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James Bond 04 - Diamantenfieber (German Edition)

James Bond 04 - Diamantenfieber (German Edition)

Titel: James Bond 04 - Diamantenfieber (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Fleming
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hatten etwas fast schon Dreidimensionales an sich, das Bonds Aufmerksamkeit erregte, und er trat näher an eins von ihnen heran, um es sich genauer anzusehen. Es war gar kein Gemälde, sondern eine stilisierte Zusammenstellung frisch geschnittener Blumen, die sich hinter Glas in Nischen befanden, die mit kupferfarbenem Samt ausgekleidet waren. Bei den anderen war es genauso, und die vier Waterford-Vasen, in denen die Blumen standen, passten perfekt zusammen.
    Im Raum war es sehr leise, abgesehen vom hypnotischen Ticken einer großen, hell lackierten Wanduhr und dem sanften Murmeln von Stimmen hinter einer Tür gegenüber dem Eingang. Ein Klicken ertönte, die Tür öffnete sich ein paar Zentimeter, und eine Stimme mit starkem ausländischem Akzent verkündete gewandt: »Aber Mister Grunspan, warum machen Sie es mir so schwer? Wir müssen alle unseren Lebensunterhalt verdienen, ja? Ich sage Ihnen, dieser wundervolle Stein hat mich zehntausend Pfund gekostet. Zehntausend! Sie glauben mir nicht. Aber ich schwöre es. Bei meiner Ehre.« Eine Pause entstand, und dann gab die Stimme ihr letztes Gebot ab. »Noch besser! Ich wette fünf Pfund!«
    Gelächter erklang. »Willy, Sie sind wahrlich ein Original«, sagte eine amerikanische Stimme. »Aber das können Sie vergessen. Ich würde Ihnen gerne helfen, aber dieser Stein ist nicht mehr als neuntausend wert, und ich gebe Ihnen noch hundert obendrauf, nur für Sie. Also schwirren Sie ab und denken Sie darüber nach. In der Street werden Sie kein besseres Angebot bekommen.«
    Die Tür öffnete sich ganz, und das Paradebeispiel eines amerikanischen Geschäftsmanns mit Kneifer und einem verkniffenen Mund scheuchte einen kleinen genervt wirkenden Juden mit einer großen roten Rose im Knopfloch hinaus. Sie schienen überrascht zu sein, dass der Warteraum besetzt war, und mit einem an niemand Bestimmtes gerichteten »Verzeihung« drängte der Amerikaner seinen Begleiter regelrecht durch den Raum und in den Flur hinaus. Die Tür schloss sich hinter ihnen.
    Dankwaerts sah zu Bond auf und zwinkerte. »Das war eine knappe Zusammenfassung des Diamantengeschäfts«, erklärte er. »Das war Willy Behrens, einer der bekanntesten unabhängigen Zwischenhändler in der Street. Ich schätze, bei dem anderen Mann handelte es sich um Sayes Käufer.« Er wandte sich wieder seiner Zeitung zu, und Bond, der dem Drang widerstand, sich eine Zigarette anzuzünden, widmete sich erneut der Betrachtung der »Blumenbilder«.
    Plötzlich zerriss die tickende Stille des luxuriösen mit Teppich ausgelegten Raums. Im gleichen Moment rutschte ein Holzscheit im Kamin herunter, die Uhr an der Wand schlug zur halben Stunde, die Tür wurde aufstoßen, und ein großer, dunkler Mann stürmte mit zwei schnellen Schritten in den Raum und starrte die beiden mit aufmerksamen Augen an.
    »Mein Name ist Saye«, sagte er barsch. »Was geht hier vor? Was wollen Sie?«
    Hinter ihm stand die Tür offen. Sergeant Dankwaerts erhob sich, trat höflich, aber bestimmt um den Mann herum, und schloss sie. Dann kehrte er in die Mitte des Raums zurück.
    »Ich bin Sergeant Dankwaerts von der Spezialabteilung von Scotland Yard«, sagte er mit leiser, friedlicher Stimme. »Und dies«, er deutete auf Bond, »ist Sergeant James. Ich führe eine Routinebefragung bezüglich ein paar gestohlener Diamanten durch. Der stellvertretende Commissioner«, erklärte er mit Samtstimme, »war der Meinung, dass Sie uns möglicherweise behilflich sein könnten.«
    »Ja?«, erwiderte Mr Saye. Er warf diesen beiden unterbezahlten Plattfüßen, die die Frechheit besaßen, seine Zeit zu verschwenden, einen verächtlichen Blick zu. »Fahren Sie fort.«
    Während Sergeant Dankwaerts in einer Tonlage, die für einen Gesetzesbrecher bedrohlich ruhig geklungen hätte, und mit gelegentlichen Blicken in ein kleines schwarzes Notizbuch eine Geschichte voller Polizeifloskeln wiedergab, musterte Bond Mr Saye ganz offen, was diesen ebenso wenig zu beunruhigen schien wie der Unterton in Sergeant Dankwaerts Worten.
    Mr Saye war ein großer, stämmiger Mann, dem die Härte eines Quarzbrockens anhaftete. Er hatte ein sehr kantiges Gesicht, dessen scharfe Züge von kurzem, drahtigem schwarzem Haar betont wurden, das in einem Militärhaarschnitt ohne Koteletten gehalten war. Seine Augenbrauen waren schwarz und gerade, und direkt darunter saßen zwei sehr scharfe und ruhige schwarze Augen. Er war glatt rasiert, und seine Lippen bildeten eine dünne und recht lange gerade

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