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James Bond 14 - Octopussy (German Edition)

James Bond 14 - Octopussy (German Edition)

Titel: James Bond 14 - Octopussy (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Fleming
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Monate lang, holte unterdessen sein Gold und versteckte es in einem verbeulten Koffer in seinem Quartier. An zwei Wochenendurlauben flog er dann nach England und nahm jedes Mal einen der Barren in einer klobigen Aktentasche mit. Für den Weg über die Rollbahn in München und Northolt sowie den Umgang mit seinem Gepäck, bei dem er so tat, als befänden sich darin lediglich Papiere, benötigte er zwei Benzedrintabletten und einen eisernen Willen. Aber zu guter Letzt hatte er sein Vermögen sicher im Keller unter der Wohnung einer Tante in Kensington untergebracht und konnte ganz gelassen die nächste Phase seines Plans beginnen. Er trat aus der Königlichen Marine aus, erhielt seine Entlassung aus dem Kriegsdienst und heiratete eine der zahlreichen Frauen, mit denen er während seiner Zeit im Hauptquartier der ASZ-Truppe geschlafen hatte: eine bezaubernde blonde Wren namens Mary Parnell aus einer bodenständigen Mittelklassefamilie. Er organisierte für sie beide eine Überfahrt auf einem der ersten Bananendampfer, die von Avonmouth nach Kingston, Jamaika, fuhren. Sie waren sich beide einig, dass sie dort ein Paradies aus Sonnenschein, gutem Essen und preiswerten Drinks erwartete. Außerdem freuten sie sich auf einen glorreichen Hafen, in dem sie Zuflucht vor der bedrückten Stimmung, den Einschränkungen und der Labour-Regierung des Nachkriegsenglands finden würden. Vor ihrer Abreise zeigte Major Smythe Mary die Goldbarren, von denen er das Münzzeichen der Reichsbank abgemeißelt hatte. »Ich war klug, Liebling«, sagte er. »Ich vertraue dem Pfund heutzutage einfach nicht, also habe ich all meine Wertpapiere verkauft und den Erlös gegen Gold eingetauscht. Sie werden über zwanzigtausend Pfund wert sein, wenn ich meine Karten richtig ausspiele. Wir dürften also gut davon leben können, indem wir hin und wieder ein Stück davon abschneiden und es verkaufen.«
    Mary Parnell kannte sich mit den Konsequenzen der Währungsgesetze nicht aus. Sie kniete sich hin und fuhr mit den Händen liebevoll über die schimmernden Barren. Dann stand sie auf, schlang ihre Arme um Major Smythes Hals und küsste ihn. »Du bist ein wundervoller, wundervoller Mann«, sagte sie und war den Tränen nah. »Furchtbar klug und gut aussehend und tapfer und nun bist du auch noch reich. Keine Frau auf der Welt kann sich glücklicher schätzen als ich.«
    »Nun ja, wir sind tatsächlich reich«, erwiderte Major Smythe. »Aber versprich mir, dass du niemandem ein Sterbenswörtchen davon verrätst, sonst bekommen wir es auf Jamaika sofort mit Einbrechern zu tun. Versprochen?«
    »Hoch und heilig.«
    Der Prince’s Club in den Gebirgsausläufern über Kingston war in der Tat ein Paradies. Die Mitglieder waren alle recht angenehm, die Bediensteten wundervoll, es gab genug zu Essen und günstige Getränke, und das alles spielte sich vor der schönen Kulisse der Tropen ab, die sie beide zuvor nicht gekannt hatten. Sie waren ein beliebtes Paar, und Major Smythes Kriegsakte garantierte ihnen den Zugang zur Gesellschaft im Government House. Danach bestand ihr Leben aus endlosen Feierlichkeiten und gesellschaftlichen Veranstaltungen. Mary spielte Tennis und Major Smythe Golf (mit den Schlägern von Henry Cotton!). An den Abenden spielte sie Bridge und er Poker mit hohen Einsätzen. Ja, es war wirklich ein Paradies, während die Menschen in ihrem Heimatland Dosenfleisch aßen, auf dem Schwarzmarkt handelten, die Regierung verfluchten und unter dem härtesten Winter seit dreißig Jahren litten.
    Die Smythes deckten all ihre anfänglichen Ausgaben mit ihren zusammengelegten Bargeldreserven, die durch Kriegsabfindungen angewachsen waren. Major Smythe brauchte ein ganzes Jahr, in dem er sich vorsichtig umhörte, bevor er beschloss, Geschäfte mit den Herren Foo zu machen, die im Import- und Exporthandel tätig waren. Die Foo-Brüder waren sehr angesehen, äußerst reich und kontrollierten die florierende chinesische Gesellschaft auf Jamaika. Ein paar ihrer Handelsgeschäfte legten den Verdacht nahe, dass man sie in der chinesischen Tradition als unaufrichtig ansehen würde, doch Major Smythes beiläufige, aber gründliche Nachforschungen bestätigten, dass sie absolut vertrauenswürdig waren. Das Bretton-Woods-Abkommen, das einen kontrollierten Weltmarktpreis für Gold festlegte, war unterzeichnet worden, und es war bereits allgemein bekannt, dass man in Tanger und Macao – zwei freien Häfen, die dem Bretton-Woods-Netz aus unterschiedlichen Gründen

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