zugibst, dann müsstest du ja gleichzeitig zugeben, was für ein egoistisches Arschloch du warst, und ich glaube kaum, dass du dazu imstande bist.«
»Du irrst dich«, knurrte er. »Ich gebe es zu. Ich dachte, wir könnten beste Freunde sein und Sex miteinander haben. Es hat nicht geklappt. Und ich bin trotzdem immer wieder zu dir gekommen und habe es schlimmer gemacht, weil ich deine Freundschaft nicht verlieren wollte. Das tut mir leid. Aber du kennst mich. Du weißt, dass ich mit Beziehungen nichts am Hut habe. Das war von Anfang an klar. Das kannst du mir nicht zum Vorwurf machen. Sei einfach … sei einfach meine Freundin, verdammte Scheiße noch mal.«
Fassungslos starrte ich ihn an. »Ich habe dir gerade gesagt, dass ich mich in dich verliebt habe.«
Als ich seine entsetzte Miene sah, begannen meine Tränen, wieder heftiger zu fließen.
»Und da erwartest du, dass ich dich jetzt noch um mich haben will?«
»Liv, tu das nicht.«
»Ich muss aber. Tut mir leid. Wenn ich bei Verstand bleiben will, dann bleibt mir nichts anderes übrig. Wenn du durch die Tür da gehst, Nate … wenn du durch die Tür gehst … dann brauchst du nie mehr wiederzukommen.«
Ein Muskel in seinem
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