James Bond 04 - Diamantenfieber (German Edition)
Sie Mr Saye mitteilen, der dort die Leitung innehat. Sie werden sich fragen, ob es möglich ist, dass Mr Saye irgendwelche Gerüchte von der anderen Seite gehört hat. Sein New Yorker Büro könnte etwas wissen. Sie wissen schon, alles ganz nett und höflich. Aber sehen Sie ihm in die Augen. Üben Sie so viel Druck aus, wie Sie können, ohne ihm einen Grund zur Beschwerde zu liefern. Dann entschuldigen Sie sich und verlassen den Laden und vergessen das Ganze. In Ordnung? Irgendwelche Fragen?«
»Nein, Sir«, erwiderte Sergeant Dankwaerts schwerfällig.
Vallance sprach in die Gegensprechanlage, und einen Augenblick später erschien ein blasser, recht unterwürfig wirkender Mann, der äußerst schicke Zivilkleidung trug und einen kleinen Aktenkoffer bei sich hatte. Er wartete direkt vor der Tür.
»Guten Tag, Sergeant. Kommen Sie und sehen Sie sich meinen Freund hier an.«
Der Sergeant trat ein, stellte sich nah an Bond heran und drehte ihn höflich zum Licht. Zwei sehr gründliche dunkle Augen betrachteten sein Gesicht eine ganze Minute lang. Dann trat der Mann einen Schritt zurück.
»Bei der Narbe kann ich nicht länger als sechs Stunden garantieren, Sir«, sagte er. »Nicht bei dieser Hitze. Aber der Rest dürfte kein Problem sein. Wer soll er sein, Sir?«
»Er soll Sergeant James sein, ein Mitglied von Sergeant Dankwaerts‘ Stab.« Vallance warf einen Blick auf seine Uhr. »Nur für drei Stunden. In Ordnung?«
»Natürlich, Sir. Soll ich dann anfangen?« Als Vallance nickte, führte der Polizist Bond zu einem Stuhl am Fenster, legte seinen kleinen Aktenkoffer daneben auf den Boden, kniete sich hin und öffnete ihn. Dann beschäftigten sich seine flinken Finger zehn Minuten lang mit Bonds Gesicht und Haar.
Bond ließ alles geschehen und hörte zu, wie Vallance mit dem House of Diamonds telefonierte. »Nicht vor halb vier? Würden Sie Mr Saye dann bitte ausrichten, dass zwei meiner Männer pünktlich um halb vier dort sein werden, um mit ihm zu sprechen? Ja, ich fürchte, es ist sehr wichtig. Natürlich nur eine Formalität. Eine Routinebefragung. Ich denke, es wird nicht mehr als zehn Minuten von Mr Sayes Zeit in Anspruch nehmen. Vielen Dank. Ja. Stellvertretender Commissioner Vallance. Ganz genau. Scotland Yard. Danke. Auf Wiederhören.«
Vallance legte auf und wandte sich an Bond. »Die Sekretärin sagt, Saye wird nicht vor halb vier zurück sein. Ich schlage vor, Sie gehen um Viertel nach drei dorthin. Es kann nie schaden, sich erst einmal umzusehen. Es ist immer nützlich, den Kandidaten ein wenig nervös zu machen. Wie sieht es aus?«
Sergeant Lobiniere hielt Bond einen Taschenspiegel vors Gesicht.
Ein Hauch von Weiß an den Schläfen. Die Narbe verschwunden. Eine Andeutung von Eifer in den Augen- und Mundwinkeln. Kaum merkliche Schatten unter den Wangenknochen. Nichts, was man genau benennen konnte, aber alles fügte sich zu einer Person zusammen, die mit Sicherheit nicht James Bond war.
»WAS GEHT HIER VOR?«
Im Streifenwagen war Sergeant Dankwaerts mit seinen eigenen Gedanken beschäftigt. Schweigend fuhren sie den Strand entlang und über die Chancery Lane nach Holborn. Am Kaufhaus Gamages bogen sie nach links Richtung Hatton Garden ab, und der Wagen näherte sich den makellosen weißen Türen des Diamond Club.
Bond folgte seinem Begleiter über den Bürgersteig zu der adretten Tür, in deren Mitte ein gründlich poliertes Messingschild mit der Aufschrift »The House of Diamonds« prangte. Und darunter stand »Rufus B. Saye. Vizepräsident für Europa«. Sergeant Dankwaerts betätigte die Klingel, und ein elegantes jüdisches Mädchen öffnete die Tür und führte sie durch die mit dickem Teppich ausgelegte Eingangshalle in einen getäfelten Warteraum.
»Mr Saye sollte jeden Moment hier sein«, sagte sie desinteressiert. Dann ging sie hinaus und schloss die Tür.
Der Warteraum war luxuriös, und dank eines für die Jahreszeit unpassenden Feuers im Kamin herrschte eine geradezu tropische Hitze. In der Mitte des dunkelroten Teppichs standen ein runder Rosenholztisch im Stil des Neoklassizismus und sechs dazu passende Lehnstühle, deren Wert Bond auf mindestens eintausend Pfund schätzte. Auf dem Tisch lagen aktuelle Zeitschriften und mehrere Ausgaben der
Kimberley Diamond News
. Dankwaerts‘ Augen leuchteten auf, als er sie sah, und er nahm Platz und fing an, die Juniausgabe durchzublättern.
An jeder der vier Wände hing ein großes Blumengemälde in einem goldenen Rahmen. Diese Bilder
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