James Bond 06 - Dr. No (German Edition)
offene Luke und auf den Fahrersitz. »Schließ die Luke, Honey«, flüsterte er drängend, während er sich vorbeugte und den Zündschlüssel drehte. Die Nadel auf der Anzeige sprang auf Voll. Nun blieb nur zu hoffen, dass das verdammte Ding schnell anspringen würde. Manche Dieselmotoren waren langsam. Bond trat auf den Anlasser.
Das mahlende Rattern war ohrenbetäubend. Es musste auf dem gesamten Gelände zu hören sein! Bond hielt inne und versuchte es erneut. Der Motor keuchte und starb. Noch einmal, und dieses Mal sprang das verdammte Ding an, und der starke Puls der Maschine hämmerte, während Bond sie auf Touren brachte. Jetzt musste er nur noch vorsichtig den Gang einlegen. Aber welchen? Er versuchte sein Glück. Ja, es funktionierte. Lös die Bremse, du verdammter Idiot! Herrgott, fast hätte er den Motor abgewürgt. Doch nun waren sie draußen auf dem Weg, und Bond trat das Gaspedal durch.
»Verfolgt uns jemand?« Bond musste schreien, um sich über dem Lärm des Dieselmotors verständlich zu machen.
»Nein. Warte! Ja, da kommt ein Mann aus einer der Hütten! Und da noch einer! Sie winken und rufen etwas. Jetzt kommen noch mehr. Einer von ihnen läuft nach rechts. Ein weiterer ist zurück in die Hütte gerannt. Er hat ein Gewehr geholt. Er legt sich hin. Er schießt!«
»Mach den Schlitz zu. Leg dich auf den Boden!« Bond starrte auf die Geschwindigkeitsanzeige. Dreißig Stundenkilometer. Und sie fuhren einen Abhang hinunter. Mehr war aus der Maschine nicht herauszuholen. Bond konzentrierte sich darauf, die riesigen Reifen auf dem Boden zu halten. Die Kabine wackelte und schwankte auf der Federung. Es war anstrengend, die Hände und Füße an den Kontrollen zu behalten. Eine Eisenfaust schlug gegen die Kabine. Dann eine weitere. Wie groß war die Entfernung? Hundertzwanzig Meter? Guter Schütze! Aber damit konnten sie ihnen nichts anhaben. »Sieh mal nach, was los ist, Honey!«, rief er. »Öffne den Schlitz ein paar Zentimeter.«
»Der Mann ist aufgestanden. Er hat aufgehört zu schießen. Sie starren uns alle hinterher – die ganze Truppe. Warte, da ist noch etwas. Die Hunde kommen! Sie sind allein und wetzen einfach hinter uns her. Werden sie uns erwischen?«
»Das spielt keine Rolle. Komm und setz dich zu mir, Honey. Halt dich fest. Pass auf, dass du dir nicht den Kopf am Dach stößt.« Bond nahm den Fuß vom Gaspedal. Sie stand hinter ihm. Er grinste sie von der Seite an. »Verdammt, Honey. Wir haben es geschafft. Sobald wir den See erreichen, halte ich an und schieße auf die Hunde. So wie ich diese Biester einschätze, werde ich nur einen töten müssen, und der Rest des Rudels wird sich dann auf ihn stürzen und ihn fressen.«
Bond spürte ihre Hand an seinem Nacken. Sie ließ sie dort, während sie schwankend den Weg hinunterfuhren. Als sie den See erreichten, steuerte Bond das Fahrzeug fünfzig Meter weit ins Wasser, drehte es herum und ging in den Leerlauf. Durch den länglichen Schlitz konnte er sehen, wie das Rudel um die letzte Biegung gejagt kam. Er griff nach dem Gewehr und schob den Lauf durch die schmale Öffnung. Die Hunde waren jetzt im Wasser und schwammen. Bond betätigte mehrmals hintereinander den Abzug und ließ eine Ladung Kugeln auf sie los. Einer brach strampelnd zusammen. Dann ein weiterer. Trotz des Ratterns des Motors konnte er ihr wütendes Jaulen hören. Im Wasser war Blut. Ein Kampf war entbrannt. Er sah, wie ein Hund auf einen der verletzten sprang und ihm die Zähne in den Nacken schlug. Jetzt schienen sie alle dem Blutrausch verfallen zu sein. Sie sprangen wie wild im schäumenden blutigen Wasser umher. Bond verschoss die letzten Kugeln aus dem Magazin und warf die Waffe auf den Boden. »Das wäre erledigt«, sagte er, legte den Gang wieder ein, drehte die Maschine herum und brachte sie über den flachen See zu der fernen Lücke in den Mangroven, wo der See in den Fluss überging.
Fünf Minuten lang schwiegen sie beide. Dann legte Bond eine Hand auf das Knie des Mädchens und sagte: »Wir sollten jetzt in Sicherheit sein, Honey. Wenn sie herausfinden, dass ihr Boss tot ist, wird Panik ausbrechen. Ich vermute, ein paar der intelligenteren werden versuchen, mit dem Flugzeug oder dem Schiff nach Kuba abzuhauen. Sie werden sich nur um ihre eigenen Haut sorgen und nicht um uns. Aber wir werden trotzdem erst dann mit dem Kanu aufs Meer rausfahren, wenn es dunkel ist. Ich schätze, es ist jetzt ungefähr zehn. In einer Stunde sollten wir an der Küste sein. Dann
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