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James Bond 01 - Casino Royale (German Edition)

James Bond 01 - Casino Royale (German Edition)

Titel: James Bond 01 - Casino Royale (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Fleming
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war wieder da. Sie drückte seine Hand und stand auf. »Ein Versprechen ist ein Versprechen«, sagte sie.
    Dieses Mal wussten sie beide, wie dieses Versprechen aussah.
    Sie nahm ihre Tasche vom Bett und ging zur Tür.
    »Soll ich morgen wiederkommen?« Sie sah Bond ernst an.
    »Ja, bitte, Vesper«, sagte Bond. »Das würde mir gefallen. Schauen Sie sich in der Gegend noch ein wenig um. Es wird sicher Spaß machen, darüber nachzudenken, was wir unternehmen können, sobald ich wieder aufstehen darf. Werden Sie sich ein paar Sachen überlegen?«
    »Ja«, sagte Vesper. »Bitte werden Sie schnell wieder gesund.«
    Sie sahen sich noch ein paar Sekunden lang an. Dann ging sie hinaus und schloss die Tür, und Bond lauschte, bis das Geräusch ihrer Schritte verklungen war.



DIE VORBEIRASENDE LIMOUSINE
    Von diesem Tag an erholte sich Bond erstaunlich schnell.
    Er saß aufrecht im Bett und schrieb seinen Bericht an M. Er verharmloste den Teil, den er immer noch als amateurhaftes Verhalten von Vespers Seite ansah, und ließ die Entführung skrupelloser klingen, als sie eigentlich gewesen war. Er lobte Vespers Gelassenheit und Haltung während des ganzen Vorfalls, ohne zu erwähnen, dass er einige ihrer Handlungen als unverantwortlich betrachtete.
    Vesper kam ihn jeden Tag besuchen, und er fieberte diesen Besuchen voller Aufregung entgegen. Sie erzählte fröhlich von ihren Erlebnissen am Vortag, ihren Erkundungen entlang der Küste und den Restaurants, in denen sie gegessen hatte. Sie hatte sich mit dem Polizeichef sowie mit einem der Casinoleiter angefreundet, und sie führten sie abends aus und liehen ihr tagsüber gelegentlich einen Wagen. Sie behielt die Reparaturarbeiten am Bentley im Auge, der zu einem Karosseriebauunternehmen in Rouen gebracht worden war, und sie kümmerte sich sogar darum, dass Bond neue Kleidung aus seiner Wohnung in London zugeschickt wurde. Von seiner ursprünglichen Garderobe war nichts mehr übrig. Jedes Stück Stoff war auf der Suche nach den vierzig Millionen Franc in Streifen geschnitten worden.
    Die Le-Chiffre-Affäre erwähnten beide nie wieder. Gelegentlich erzählte sie Bond amüsante Geschichten aus dem Büro des Leiters von S. Offenbar war sie vom WRNS – dem königlichen Marinedienst der Frauen – dorthin versetzt worden. Und er erzählte ihr im Gegenzug von einigen seiner Abenteuer beim Geheimdienst.
    Er stellte fest, dass es ihm leichtfiel, mit ihr zu reden, und das überraschte ihn.
    Im Umgang mit Frauen legte er meistens eine Mischung aus Schweigsamkeit und Leidenschaft an den Tag. Der langatmige Weg zur Verführung langweilte ihn fast so sehr wie die Ärgernisse der darauffolgenden Trennung. Die Unumgänglichkeit dieses Musters in jeder Affäre hatte für ihn etwas Grausiges. Der konventionelle Verlauf – die anfängliche Anziehung, die erste Berührung, der erste Kuss, der leidenschaftliche Kuss, das Gefühl der sich berührenden Körper, der Höhepunkt im Bett, dann mehr Zeit im Bett, dann weniger Zeit im Bett, dann die Langeweile, die Tränen und die letztendliche Bitterkeit – war für ihn beschämend und heuchlerisch. Sogar noch mehr verabscheute er die Mise en Scène jedes einzelnen Aktes in diesem Stück – das Treffen auf einer Party, das Restaurant, das Taxi, seine Wohnung, ihre Wohnung, dann das Wochenende am Meer, dann wieder die Wohnungen, die hinterhältigen Alibis und das endgültige Lebewohl auf einer Türschwelle im Regen.
    Doch mit Vesper würde es so etwas nicht geben.
    In dem tristen Zimmer und der Langeweile seiner Behandlung, war ihre tägliche Anwesenheit eine Oase der Freude, etwas, auf das er sich freuen konnte. In ihren Gesprächen spiegelte sich nur Kameradschaft mit einem fernen Unterton von Leidenschaft wider. Im Hintergrund lauerte der unausgesprochene Reiz des Versprechens, das zum richtigen Zeitpunkt und wenn beide so weit waren, eingelöst werden würde. Und über allem schwebten der Schatten seiner Verletzungen und die Qualen ihres langsamen Heilprozesses.
    Ob es Bond nun gefiel oder nicht, der Zweig war seinem Messer bereits entkommen und bereit, zu erblühen.
    Bond erholte sich erfreulich schnell. Zuerst durfte er aufstehen. Dann durfte er im Garten sitzen. Bald darauf konnte er kurze Spaziergänge unternehmen und schließlich sogar eine lange Autofahrt. Und dann kam der Nachmittag, an dem der Arzt zu einer Stippvisite aus Paris erschien und ihn für vollständig geheilt erklärte. Vesper brachte ihm seine Kleidung, er verabschiedete sich von

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