James Bond 04 - Diamantenfieber (German Edition)
anderen Seite des Atlantiks sind. Die einzige Möglichkeit, der Sache auf den Grund zu gehen, besteht darin, der Pipeline nach Amerika zu folgen und herauszufinden, wohin sie dort führt. Und das FBI wird uns dabei keine große Hilfe sein, fürchte ich. Der Diamantenhandel ist nur ein sehr kleiner Teil ihres Kampfes gegen die großen Gangs. Und er schadet den Vereinigten Staaten nicht. Im Gegenteil. Nur England steht am Ende als Verlierer da. Und Amerika liegt außerhalb des Zuständigkeitsbereichs der Polizei und des MI5. Diesen Auftrag kann nur der Secret Service übernehmen.«
»Ja, ich verstehe«, sagte Bond. »Aber haben wir sonst noch irgendwelche Anhaltspunkte?«
»Haben Sie schon mal vom ‚House of Diamonds‘ gehört?«
»Ja, natürlich, Sir«, erwiderte Bond. »Die bekannten amerikanischen Juweliere. Auf der Sechsundvierzigsten Straße West in New York und der Rue de Rivoli in Paris. Ich schätze, sie stehen heutzutage fast auf einer Stufe mit Cartier, Van Cleef und Boucheron. Sie sind seit dem Krieg sehr schnell aufgestiegen.«
»Ja«, bestätigte M. »Genau die meine ich. Sie haben auch eine kleine Filiale in London. Hatton Garden. Sie waren mal bedeutende Käufer bei den monatlichen Präsentationen der Diamond Corporation. Doch in den vergangenen drei Jahren haben sie immer weniger gekauft. Obwohl sie, wie Sie sagen, jedes Jahr immer mehr Schmuck zu verkaufen scheinen. Sie müssen ihre Diamanten irgendwo anders herbekommen. Das Schatzamt hat ihren Namen bei unserem Treffen erwähnt. Aber ich kann nichts Belastendes gegen sie finden. Einer ihrer wichtigsten Männer hat hier in London die Leitung inne. Kommt mir seltsam vor, da sie so wenig Geschäfte machen. Der Mann heißt Rufus B. Saye. Über ihn ist nicht viel bekannt. Er isst jeden Tag im American Club am Piccadilly Circus zu Mittag. Spielt Golf im Sunningdale Club. Trinkt und raucht nicht. Wohnt im Savoy. Ein vorbildlicher Bürger.« M zuckte mit den Schultern. »Aber das Diamantengeschäft ist eine nette, gut geregelte Familienangelegenheit, und es scheint, dass im House of Diamonds irgendwas nicht mit rechten Dingen zugeht. Das ist alles.«
Bond beschloss, dass es an der Zeit war, die große Preisfrage zu stellen. »Und wo komme ich ins Spiel, Sir?«, wollte er wissen und schaute M über den Schreibtisch hinweg direkt in die Augen.
»Sie haben einen Termin mit Vallance bei Scotland Yard, und zwar in« – M warf einen Blick auf seine Uhr – »etwas über einer Stunde. Er wird ihnen alles Weitere mitteilen. Sie werden heute Abend diesen Kurier einkassieren und Sie werden seinen Platz in der Pipeline übernehmen.«
Bonds Finger schlossen sich leicht um die Armlehnen des Stuhls.
»Und dann?«
»Und dann«, sagte M sachlich, »werden Sie diese Diamanten nach Amerika schmuggeln. Zumindest ist das der Plan. Was halten Sie davon?«
HEISSES EIS
James Bond schloss Ms Bürotür hinter sich. Er blickte lächelnd in Miss Moneypennys warme braune Augen und ging an ihrem Schreibtisch vorbei auf das Büro des Stabschefs zu.
Dieser, ein schlanker, entspannter Mann, der ungefähr in Bonds Alter war, legte seinen Stift hin und lehnte sich zurück. Er beobachtete, wie Bond automatisch nach dem flachen metallenen Zigarettenetui in seiner Gesäßtasche griff, zum offenen Fenster hinüberging und auf den Regent’s Park hinausschaute.
Bonds Bewegungen haftete eine nachdenkliche Bedächtigkeit an, die die Frage des Stabschefs beantwortete.
»Also haben Sie angenommen?«
Bond drehte sich um. »Ja«, erwiderte er. Er zündete sich eine Zigarette an und blickte den Stabschef durch den Rauch unverwandt an. »Aber verraten Sie mir eins, Bill. Warum hat der alte Mann wegen dieses Auftrags kalte Füße? Er hat sich sogar die Ergebnisse meiner letzten medizinischen Untersuchung angesehen. Weswegen ist er so besorgt? Hier geht es schließlich nicht um den Eisernen Vorhang. Amerika ist ein zivilisiertes Land. Mehr oder weniger. Was bereitet ihm Probleme?«
Es gehörte zu den Aufgaben des Stabschefs, so gut wie alles zu wissen, was in Ms Kopf vorging. Seine eigene Zigarette war ausgegangen, und er zündete sie wieder an und warf das verbrauchte Streichholz über seine linke Schulter. Dann drehte er sich herum, um zu sehen, ob es in den Papierkorb gefallen war – war es. Er sah lächelnd zu Bond auf und sagte: »Es gibt nicht viele Dinge, die M Sorgen bereiten, James, und das wissen Sie genauso gut wie jeder andere beim Secret Service. SMERSCH natürlich. Die
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