James Bond 04 - Diamantenfieber (German Edition)
medizinischen Untersuchung zufolge sind Sie in recht guter körperlicher Verfassung.« M hielt inne. »Was ich damit sagen will, ist«, fuhr er emotionslos fort, »dass ich einen äußerst schweren Auftrag für Sie habe. Ich wollte sichergehen, dass Sie in der Lage sind, auf sich aufzupassen.«
»Natürlich, Sir.« Bond war ein wenig verärgert.
»Nehmen Sie diesen Auftrag nicht auf die leichte Schulter, 007«, warnte M streng. »Wenn ich sage, dass er schwer sein könnte, will ich damit nicht melodramatisch klingen. Es gibt jede Menge trickreiche Leute, die Sie noch nicht getroffen haben, und ein paar von denen könnten mit dieser Sache zu tun haben. Ein paar der effizientesten. Also seien Sie nicht so empfindlich, wenn ich lieber zweimal darüber nachdenke, bevor ich Sie den Auftrag übernehmen lasse.«
»Tut mir leid, Sir.«
»Also gut«, sagte M, legte seine Pfeife weg und lehnte sich mit auf dem Tisch verschränkten Armen vor. »Ich erzähle Ihnen, worum es geht, und dann können Sie entscheiden, ob Sie den Auftrag annehmen wollen oder nicht.
Vor einer Woche«, begann M, »kam eins der hohen Tiere vom Schatzamt zu mir. Er brachte den Ministerialrat des Handelskomitees mit. Es hatte mit Diamanten zu tun. Wie es scheint, werden die meisten der sogenannten ‚Schmuckdiamanten‘ der Welt in britischem Territorium abgebaut, und neunzig Prozent aller Diamantenverkäufe werden in London abgewickelt. Von der Diamond Corporation.« M zuckte mit den Schultern. »Fragen Sie mich nicht, warum. Wir Briten haben uns das Geschäft Anfang des Jahrhunderts unter den Nagel gerissen und es irgendwie geschafft, dabeizubleiben. Jetzt ist es ein großes Gewerbe. Fünfzig Millionen Pfund pro Jahr. Der größte Dollarbringer, den wir haben. Entsprechend beunruhigt ist die Regierung, wenn damit irgendetwas schiefläuft. Und genau das ist passiert.« M warf Bond einen Blick zu. »Jedes Jahr werden Diamanten im Wert von mindestens zwei Millionen Pfund aus Afrika herausgeschmuggelt.«
»Das ist eine Menge Geld«, kommentierte Bond. »Wohin gehen die Diamanten?«
»Angeblich nach Amerika«, antwortete M. »Und ich sehe das auch so. Dort ist mit Abstand der größte Markt für Diamanten. Und diese Gangs, die sie dort drüben haben, sind die Einzigen, die eine Operation von diesem Ausmaß auf die Beine stellen können.«
»Warum unternehmen die Bergbaufirmen nichts dagegen?«
»Sie haben alles getan, was sie können«, sagte M. »Sie haben vermutlich in der Zeitung gelesen, dass De Beers unseren Freund Sillitoe übernahm, als er den MI5 verließ, und nun ist er da draußen und arbeitet mit den südafrikanischen Sicherheitsleuten zusammen. Ich schätze, er hat einen recht drastischen Bericht eingereicht und sich viele kluge Ideen ausgedacht, um die Sicherheitsmaßnahmen zu verbessern, aber das Schatzamt und das Handelskomitee sind nicht sonderlich beeindruckt. Sie glauben, dass die Sache zu groß ist, um von einer Ansammlung einzelner Bergbaufirmen behandelt zu werden, egal wie effizient sie sind. Und sie haben einen sehr guten Grund dafür, selbst offiziell tätig zu werden.«
»Und wie lautet der, Sir?«
»Momentan befindet sich in London ein großes Packet mit geschmuggelten Steinen«, erklärte M, und seine Augen funkelten Bond über den Tisch hinweg an. »Es wartet darauf, nach Amerika weitergeleitet zu werden. Die Spezialabteilung weiß, wer der Kurier sein wird. Und sie weiß auch, wer mit ihm reisen soll, um ihn im Auge zu behalten. Sobald Ronnie Vallance Wind von dieser Geschichte bekam – einer seiner verdeckten Ermittler in Soho, die er gerne als ‚Geistereinheit‘ bezeichnet, hat ihn darüber informiert –, ging er damit sofort zum Schatzamt. Das Schatzamt sprach mit dem Handelskomitee, und ihre beiden Minister wandten sich dann an den Premierminister. Und der Premierminister ermächtigte sie, den Secret Service zu benutzen.«
»Warum kann sich nicht die Spezialabteilung oder der MI5 darum kümmern, Sir?«, fragte Bond, da er fand, dass M sich in letzter Zeit ständig in die Geschäfte anderer Leute einmischte.
»Natürlich könnten sie die Kuriere verhaften, sobald diese versuchen, mit ihrer Lieferung das Land zu verlassen«, erklärte M ungeduldig. »Aber das wird den Handelsverkehr nicht aufhalten. Diese Leute werden nicht reden. Die Kuriere sind ohnehin nur kleine Fische. Sie bekommen die Ware vermutlich von einem Mann in einem Park und geben sie an einen anderen Mann in einem Park weiter, wenn sie auf der
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