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James Bond 01 - Casino Royale (German Edition)

James Bond 01 - Casino Royale (German Edition)

Titel: James Bond 01 - Casino Royale (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Fleming
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umgedrehtes M. Das würde Sinn ergeben. SMERSCH ist die Abkürzung für SMERT SCHPIONAM – Tod den Spionen –, und er glaubt, dass er mich als SCHPION gekennzeichnet hat. Es ist ärgerlich, da M mich nach meiner Rückkehr nach London vermutlich sofort wieder ins Krankenhaus schicken wird, damit ich neue Haut auf meinen Handrücken transplantiert bekomme. Es spielt allerdings keine große Rolle. Ich habe beschlossen, aus dem Dienst auszuscheiden.«
    Mathis starrte ihn mit offenem Mund an.
    »Aus dem Dienst ausscheiden?«, fragte er ungläubig. »Aus welchem Grund, um Himmels willen?«
    Bond wandte sich von Mathis ab. Er betrachtete seine verbundenen Hände.
    »Als ich gefoltert wurde«, erklärte er, »gefiel mir plötzlich der Gedanke, am Leben zu sein. Bevor Le Chiffre anfing, sagte er etwas, das mir nicht mehr aus dem Kopf geht … ‚Cowboy und Indianer spielen‘. Er meinte, dass sei es, was ich tue. Und auf einmal glaubte ich, dass er recht haben könnte.
    Sehen Sie«, sagte er und starrte immer noch auf seine Verbände, »wenn man jung ist, scheint es sehr leicht zu sein, zwischen Richtig und Falsch zu unterscheiden, doch je älter man wird, desto schwieriger wird es. In der Schule ist es einfach, sich seine eigenen Schurken und Helden zu suchen, und man wächst mit dem Wunsch auf, ein Held zu sein und die Schurken zu töten.«
    Er warf Mathis einen sturen Blick zu.
    »Nun, in den letzten zwei Jahren habe ich zwei Schurken getötet. Den ersten in New York – einen japanischen Chiffrierexperten, der unsere Codes im sechsunddreißigsten Stock des RCA-Buildings im Rockefeller Center knackte, wo die Japsen ihr Konsulat hatten. Ich nahm mir ein Zimmer im vierzigsten Stock des benachbarten Wolkenkratzers und konnte von dort aus über die Straße direkt in den Raum sehen, in dem er arbeitete. Dann besorgte ich mir einen Kollegen von unserer Organisation in New York und ein Paar dreiunddreißiger Remingtons mit Zielfernrohren und Schalldämpfern. Wir schmuggelten sie in mein Zimmer, saßen tagelang da und warteten auf unsere Gelegenheit. Mein Kollege schoss eine Sekunde vor mir auf den Mann. Seine Aufgabe bestand lediglich darin, ein Loch in die Fensterscheibe zu schlagen, damit ich den Japsen durch dieses Loch erschießen konnte. Im Rockefeller Center sind die Fenster sehr dick, um den Lärm von draußen zu dämpfen. Alles funktionierte sehr gut. Wie ich erwartet hatte, wurde seine Kugel vom Glas abgelenkt und flog Gott weiß wohin. Doch ich schoss direkt nach ihm durch das Loch, das er geschaffen hatte. Ich traf den Japsen in den Mund, und er drehte sich um und starrte durch das zerbrochene Fenster.«
    Eine Minute lang rauchte Bond schweigend seine Zigarette.
    »Es war ein recht gut ausgeführter Auftrag. Hübsch und sauber. Aus fast dreihundert Metern Entfernung. Kein persönlicher Kontakt. Das nächste Mal in Stockholm war nicht so angenehm. Ich musste einen Norweger töten, der als Doppelagent für die Deutschen arbeitete. Es war ihm gelungen, zwei unserer Männer gefangen zu nehmen – vermutlich hatte er sie kaltgestellt. Aus diversen Gründen musste dieser Auftrag vollkommen leise und unbemerkt durchgeführt werden. Ich entschied mich für das Schlafzimmer in seiner Wohnung und ein Messer. Und, nun ja, sagen wir einfach, er ist nicht sehr schnell gestorben.
    Für diese beiden Aufträge erhielt ich eine Doppelnullnummer im Geheimdienst. Ich fühlte mich ziemlich clever und erlangte den Ruf, gut und hart zu sein. In unserem Geheimdienst bedeutet eine Doppelnullnummer, dass man jemanden im Verlauf eines Auftrags kaltblütig getötet hat.
    Tja«, er sah Mathis wieder an, »das ist alles schön und gut. Der Held tötet zwei Schurken, doch wenn der Held Le Chiffre sich daran macht, den Schurken Bond zu töten, und der Schurke Bond weiß, dass er gar kein Schurke ist, sieht man plötzlich die andere Seite der Medaille. Die Schurken und Helden lassen sich nicht mehr eindeutig voneinander unterscheiden.
    Natürlich«, fügte er hinzu, als Mathis gerade protestieren wollte, »sorgt der Patriotismus dafür, dass das alles ganz in Ordnung wirkt, aber dieses ‚richtiges Land, falsches Land‘ kommt langsam ein bisschen aus der Mode. Heutzutage bekämpfen wir den Kommunismus. In Ordnung. Wenn ich vor fünfzig Jahren gelebt hätte, wäre die Art von Konservatismus, die wir heute verfolgen, beinahe Kommunismus genannt worden, und man hätte uns den Auftrag gegeben, den zu bekämpfen. Die Geschichte bewegt sich in letzter

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