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James Bond 03 - Moonraker (German Edition)

James Bond 03 - Moonraker (German Edition)

Titel: James Bond 03 - Moonraker (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Fleming
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rückte, und all ihre Instinkte rieten ihr, sich aus dem Staub zu machen. Doch das tägliche Drama dieser romantisch-abenteuerlichen Welt, in der sie sich wie eine Art Florence Nightingale fühlen konnte, verband sie immer fester mit der Gesellschaft der andere Frauen im Hauptquartier, und jeden Tag erschien es ihr schwieriger, die Vaterfigur, zu der der Secret Service für sie geworden war, durch eine Kündigung zu verraten.
    Außerdem war sie eine der am meisten beneideten Frauen im Gebäude und gehörte der kleinen Gruppe leitender Sekretärinnen an, die Zugang zum Allerheiligsten hatten. Hinter ihrem Rücken nannten die anderen Mädchen sie die »Perlenketten-und-Twinset«-Fraktion, um auf ihre vermeintlich bessere Herkunft anzuspielen. Soweit es die Personalabteilung betraf, war sie dazu bestimmt, in spätestens zwanzig Jahren auf der Neujahrsehrenliste zu stehen, zwischen Beamten der Fischereibehörde, der Post und des Fraueninstituts, denen der Orden des Britischen Königreiches verliehen wurde: »Miss Loelia Ponsonby, Leitende Sekretärin des Verteidigungsministeriums.«
    Sie wandte sich vom Fenster ab. Sie trug eine pink-weiß gestreifte Bluse und einen schlichten dunkelblauen Rock.
    Bond lächelte in ihre grauen Augen. »Ich nenne Sie doch nur montags Lil«, sagte er. »Und den Rest der Woche Miss Ponsonby. Aber ich werde Sie niemals Loelia nennen. Das klingt einfach zu sehr nach einem unanständigen Limerick. Haben Sie Nachrichten für mich?«
    »Nein«, erwiderte sie kurz angebunden. Dann gab sie nach: »Aber auf Ihrem Schreibtisch liegt stapelweise Zeug. Nichts Dringendes. Aber davon eine Menge. Oh, und die Gerüchteküche besagt, dass 008 rausgekommen ist. Er befindet sich momentan in Berlin und erholt sich. Ist das nicht wunderbar?«
    Bond drehte sich zu ihr um. »Wann haben Sie das gehört?«
    »Vor etwa einer halben Stunde«, antwortete sie.
    Bond öffnete die innere Tür zum großen Büro mit den drei Schreibtischen, und schloss sie hinter sich. Er stellte sich ans Fenster und sah auf das späte Frühlingsgrün der Bäume im Regent’s Park hinaus. Also hatte Bill es doch geschafft. Peenemünde und zurück. Der Teil mit dem Ausruhen in Berlin klang weniger gut. Musste ganz schön zugerichtet sein, der Arme. Aber Bond würde auf weitere Neuigkeiten aus dem einzigen Informationsleck des Gebäudes warten müssen, gegen das das Sicherheitspersonal nichts ausrichten konnte – die Damentoilette.
    Bond seufzte. Er setzte sich an seinen Schreibtisch und zog den Stapel brauner Aktenmappen zu sich herüber, auf denen der rote Stern prangte, der »streng geheim« bedeutete. Und was war mit 0011? Vor zwei Monaten war er in einem Amüsierviertel in Singapur verschwunden. Seitdem hatte man nichts mehr von ihm gehört. Während er, Bond, Nummer 007 und Dienstältester der drei Männer, die sich die Doppelnull verdient hatten, an seinem komfortablen Schreibtisch saß, Papierkram erledigte und mit ihrer Sekretärin flirtete.
    Er zuckte mit den Schultern und schlug entschlossen die oberste Aktenmappe auf. Darin befand sich eine detaillierte Karte von Südpolen und dem nordöstlichen Deutschland. Das Besondere daran war eine gewundene rote Linie, die Warschau mit Berlin verband. Dahinter steckte ein langes, mit Schreibmaschine geschriebenes Memorandum mit der Überschrift:
Die Hauptstrecke: Eine etablierte Fluchtroute von Ost nach West
.
    Bond zog sein schwarzes Zigarettenetui und sein Ronson-Feuerzeug heraus und legte sie neben sich auf den Schreibtisch. Er zündete sich eine seiner Zigaretten mit den drei goldenen Ringen an, die die Firma Morlands in der Grosvenor Street extra für ihn herstellte. Dann machte er es sich auf dem gepolsterten Drehsessel bequem und begann zu lesen.
    Es war der Anfang eines typischen Arbeitstages für Bond. Es kam nur zwei, drei Mal im Jahr vor, dass ein Auftrag nach seinen besonderen Fähigkeiten verlangte. Den Rest des Jahres hatte er die Pflichten eines gelassenen Beamten im höheren Dienst zu erfüllen. Flexible Arbeitszeiten von ungefähr zehn bis achtzehn Uhr; eine Mittagspause, die er meistens in der hauseigenen Kantine verbrachte; abends spielte er Karten, manchmal mit ein paar engen Freunden zu Hause, manchmal im Casino. Oder er schlief auf recht leidenschaftslose Art mit einer von drei willigen verheirateten Frauen. Am Wochenende war er oft in einem der Golfclubs um London herum zu finden, wo er um hohe Einsätze spielte.
    Er nahm sich nie frei, bekam aber normalerweise nach

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