Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
James Bond 01 - Casino Royale (German Edition)

James Bond 01 - Casino Royale (German Edition)

Titel: James Bond 01 - Casino Royale (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Fleming
Vom Netzwerk:
schienen nach Anerkennung für die Person zu verlangen, die sie geschickt hatte, und übermittelten pausenlos eine Botschaft des Mitgefühls und der Zuneigung. Bond fand das nervtötend. Er wurde nicht gerne verwöhnt. Es ließ ihn klaustrophobisch werden.
    Bond langweilte die Vorstellung, Vesper diese Dinge erklären zu müssen. Und es war ihm unangenehm, ein oder zwei Fragen stellen zu müssen, die ihn weiterhin vor ein Rätsel stellten. Fragen über Vespers Verhalten. Die Antworten würden sie zweifellos als Närrin dastehen lassen. Er würde M einen vollständigen Bericht abliefern müssen. Er wollte Vesper darin nicht kritisieren. Es könnte sie leicht ihren Job kosten.
    Doch vor allem wollte er die Antwort auf eine noch viel unangenehmere Frage vermeiden, wie er sich selbst eingestand.
    Der Arzt hatte oft mit Bond über seine Verletzungen gesprochen. Er hatte ihm stets versichert, dass die schrecklichen Qualen, die sein Körper durchlitten hatte, keine ernsten Folgeschäden haben würden. Er hatte gesagt, dass Bond vollständig genesen und keine seiner körperlichen Fähigkeiten einbüßen würde. Doch Bonds Augen und Nerven weigerten sich, diese beruhigenden Beteuerungen zu glauben. Er hatte immer noch schmerzhafte Schwellungen und Blutergüsse und wann immer die injizierten Schmerzmittel nachließen, litt er Höllenqualen. Doch vor allem hatte seine Vorstellungskraft gelitten. Während der einen Stunde, die er sich mit Le Chiffre in diesem Raum befunden hatte, war die Gewissheit der Impotenz in ihn hineingeprügelt worden, und in seinem Geist war eine Narbe zurückgeblieben, die nur Erfahrung heilen konnte.
    Seit dem Tag, an dem Bond Vesper im Hermitage kennengelernt hatte, hatte er sie begehrenswert gefunden, und er wusste, dass er versucht hätte, mit ihr zu schlafen, wenn die Dinge im Nachtclub anders gelaufen wären. Wenn Vesper seine Zuneigung erwidert hätte und sie nicht entführt worden wären. Selbst später, im Auto vor der Villa, als er ganz andere Probleme gehabt hatte, war er vom Anblick ihrer unanständigen Nacktheit erregt gewesen.
    Und nun, da er sie wiedersehen konnte, hatte er Angst. Davor, dass seine Sinne und sein Körper nicht auf ihre sinnliche Schönheit reagieren würden. Davor, dass er keinerlei Verlangen empfinden und sein Blut kalt bleiben würde. Im Geiste hatte er dieses erste Wiedersehen zu einem Test gemacht, und er drückte sich um das Ergebnis. Das war der wahre Grund, gestand er sich ein, warum er damit gewartet hatte, seinem Körper eine Gelegenheit für eine Reaktion zu geben, und warum er ihr erstes Wiedersehen über eine Woche lang aufgeschoben hatte. Er hätte es gern noch länger aufgeschoben, aber ihm war klar, dass er seinen Bericht schreiben musste und dass jederzeit ein Botschafter aus London eintreffen mochte, der seine ganze Geschichte hören wollen würde, dass heute so gut wie morgen war, und er sich den Tatsachen auch gleich stellen konnte.
    Also ließ er sie am achten Tag zu sich kommen. Er wollte sie am frühen Morgen sehen, wenn er sich nach einer ruhigen Nacht erholt und ausgeruht fühlte.
    Völlig ohne Grund hatte er erwartet, dass das Erlebte seine Spuren bei ihr hinterlassen hätte, dass sie blass und womöglich sogar krank wirken würde. Er war nicht auf die große, sonnengebräunte Frau in dem cremefarbenen Seidenkostüm mit dem schwarzen Gürtel vorbereitet, die fröhlich durch die Tür trat und sich lächelnd vor ihn stellte.
    »Gute Güte, Vesper«, sagte er mit einer ironischen Willkommensgeste, »Sie sehen absolut umwerfend aus. Unheil scheint Ihnen gut zu bekommen. Wie haben Sie es geschafft, sich einen so wundervollen Sonnenbrand zuzulegen?«
    »Ich fühle mich sehr schuldig«, sagte sie und nahm neben ihm Platz. »Aber ich habe mich jeden Tag gesonnt, während Sie hier gelegen haben. Sowohl der Arzt als auch der Leiter von S meinten, ich sollte es tun, also dachte ich mir, es würde Ihnen ohnehin nicht helfen, wenn ich mich den ganzen Tag lang in meinem Zimmer verkrieche. Ich habe unten an der Küste einen wundervollen kleinen Sandstrand entdeckt und ich gehe jeden Tag nach dem Mittagessen dorthin und kehre erst am Abend wieder zurück. Ein Bus bringt mich dorthin und wieder zurück, sodass ich nur einen kurzen Fußweg über die Dünen zurücklegen muss. Und ich habe es sogar geschafft, über die Tatsache hinwegzukommen, dass sich der Strand ganz in der Nähe der Villa befindet.«
    Ihre Stimme versagte.
    Die Erwähnung der Villa ließ Bonds

Weitere Kostenlose Bücher