James Bond 04 - Diamantenfieber (German Edition)
Möglichkeit gehabt hätte, das Hauslimit zu überschreiten – was ihm jedoch sicher nicht gestattet wurde, so wie ich Mr Wilbur Clark vom Desert Inn kenne –, dann hätte er zweihundertfünfzig Millionen Dollar gemacht! Natürlich passierte das nicht. Der Soldat gewann siebenhundertfünfzig Dollar und machte sich dann damit aus dem Staub, als ob der Teufel hinter ihm her wäre. Sie haben nicht einmal seinen Namen erfahren. Heute liegt dieses legendäre rote Würfelpaar auf einem Satinkissen in einer Glasvitrine im Desert Inn Casino.«
»Das muss für gute Publicity gesorgt haben.«
»Darauf können Sie Gift nehmen!«, bestätigte Leiter. »Sämtliche Werbefachleute der Welt hätten sich das nicht ausdenken können. Ein Wunschtraum wurde wahr – und warten Sie nur ab, bis Sie die Wünsche der Leute in diesen Casinos erleben. In einem einzigen Casino werden innerhalb von vierundzwanzig Stunden achtzig Paar Würfel und hundertzwanzig Spielkartendecks aus Plastik verbraucht, und jeden Morgen wandern fünfzig einarmige Banditen in die Werkstatt. Und warten Sie nur ab, bis Sie diese kleinen alten Damen mit ihren Handschuhen gesehen haben, die die einarmigen Banditen bedienen. Die haben Einkaufskörbe dabei, um ihre Münzen mit sich herumzutragen. Sie sitzen zehn bis zwanzig Stunden täglich vor den Spielautomaten, ohne zwischendurch mal zur Toilette zu gehen. Sie glauben mir nicht? Wissen Sie, warum die diese Handschuhe tragen? Damit ihre Hände nicht anfangen zu bluten.«
Bond schnaubte unverbindlich.
»Schon gut, schon gut«, sagte Leiter. »Natürlich brechen diese Leute irgendwann zusammen. Hysterie, Herzinfarkte, Schlaganfälle. Die Bilder der Kirschen und Pflaumen und Glocken kriechen durch ihre Augen in ihre Gehirne. Und sämtliche Casinos haben hauseigene Ärzte, die vierundzwanzig Stunden am Tag auf Abruf bereitstehen, und die kleinen alten Damen werden dann einfach nach draußen getragen, während sie ‚Jackpot! Jackpot! Jackpot!‘ rufen, als ob das der Name ihres toten Geliebten wäre. Und denken Sie nur an die Bingohallen, die Glücksräder und die endlosen Spielautomatenreihen im Golden Nugget und im Horseshoe in Downtown. Lassen Sie sich bloß nicht vom Spielfieber anstecken, denn dann vergessen Sie Ihren Auftrag, Ihr Mädchen und sogar Ihr eigenes Wohlergehen. Zufälligerweise kenne ich die grundlegenden Chancen bei allen Spielen und ich weiß auch, wie gerne Sie spielen, also tun Sie mir einen Gefallen und merken Sie sich das, was ich jetzt sage. Am besten schreiben Sie es sich sogar auf.«
Das weckte Bonds Interesse. Er nahm einen Bleistift aus seiner Tasche und riss ein Stück von der Speisekarte ab.
Leiter richtete den Blick zur Decke. »Eins Komma vier Prozent für das Haus beim Würfeln, fünf Prozent beim Blackjack« – er sah Bond an. »Außer bei Ihrem Spiel, Sie Betrüger! –, fünfeinhalb Prozent beim Roulette. Bis zu siebzehn Prozent beim Bingo und beim Glücksrad und fünfzehn bis zwanzig Prozent an den Spielautomaten. Sieht nicht schlecht aus für das Haus, was? Jedes Jahr spielen dort elf Millionen Kunden zu diesen Bedingungen gegen Mr Spang und seine Freunde. Wenn man bei dem üblichen Durchschnittstrottel von einem Kapital von zweihundert Dollar ausgeht, kann man sich ausrechnen, wie viel nach einem Jahr des Glücksspiels in Vegas bleibt.«
Bond verstaute den Bleistift und das Stück Papier in seiner Tasche. »Danke für die lehrreichen Informationen, Felix. Aber Sie scheinen zu vergessen, dass ich nicht nach Las Vegas fahre, um dort Urlaub zu machen.«
»Okay, meinetwegen«, sagte Leiter resignierend, »aber bauen Sie ja keinen Mist. Die haben dort eine große Sache am Laufen und sehen es sicher nicht gerne, wenn ihnen jemand dazwischenfunkt.« Leiter lehnte sich über den Tisch. »Ich habe noch eine Geschichte für Sie. Es gab da mal diesen Bankhalter. Ich glaube, er war fürs Blackjack zuständig. Er beschloss, selbst ins Geschäft einzusteigen. Also steckte er jeden Abend während des Spiels heimlich ein paar Scheine ein. Tja, sie haben ihn erwischt. Am nächsten Tag fuhr irgendein unschuldiger Kerl von Boulder City aus in die Stadt und bemerkte etwas Rosafarbenes, das aus dem Wüstensand hervorschaute. Es konnte kein Kaktus oder so etwas sein, also hielt er an, um es sich genauer anzusehen.« Leiter tippte mit einem Finger auf Bonds Brust. »Mein Freund, dieses rosafarbene Etwas, das da im Sand steckte, war ein Arm. Und die Hand am Ende des Arms hielt ein vollständiges
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