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James Bond 02 - Leben und sterben lassen (German Edition)

James Bond 02 - Leben und sterben lassen (German Edition)

Titel: James Bond 02 - Leben und sterben lassen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Fleming
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der Tür und sah sie beide an.
    »Eine kurze, aber sehr gute Nacht Ihnen beiden.«



SCHRECKEN AUF SEE
    Es war noch dunkel, als ihre Bewacher sie holen kamen. Das Seil um ihre Beine wurde durchgeschnitten, und mit immer noch gefesselten Armen wurden sie die restlichen Steinstufen hinauf zur Oberfläche geführt.
    Sie standen zwischen den spärlichen Bäumen, und Bond roch die kühle Morgenluft. Er blickte durch die Bäume nach Osten und sah, dass die Sterne dort blasser wirkten und der Horizont durch die hereinbrechende Morgendämmerung erleuchtet war. Das nächtliche Konzert der Grillen war fast beendet, und irgendwo auf der Insel trällerte eine Spottdrossel ihre ersten Noten.
    Er schätzte, dass es ungefähr halb sechs sein musste.
    Einige Minuten lang standen sie einfach nur da. Handlanger marschierten mit Bündeln und Reisetaschen an ihnen vorbei und unterhielten sich in fröhlichem Flüsterton. Die Türen der wenigen mit Stroh gedeckten Hütten zwischen den Bäumen waren offen gelassen worden. Die Männer versammelten sich rechts von Bond und Solitaire am Rand der Klippe und verschwanden über die Stufen nach unten. Sie kamen nicht zurück. Es war eine Evakuierung. Die gesamte Besatzung der Insel brach auf.
    Bond rieb seine nackte Schulter an Solitaire, und sie presste sich gegen ihn. Nach dem stickigen Kerker kam ihnen die Luft kalt vor, und Bond zitterte. Aber es war besser, sich zu bewegen, als dort unten auf das Unvermeidliche warten zu müssen.
    Sie wussten beide, was getan werden musste. Sie kannten die Spielregeln.
    Nachdem Mr Big gegangen war, hatte Bond keine Zeit verloren. Flüsternd hatte er dem Mädchen von der Haftmine unter dem Schiff erzählt, die ein paar Minuten nach sechs explodieren würde, und ihr die Faktoren aufgezählt, die entschieden, wer an diesem Morgen sterben würde.
    Zuerst einmal spekulierte er auf Mr Bigs Hang zu Genauigkeit und Effizienz. Die
Secatur
musste um Punkt sechs Uhr auslaufen. Dafür durfte keine Wolke am Himmel stehen, denn sonst wäre es zu dunkel, um sicher durch das Riff zu kommen. In diesem Fall würde Mr Big das Auslaufen verschieben. Und wenn sich Bond und Solitaire neben dem Schiff auf dem Anlegesteg befanden, würden sie zusammen mit Mr Big getötet werden.
    Angenommen, das Schiff segelte genau rechtzeitig ab, wie weit und zu welcher Seite würden sie dann hinter ihm hergezogen werden? Bond nahm an, dass es wahrscheinlich backbord sein würde, und das Kabel bis zum Minenabweiser schätzte er auf knapp fünfzig Meter. Sie würden dann noch einmal zwanzig oder dreißig Meter dahinter hängen.
    Wenn er recht hatte, würden sie über das äußere Riff gezogen werden, sobald die
Secatur
die Passage durchsegelt und fünfzig Meter zurückgelegt hatte. Sie würde den Durchgang wahrscheinlich mit ungefähr drei Knoten passieren und dann auf zehn oder sogar zwanzig Knoten beschleunigen. Zuerst würden ihre Körper in einem langsamen Bogen von der Insel weggezogen und dabei am Ende des Seils hin und her geworfen werden. Dann würde das Seil des Minenabweisers stramm sein. Und wenn die
Secatur
das Riff hinter sich gelassen hatte, würden sie immer noch darauf zuschießen. Der Minenabweiser würde das Riff erst dann durchqueren, wenn das Schiff bereits über vierzig Meter davon entfernt war.
    Bond erschauderte bei dem Gedanken an die Verletzungen, die ihre Körper davontragen würden, wenn sie über die rasiermesserscharfen Korallen gezogen wurden. Es würde ihnen die Haut an Rücken und Beinen abschälen.
    Sobald sie das Riff hinter sich ließen, wären sie nicht mehr als ein großer blutender Köder, und es war nur noch eine Frage von Minuten, bevor sich der erste Hai oder Barrakuda auf sie stürzte.
    Und Mr Big würde gemütlich an Deck sitzen und die blutige Show beobachten, vielleicht sogar mit einem Fernglas. Er würde die Minuten und Sekunden herunterzählen, während der lebende Köder immer kleiner und kleiner wurde und die Raubfische schließlich ins blutbefleckte Seil bissen.
    Bis nichts mehr übrig war.
    Dann würden sie den Minenabweiser einziehen und mit der Jacht anmutig in Richtung der fernen Florida Keys, des Cape Sable und des sonnenbeschienenen Kais im Hafen von Saint Petersburg davonsegeln.
    Und wenn die Mine explodierte, während sie noch im Wasser waren, nur fünfzig Meter von Schiff entfernt? Was würde die Druckwelle mit ihren Körpern anstellen? Es musste nicht tödlich sein. Die Hülle des Schiffes sollte einen Großteil absorbieren. Das Riff

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