James Bond 02 - Leben und sterben lassen (German Edition)
nicht mal eine Delle hinterlassen. Tja«, schloss er, »jetzt bin ich schon zum dritten Mal davongekommen. Langsam wird mit die Sache ein wenig zu heiß.«
»Ja«, sagte Leiter nachdenklich. »Bevor Sie hier drüben eingetroffen sind, hätte man sämtliche Fehler, die Mr Big je gemacht hat, an einem Finger abzählen können. Jetzt hat er gleich drei hintereinander gemacht. Das wird ihm nicht gefallen. Wir müssen angreifen, während er noch geschwächt ist, und dann so schnell wie möglich verschwinden. Ich verrate Ihnen, was ich vorhabe. Es besteht kein Zweifel, dass das Gold über diesen Ort hier in die Staaten gelangt. Wir haben die
Secatur
immer wieder verfolgt, und sie fährt einfach nur direkt von Jamaika nach Saint Petersburg und legt an dieser Wurm- und Köderfabrik an – Rubberus, oder wie auch immer die heißt.«
»Uroboros«, korrigierte Bond. »Die Große Schlange der Mythologie. Ein guter Name für eine Wurm- und Köderfabrik.« Plötzlich kam ihm ein Gedanke. Er schlug mit der flachen Hand auf die gläserne Tischplatte. »Felix! Natürlich Uroboros – dieser Robber – verstehen Sie nicht? Mr Bigs Mann dort unten. Das muss derselbe sein.«
Leiters Gesicht hellte sich auf. »Großer Gott!«, entfuhr es ihm. »Natürlich ist es derselbe. Dieser Grieche, dem die Firma angeblich gehört, der Mann in Tarpon Springs, der in den Berichten auftaucht, die uns dieser Holzkopf Binswanger in New York gezeigt hat, ist vermutlich nur ein Strohmann. Wahrscheinlich weiß er nicht einmal, dass an der Sache was faul ist. Der Geschäftsführer ist derjenige, den wir suchen. Dieser Robber. Natürlich ist er es.«
Leiter sprang auf.
»Na los, kommen Sie. Wir gehen sofort dorthin und sehen uns die Firma mal genauer an. Das wollte ich ohnehin vorschlagen, da die
Secatur
immer an deren Anlegeplatz vor Anker geht. Sie ist momentan übrigens in Kuba«, fügte er hinzu, »Havanna. Sie ist vor einer Woche von hier aufgebrochen. Sie wurde sowohl bei ihrer Ankunft als auch vor ihrer Abfahrt gründlich durchsucht. Natürlich wurde nichts gefunden. Sie dachten, sie könnte vielleicht einen falschen Kiel haben, und haben ihn fast abgerissen. Sie musste ins Trockendock, bevor sie wieder in See stechen konnte. Nichts. Nicht einmal der Hauch von etwas Verdächtigem. Ganz zu schweigen von einem Haufen Goldmünzen. Wie dem auch sei, wir werden hingehen und dort ein wenig herumschnüffeln. Vielleicht können wir bei der Gelegenheit ja einen Blick auf unseren Freund, den Robber, werfen. Ich muss nur kurz mit Orlando und Washington reden und ihnen alles mitteilen, was wir wissen. Sie müssen Mr Bigs Agenten aus dem Zug so schnell wie möglich erwischen. Vermutlich ist es mittlerweile schon zu spät. Sehen Sie nach, wie es Solitaire geht. Sagen Sie ihr, dass sie sich nicht rühren soll, bis wir zurück sind. Schließen Sie sie ein. Wir führen sie später in Tampa zum Essen aus. Die haben dort das beste Restaurant an der ganzen Küste, kubanisch, ‚Los Novedades‘. Unterwegs halten wir am Flughafen an und buchen ihren Flug für morgen.«
Leiter griff zum Telefon und verlangte eine Leitung für ein Ferngespräch. Bond ließ ihn allein.
Zehn Minuten später waren sie unterwegs.
Solitaire hatte nicht zurückgelassen werden wollen. Sie hatte sich regelrecht an Bond festgeklammert. »Ich will hier weg«, sagte sie mit vor Angst geweiteten Augen. »Ich habe das Gefühl, dass …« Sie ließ den Satz unbeendet. Bond küsste sie.
»Ist schon gut«, sagte er. »Wir werden in etwa einer Stunde wieder zurück sein. Hier kann dir nichts passieren. Und danach werde ich dir nicht mehr von der Seite weichen, bis du morgen im Flugzeug sitzt. Wir können die Nacht sogar in Tampa verbringen und dich gleich nach Tagesanbruch zum Flughafen bringen.«
»Ja, bitte«, sagte Solitaire unruhig. »Das wäre mir sehr recht. Hier habe ich Angst. Ich habe das Gefühl, in Gefahr zu sein.« Sie legte ihre Arme um seinen Hals. »Halte mich bitte nicht für hysterisch.« Sie küsste ihn. »Jetzt kannst du gehen. Ich wollte dich nur noch mal sehen. Komm schnell zurück.«
Leiter rief nach ihm, und Bond verschloss die Tür ihres Zimmers hinter sich.
Er folgte Leiter zu dessen Wagen an der Straße und fühlte sich leicht beunruhigt. Er konnte sich nicht vorstellen, dass dem Mädchen an diesem friedlichen, gesetzestreuen Ort etwas passieren könnte oder dass Mr Big sie möglicherweise in der Everglades-Ferienhausanlage aufgespürt hatte, die schließlich nur eine
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