Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
James Bond 04 - Diamantenfieber (German Edition)

James Bond 04 - Diamantenfieber (German Edition)

Titel: James Bond 04 - Diamantenfieber (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Fleming
Vom Netzwerk:
die Stuhllehne in den dreiteiligen Spiegel. Ihre nackten Arme waren entlang der hohen schwarzen Rückenlehne gefaltet und ihr Kinn ruhte darauf. Ihre Wirbelsäule war durchgebogen, und in der Art, wie sie ihren Kopf und ihre Schultern hielt, lag etwas Arrogantes. Der schwarze Streifen ihres BHs, der über ihren nackten Rücken verlief, der knappe schwarze Spitzenslip und die gespreizte Stellung ihrer Beine raubten Bond fast den Verstand.
    Das Mädchen wandte den Blick von ihrem Gesicht im Spiegel und betrachtete stattdessen kurz und kühl sein Spiegelbild.
    »Ich vermute, Sie sind die neue Aushilfe«, sagte sie mit einer leisen, recht heiseren Stimme, die vollkommen unverbindlich klang. »Nehmen Sie Platz und genießen Sie die Musik. Das ist die beste Platte, die je aufgenommen wurde.«
    Bond war amüsiert. Folgsam ging er die paar Schritte zu einem niedrigen Sessel, verrückte ihn ein wenig, damit er sie durch den Durchgang zum Schlafzimmer immer noch sehen konnte, und setzte sich.
    »Stört es Sie, wenn ich rauche?«, fragte er, nahm sein Etui heraus und schob sich eine Zigarette in den Mund.
    »Wenn das die Art ist, auf die Sie sterben wollen.«
    Miss Case nahm die stumme Betrachtung ihres Gesichts im Spiegel wieder auf, während der Pianist »J’attendrai« spielte. Dann endete die Platte.
    Gleichgültig erhob sie sich mit einem Hüftschwung von ihrem Stuhl. Sie drehte den Kopf halb herum, und das blonde Haar, das schwer bis auf ihre Schultern fiel, wölbte sich mit der Bewegung und fing das Licht ein.
    »Wenn Ihnen die Platte gefällt, drehen Sie sie ruhig um«, sagte sie sorglos. »Ich bin in einem Augenblick bei Ihnen.« Sie verschwand aus seinem Sichtfeld.
    Bond ging zum Grammofon und nahm die Platte von der Drehscheibe. Es handelte sich um eine Aufnahme von George Feyer mit rhythmischer Begleitung. Er warf einen Blick auf die Nummer und merkte sie sich. Sie lautete Vox 500. Er betrachtete die andere Seite, übersprang »La Vie en Rose«, weil er damit unangenehme Erinnerungen verband, und setzte die Nadel auf den Anfang von »Avril au Portugal«.
    Bevor er sich wieder vom Grammofon entfernte, zog er die Schreibtischunterlage darunter vorsichtig hervor und hielt sie vor die Standardlampe neben dem Schreibtisch. Er hielt sie seitlich unter das Licht und betrachtete sie eingehend. Sie war vollkommen unberührt. Er zuckte mit den Schultern, schob sie wieder unter das Gerät und kehrte zu seinem Sessel zurück.
    Er fand, dass die Musik zu dem Mädchen passte. Sämtliche Melodien schienen ihr zu gehören. Kein Wunder, dass es ihre Lieblingsplatte war. Sie besaß ihre schamlose Sinnlichkeit, den rauen Ton ihrer Manieren und die Intensität, die in ihren Augen gewesen war, als sie ihn aus dem Spiegel heraus launisch angesehen hatte.
    Bond hatte keine Vorstellung von dieser Miss Case gehabt, die ihn nach Amerika begleiten sollte. Er war davon ausgegangen, dass es sich um eine hartgesottene, verbrauchte Schlampe mit toten Augen handeln würde – eine unnachgiebige, verbissene Frau, die ihre besten Jahre hinter sich hatte und deren Körper für die Gangs, für die sie arbeitete, nicht länger von Interesse war. Dieses Mädchen war tatsächlich hartgesotten, zumindest was ihr Auftreten anging, doch wie auch immer die Geschichte ihres Körpers aussehen mochte, ihre Haut hatte im Licht voller Leben geleuchtet.
    Wie lautete ihr Vorname? Bond erhob sich wieder und ging zum Grammofon. An einem der Griffe befand sich ein Adressschild von Pan-American Airways. Darauf stand:
Miss T. Case
. T? Bond kehrte erneut zu seinem Sessel zurück. Teresa? Tess? Thelma? Trudy? Tilly? Keiner dieser Namen schien zu passen. Ganz sicher nicht Trixie oder Tony oder Tommy.
    Er war immer noch mit dem Problem beschäftigt, als sie leise im Durchgang zum Schlafzimmer erschien, sich mit einem Ellbogen an den Türpfosten lehnte und ihren Kopf seitlich auf ihre Hand legte. Sie betrachtete ihn nachdenklich.
    Bond stand ohne Eile auf und erwiderte ihren Blick.
    Sie war ausgehfertig angezogen, abgesehen von ihrem kleinen schwarzen Hut, den sie locker in der Hand hielt. Sie trug ein schwarzes, maßgeschneidertes Kleid über einer dunkelolivgrünen Bluse, die bis zum Hals zugeknöpft war, goldfarbene Nylonstrümpfe und schwarze Krokodillederschuhe mit eckiger Spitze, die sehr teuer aussahen. Am einen Handgelenk befand sich eine zierliche goldene Uhr an einem schwarzen Band, am anderen ein schweres Goldarmband. Am dritten Finger ihrer linken Hand funkelte

Weitere Kostenlose Bücher