James Bond 04 - Diamantenfieber (German Edition)
Zigarette an.
»Ist Ihnen an diesen beiden Typen irgendetwas Besonderes aufgefallen?«, wollte Leiter wissen. »Größe, Kleidung, irgendetwas?«
»Von dem Mann an der Tür konnte ich nicht viel sehen«, sagte Bond. »Er war kleiner und dünner als der andere. Er trug eine dunkle Hose und ein graues Hemd ohne Krawatte. Seine Waffe sah nach einer .45 aus. Vielleicht ein Colt. Der andere Mann, der Tingaling bedroht hat, war ein großer dicklicher Kerl. Er bewegte sich schnell, aber mit Bedacht. Schwarze Hose. Braunes Hemd mit weißen Streifen. Kein Jackett, keine Krawatte. Schwarze Schuhe, schick und teuer. .38 Colt Police Positive. Keine Armbanduhr. Oh ja«, erinnerte sich Bond plötzlich. »Er hatte eine Warze am obersten Gelenk seines rechten Daumens. Sie war gerötet, so als ob er daran herumgesaugt hätte.«
»Wint«, sagte Leiter tonlos. »Und der andere Kerl war Kidd. Die arbeiten immer zusammen. Sie sind die besten Schläger der Spangs. Wint ist ein gemeiner Mistkerl. Ein wahrer Sadist. Ihm gefällt sein Job. Er saugt immer an dieser Warze an seinem Daumen herum. Sein Spitzname lautet ‚Windy‘. So nennt ihn aber keiner, wenn er in der Nähe ist. All diese Typen haben verrückte Namen. Wint hasst es, zu reisen. In Autos und Zügen wird ihm schlecht, und er ist überzeugt, dass Flugzeuge Todesfallen sind. Man muss ihm eine spezielle Bonuszulage bezahlen, wenn man ihn für einen Job anheuern will, bei dem er quer durchs Land reisen muss. Aber wenn er festen Boden unter den Füßen hat, ist er ein harter Knochen. Kidd ist ein Schönling. Seine Freunde nennen ihn ‚Boofy‘. Vermutlich läuft zwischen ihm und Wint was. Ein paar dieser Homos geben die übelsten Halsabschneider ab. Kidd hat weißes Haar, obwohl er erst dreißig ist. Das ist einer der Gründe, warum sie bei ihren Aufträgen gern Kapuzen tragen. Aber Wint wird es eines Tages noch leidtun, dass er sich diese Warze nicht hat entfernen lassen. Sobald Sie sie erwähnten, kam er mir sofort in den Sinn. Schätze, ich mache mich dann mal zur Polizei auf und gebe denen einen Hinweis. Sie werde ich natürlich nicht erwähnen. Aber ich verrate ihnen die Wahrheit über Shy Smile, und den Rest können sie sich dann selbst zusammenreimen. Wint und sein Freund werden wohl schon im Zug nach Albany sitzen, aber es schadet sicher nicht, ihnen ein wenig Druck zu machen.« Bevor er ging, drehte sich Leiter an der Tür noch einmal um. »Keine Sorge, James. Ich bin in einer Stunde wieder zurück, und dann besorgen wir uns irgendwo ein schönes Abendessen. Ich finde heraus, wohin man Tingaling gebracht hat, damit wir ihm die Kohle zuschicken können. Vielleicht heitert das den armen kleinen Kerl ein wenig auf. Bis später.«
Bond zog sich aus und verbrachte zehn Minuten unter der Dusche. Er seifte sich von Kopf bis Fuß ein und wusch sich die Haare, um auch den letzten Rest der widerlichen Erinnerung an die Acme-Bäder loszuwerden. Dann zog er sich eine Hose und ein Hemd an und ging zu der Telefonzelle im Eingangsbereich, um Shady Tree anzurufen.
»Die Leitung ist besetzt, Sir«, informierte ihn die Frau von der Vermittlung in leierndem Tonfall. »Soll ich den Anruf aufrechterhalten?«
»Ja, bitte«, sagte Bond, der erleichtert war, dass der Bucklige offenbar immer noch in seinem Büro saß und er nun in der Lage sein würde, ihm wahrheitsgemäß mitzuteilen, dass er versucht hatte, früher zu ihm durchzukommen. Er vermutete, dass Shady sich vielleicht fragen würde, warum er nicht schon längst angerufen hatte, um sich über Shy Smile zu beschweren. Nachdem er gesehen hatte, was mit dem Jockey passiert war, empfand Bond einen gewissen Respekt für die Spangled-Bande.
Das Telefon gab das nüchterne gedämpfte Brummen von sich, das im amerikanischen System als Klingeln diente.
»Sie wollten Wisconsin 7-3697 sprechen?«
»Ja.«
»Ich habe Ihren Gesprächspartner nun für Sie in der Leitung, Sir. Bitte sprechen Sie, New York.« Und dann erklang die hohe dünne Stimme des Buckligen: »Ja. Wer ist da?«
»James Bond. Ich habe bereits vorhin versucht, Sie zu erreichen.«
»Ja?«
»Shy Smile hat nicht gewonnen.«
»Ich weiß. Der Jockey hat’s versaut. Na und?«
»Was ist mit meinem Geld?«, verlangte Bond zu wissen.
Am anderen Ende der Leitung herrschte Stille. Dann sagte der Bucklige: »Okay, wir fangen noch mal von vorne an. Ich schicke Ihnen eintausend Dollar zu. Die eintausend, die Sie bei unserem Würfelspiel gewonnen haben. Erinnern Sie
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