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James Bond 14 - Octopussy (German Edition)

James Bond 14 - Octopussy (German Edition)

Titel: James Bond 14 - Octopussy (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Fleming
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beiläufig zog er die Papierverpackung ab. Die beiden großen Metallblöcke funkelten ihm im Sonnenlicht entgegen. Auf beiden befand sich eine identische Markierung – das Hakenkreuz in einem Kreis unter einem Adler sowie ein Datum: 1943 – das Münzzeichen der Reichsbank. Major Smythe nickte anerkennend. Er wickelte das Papier wieder um die Barren und hämmerte den verbogenen Deckel mit einem Stein halb zu. Dann knotete er den Gurt seines Webleys um einen der Griffe und stapfte weiter den Berg hinunter. Seine klobige Last zog er dabei hinter sich her.
    Mittlerweile war es dreizehn Uhr, und die Sonne brannte heiß auf seiner nackten Brust und briet ihn in seinem eigenen Schweiß. Seine geröteten Schultern begannen zu brennen. Das Gleiche galt für sein Gesicht. Zum Teufel damit! Er machte an einem Strom, der vom Gletscher gespeist wurde, Halt, tauchte sein Taschentuch ins Wasser und band es sich um die Stirn. Dann trank er ausgiebig und ging weiter. Hin und wieder verfluchte er die Munitionskiste, wenn sie ihn einholte und gegen seine Hacken schlug. Doch diese Unannehmlichkeiten, der Sonnenbrand und die Prellungen waren nichts im Vergleich zu dem, was ihm bevorstand, sobald er das Tal erreichte und das Gelände flacher wurde. Momentan hatte er noch die Schwerkraft auf seiner Seite. Doch irgendwann würde mindestens ein Kilometer Weg folgen, über den er dieses verdammte Ding tragen musste. Major Smythe verzog bei dem Gedanken daran, was das mit seinem schmerzenden Rücken anstellen würde, das Gesicht. »Ach ja«, murmelte er benommen vor sich hin, »
il faut souffrir pour être millionaire

    Als er den Fuß des Berges erreichte und die Zeit gekommen war, setzte er sich auf den moosigen Boden unter den Tannen. Dann breitete er sein Hemd aus und hievte die beiden Barren aus der Kiste. Er legte sie in die Mitte des Stoffs und band das obere und das untere Ende des Hemds so fest zusammen, wie er konnte. Nachdem er eine flache Grube gegraben und die leere Kiste darin verscharrt hatte, knotete er die beiden Manschetten der Ärmel fest zusammen, kniete sich hin und schob den Kopf durch die behelfsmäßige Schlinge. Er legte die Hände auf beiden Seiten unter den Knoten, um seinen Hals zu schützen, rappelte sich auf und verlagerte sein Gewicht nach vorn, damit ihn die schweren Barren nicht nach hinten umkippen ließen. Unter der Hälfte seines eigenes Gewichts schleppte er sich mit brennendem Rücken, der an den Stellen, an denen seine Bürde ihn berührte, höllisch schmerzte, und keuchendem Atem, der in seiner beengten Lunge rasselte, wie ein Packesel langsam vorwärts und kämpfte sich so auf dem kleinen Pfad zwischen den Bäumen hindurch.
    Bis zum heutigen Tag wusste er nicht, wie er es zum Jeep geschafft hatte. Wieder und wieder hatten die Knoten unter der Belastung nachgegeben und die Barren waren gegen die Rückseiten seiner Waden gekracht. Und jedes Mal hatte er mit dem Kopf in den Händen dagesessen und schließlich von vorne angefangen. Doch indem er sich darauf konzentrierte, seine Schritte zu zählen, und nach jedem hundertsten eine Pause einlegte, erreichte er endlich das gepriesene kleine Auto und brach daneben zusammen. Und dann hatte er sich darum kümmern müssen, seine Beute im Wald zu vergraben, und zwar zwischen einem Haufen großer Steine, den er sicher wiederfinden würde. Danach hatte er sich so gut er konnte gesäubert und war über eine Route, die ihn nicht an Oberhausers Chalet vorbeiführte, in seine Unterkunft zurückgekehrt. Nachdem alles erledigt gewesen war, hatte er sich allein mit einer Flasche billigem Schnaps betrunken, gegessen und war dann ins Bett gegangen, wo er wie betäubt eingeschlafen war. Am nächsten Tag war die »A«-Truppe ins Tal von Mittersill weitergezogen, um einer frischen Spur zu folgen, und sechs Monate später befand sich Major Smythe wieder in London und der Krieg war vorbei.
    Das galt jedoch nicht für seine Probleme. Gold lässt sich nur schwer schmuggeln, vor allem in der Menge, die auf Major Smythe wartete, und nun war es entscheidend, dass er seine zwei Barren über den Ärmelkanal und in ein neues Versteck brachte. Also schob er seine Entlassung aus dem Kriegsdienst auf und behielt so die Privilegien seines vorübergehenden Rangs, besonders seinen Ausweis vom militärischen Geheimdienst. Schon bald ließ er sich wieder nach Deutschland schicken, um als britischer Vertreter im Vereinten Befragungszentrum in München zu fungieren. Dort arbeitete er sechs

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