Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
James Bond 02 - Leben und sterben lassen (German Edition)

James Bond 02 - Leben und sterben lassen (German Edition)

Titel: James Bond 02 - Leben und sterben lassen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Fleming
Vom Netzwerk:
schützte sie möglicherweise ebenfalls.
    Bond konnte nur raten und hoffen.
    Vor allem mussten sie bis zur letztmöglichen Sekunde am Leben bleiben. Sie mussten weiteratmen, während sie als lebendes Bündel durch das Meer gezogen wurden. Viel hing davon ab, wie man sie zusammenbinden würde. Mr Big wollte ebenfalls, dass sie so lange wie möglich am Leben blieben. An einem toten Köder war er nicht interessiert.
    Wenn sie noch am Leben waren, sobald die erste Haiflosse durch die Wasseroberfläche hinter ihnen brach, hatte Bond kaltblütig entschieden, Solitaire zu ertränken. Er würde ihren Körper unter seinen drehen und sie unter Wasser halten. Dann würde er versuchen, sich selbst zu ertränken, indem er ihren Körper wieder über seinen brachte, um unten zu bleiben.
    Seine Gedanken bargen an jeder Ecke neue Schrecken. In jedem grausigen Aspekt der monströsen Folter, die sich dieser Mann für sie ausgedacht hatte, lag widerwärtiges Grauen. Aber Bond wusste, dass er ruhig und absolut entschlossen bleiben musste, bis zum Ende um ihr Leben zu kämpfen. Es lag zumindest ein gewisser Trost in dem Wissen, dass Mr Big und die meisten seiner Männer ebenfalls sterben würden. Und es gab den Hoffnungsschimmer, dass er und Solitaire überlebten. Sofern die Mine nicht versagte, hatte ihr Gegner diese Hoffnung nicht.
    Dies und hundert andere Details und Pläne waren Bond in der letzten halben Stunde, bevor sie den Schacht hinauf an die Oberfläche gebracht worden waren, durch den Kopf gegangen. Er teilte all seine Hoffnungen mit Solitaire, aber keine seiner Ängste.
    Sie hatte ihm gegenüber gelegen und ihre erschöpften blauen Augen auf ihn gerichtet. Ergeben und vertrauensvoll hatte sie seine Worte aufgenommen.
    »Mach dir um mich keine Sorgen, mein Liebling«, hatte sie gesagt, als die Männer gekommen waren, um sie zu holen. »Ich bin glücklich, wieder mit dir vereint zu sein. Mein Herz quillt über vor Glück. Irgendwie habe ich keine Angst, auch wenn der Tod sehr nah ist. Liebst du mich ein wenig?«
    »Ja«, antwortete Bond. »Und wir werden unsere Liebe haben.«
    »Aufstehen«, befahl einer der Männer.
    An der Oberfläche wurde es immer heller, und vom Fuß des Kliffs hörte Bond den Dieselantrieb des Schiffes stottern und aufheulen. Eine leichte Brise wehte Richtung Meer, aber leewärts, wo das Schiff lag, fungierte die Bucht als Abschirmung.
    Mr Big erschien im Schacht. In seiner Hand hielt er die Lederaktentasche eines Geschäftsmannes. Er sah sich einen Augenblick lang um und kam wieder zu Atem. Er beachtete weder Bond und Solitaire noch die beiden Wachen, die mit Revolvern in den Händen neben ihnen standen.
    Er sah zum Himmel auf. Plötzlich rief er mit lauter, klarer Stimme in Richtung der aufgehenden Sonne:
    »Vielen Dank, Sir Henry Morgan. Dein Schatz wird sinnvoll genutzt werden. Bitte schicke uns einen günstigen Wind.«
    Seine Handlanger rissen die Augen auf.
    »Höchstens den Hauch des Totengräbers«, sagte Bond.
    Mr Big sah ihn an.
    »Alles eingeladen?«, fragte er die Handlanger.
    »Ja, Sir, Boss«, antwortete einer von ihnen.
    »Nehmt sie mit«, befahl Mr Big.
    Sie wurden an den Rand der Klippe gebracht und die steilen Stufen hinuntergeführt. Eine Wache ging voraus, eine hinter ihnen. Mr Big folgte.
    Der Motor der langen anmutigen Jacht drehte sich leise, der Auspuff spuckte stotternd, und achtern stiegen blaue Rauchschwaden auf.
    An den Führungsseilen standen zwei Männer. Neben dem Kapitän und dem Steuermann auf der grauen stromlinienförmigen Brücke befanden sich nur drei andere Männer an Deck. Für mehr war kein Platz. Sämtlicher verfügbarer Raum war von Aquarien belegt, abgesehen von einem Anglersessel. Die Handelsflagge war gestrichen, und nur das Sternenbanner hing schlaff am Heck.
    Ein paar Meter vom Schiff entfernt lag der etwa zwei Meter lange Minenabweiser still im Wasser, das im frühen Morgengrauen türkis wirkte. Der rote torpedoförmige Minenabweiser war an einem Drahtseil befestigt, das aufgerollt auf dem Deck lag. Bond schätzte, dass es sich um gut fünfzig Meter handelte. Das Wasser war kristallklar, und es waren keine Fische zu sehen.
    Der Hauch des Totengräbers hatte fast völlig nachgelassen. Schon bald würde der Atem des Doktors von der See herüberwehen. Doch wie bald?, fragte sich Bond. War es ein Omen?
    Weit hinter dem Schiff konnte er das Dach von Beau Desert zwischen den Bäumen sehen, aber der Anlegesteg, die Jacht und die Klippentreppen lagen noch in tiefem

Weitere Kostenlose Bücher