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James Bond 02 - Leben und sterben lassen (German Edition)

James Bond 02 - Leben und sterben lassen (German Edition)

Titel: James Bond 02 - Leben und sterben lassen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Fleming
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noch bewegten sie sich langsam durch das Wasser.
    Fünf Meter, zehn, fünfzehn, zwanzig.
    Nur noch vierzig Meter, bis sie auf das Korallenriff treffen würden.
    Die
Secatur
hatte es wohl gerade hinter sich gelassen. Bond holte tief Luft. Es musste nun kurz nach sechs sein. Was war mit der verdammten Mine? Bond schickte ein schnelles Stoßgebet gen Himmel. »Gnade uns Gott«, murmelte er ins Wasser.
    Plötzlich spürte er, wie sich das Seil unter seinen Armen anspannte.
    »Atme, Solitaire, atme«, rief er, als sie in Bewegung kamen und das Wasser an ihnen vorbeizubrausen begann.
    Nun flogen sie über das Meer auf das wartende Riff zu.
    Sie spürten einen leichten Ruck. Bond nahm an, dass der Minenabweiser gegen einen Felsen oder ein Stück Koralle geprallt war. Dann rasten sie in ihrer tödlichen Umarmung weiter.
    Noch dreißig Meter, zwanzig, zehn.
    Herr im Himmel, dachte Bond. Wir sind geliefert. Er spannte seine Muskeln gegen den bevorstehenden Schmerz und manövrierte Solitaire weiter über sich, um sie vor dem Schlimmsten zu bewahren.
    Plötzlich wurde ihm die Luft aus den Lungen gepresst und er hatte das Gefühl, von einer riesigen Faust so heftig gegen Solitaire geworfen zu werden, dass sie aus dem Wasser gehoben wurde und wieder zurückfiel. Einen Sekundenbruchteil später erleuchtete ein Lichtblitz den Himmel, und das Donnern einer Explosion war zu hören.
    Sie blieben im Wasser liegen, und Bond spürte, wie sie das Gewicht des nun schlaffen Seils nach unten zog.
    Seine Beine sanken unter seinen benommenen Körper, und Wasser lief ihm in den Mund.
    Das brachte ihn wieder zu Bewusstsein. Seine Beine fingen an, unter ihm Wasser zu treten, was ihre Münder wieder an die Oberfläche brachte. Das Mädchen hing leblos in seinen Armen. Verzweifelt bemühte er sich, über Wasser zu bleiben. Während er Solitaires schlaff herabhängenden Kopf mit seiner Schulter oben hielt, schaute er sich um.
    Das Erste, was er sah, war das verwirbelte Wasser über dem Riff, keine fünf Meter entfernt. Ohne seinen Schutz wären sie beide von der Schockwelle getötet worden. Um seine Beine herum spürte er die Strömungen des Riffs. Er bewegte sich verzweifelt darauf zu und schnappte nach Luft, wann immer er konnte. Seine Lunge brannte vor Anstrengung, und er sah den Himmel wie durch einen roten Film. Das Seil zog ihn nach unten, und Solitaires Haare gerieten in seinen Mund und drohten, ihn zu ersticken.
    Plötzlich fühlte er das scharfe Kratzen einer Koralle an der Rückseite seiner Beine. Er begann, wild um sich zu treten, um einen Halt für seine Füße zu finden, und schabte sich dabei mit jeder Bewegung mehr Haut ab.
    Doch er spürte die Schmerzen kaum.
    Nun wurden sein Rücken und seine Arme zerkratzt. Hilflos strampelte er umher, und jeder Atemzug brannte. Dann spürte er ein Nadelkissen unter seinen Füßen. Er verlagerte all sein Gewicht darauf und lehnte sich gegen die starke Unterströmung, die ihn abtreiben wollte. Seine Füße hielten stand, und schließlich fühlte er einen Fels im Rücken. Er lehnte sich keuchend dagegen. Von seinem ganzen Körper strömte Blut ins Wasser, während er sich bemühte, den kalten, kaum noch atmenden Leib des Mädchens oben zu halten.
    Eine Minute lang ruhte er sich mit geschlossenen Augen aus. Er hustete schmerzhaft und wartete darauf, dass er wieder richtig zu sich kam. Sein erster Gedanke galt dem Blut im Wasser um sie herum. Aber er nahm an, dass die Raubfische nicht ins Riff kommen würden. Es gab ohnehin nichts, was sie dagegen hätten unternehmen können.
    Dann schaute er aufs Meer hinaus.
    Von der
Secatur
war nichts mehr zu sehen.
    Hoch oben im ruhigen Himmel prangte ein riesiger Rauchpilz, der vom Atem des Doktors landeinwärts getrieben wurde.
    Überall im Wasser verstreut schwammen Gegenstände, ein paar Köpfe tauchten auf und wieder ab, und die ganze See funkelte mit den weißen Leibern der Fische, die durch die Explosion betäubt oder getötet worden waren. In der Luft hing ein starker Geruch nach Sprengstoff. Am Rande des Trümmerfelds trieb der rote Minenabweiser, verankert durch das Stahlkabel, dessen anderes Ende irgendwo auf dem Meeresboden liegen musste. Auf der glatten Oberfläche der See tauchten Luftbläschen auf.
    Etwas außerhalb des Kreises aus auftauchenden Köpfen und toten Fischen glitten ein paar dreieckige Flossen durch das Wasser. Während Bond zusah, erschienen immer mehr. Einmal sah er eine riesige Schnauze aus dem Meer kommen, die sich auf etwas

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