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Jan Fabel 04 - Carneval

Titel: Jan Fabel 04 - Carneval Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Craig Russell
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schwer, das Brötchen zu essen, denn sein Kater verband sich mit einer im Lauf dieses Falles ständig gestiegenen Abneigung gegen Fleisch. Durch das Fenster konnte er das fremdartige Leben einer ihm noch unbekannten Stadt betrachten. Sein Heimweh war nicht gewichen, doch er wusste, dass er nach Köln zurückkehren würde. Ihm blieb keine andere Wahl. Es war eine Stadt, die einem unter die Haut ging.
    »Hör mal, Benni«, sagte er nach einer Weile. »Ich habe meinen Teil der Abmachung erfüllt und dir geholfen, den Kannibalen zu erwischen. Nun bist du an der Reihe. Ich mache mir Sorgen um Maria Klee und brauche deine Hilfe, um sie zu finden. Und wir brauchen nicht mehr diskret vorzugehen. Ich werde auch mit dem Bundeskriminalamt sprechen. Wenn wir sie nicht bald aufspüren, wird sie von Witrenko erkannt werden und nicht mit dem Leben davonkommen.«
    »Ich bin schon am Ball.« Scholz grinste. »Du siehst also, dass ich meine Versprechen halte. Ich habe Streifenwagen ausgeschickt, die sämtliche Hotels überprüfen. Die Schutzpolizisten haben Abzüge des Fotos, das du mir gegeben hast, und wissen, dass sie sich das Haar schwarz gefärbt haben könnte.«
    »Danke, Benni. Ich muss mich auch dort draußen umschauen.«
    »Vorläufig brauche ich dich noch hier im Präsidium. Wenigstens für die nächsten zwei Tage, damit du mir bei der Vernehmung von Andrea Sandow hilfst. Aber das wird nicht unsere ganze Zeit in Anspruch nehmen – hauptsächlich weil ich glaube, dass wir kein Wort aus ihr herauskriegen. In den Pausen können wir die Suche nach Maria koordinieren.«
    Nach dem Mittagessen steuerten sie auf das Vernehmungszimmer zu. Andrea Sandow, ohne Make-up und mit straff zurückgekämmtem Haar, wurde hereingeführt. Ihr ungeschminktes Gesicht sah noch maskuliner aus. Scholz stellte Fragen, doch Andrea brach ihr Schweigen nicht, sondern fixierte Fabel nur mit ihrem harten Blick. Nach zwanzig unergiebigen Minuten gaben sie auf.
    »Mal sehen, was der Psychiater nachher zu sagen hat«, meinte Scholz. »Jedenfalls scheint sich Andrea vor allem für dich zu interessieren. Es war, als wäre ich gar nicht im Zimmer.«
    »Ja, aber ich glaube, dass sich die Lage durch meine Anwesenheit verschlechtert hat.«
    »Warum nimmst du dir nicht den Rest des Nachmittags frei? Nach der letzten Nacht siehst du ziemlich kaputt aus.«
    »Maria …«
    »Bevor du zurückkommst, mache ich den Schutzpolizisten Dampf, und wir werden wissen, ob es irgendwelche Hinweise auf ihren Aufenthaltsort gibt«, beruhigte ihn Scholz. »Aber bis dahin solltest du dich entspannen. Schließlich hast du gerade einen Mordfall aufgeklärt.«
    Fabel nickte müde. »Vielleicht hast du recht. Ich könnte eine Pause gebrauchen.«
    Ein Streifenwagen sollte ihn zurück zu seinem Hotel bringen, doch Fabel bat den Fahrer: »Können Sie mich am Ende der Hohen Straße absetzen? Ich möchte noch etwas einkaufen.«
    Obwohl einige Geschäfte geöffnet waren, hatte der Geist des Karnevals die Stadt voll erfasst, und Fabel begriff, warum man von den ›Tollen Tagen‹ sprach. Sehr bald gab er die Hoffnung auf, ein Souvenir für seine Tochter Gabi zu finden.
    Sein Handy klingelte.
    »Ich habe eine Meldung von einem der Kollegen in Uniform«, berichtete Scholz. »Anscheinend ist Maria Klee am Samstag, dem vierten, aus einem zweiten Hotel ausgezogen. Keine Resultate in den anderen Hotels. Sie scheint vom Erdboden verschwunden zu sein. Bist du sicher, dass sie nicht wieder in Hamburg ist?«
    »Einen Moment …« Eine lärmende Gruppe von Straßenunterhaltern eilte auf ihn zu, und Fabel wich ihnen aus.
    »Nein, das ist ausgeschlossen. Anna Wolff, die zu meinem Team gehört, checkt regelmäßig, ob Maria aufgetaucht ist … Eine Minute …« Die Kostümierten hatten sich um Fabel versammelt. Einer von ihnen jonglierte mit drei goldenen Kugeln. »Erlauben Sie?«, protestierte Fabel. »Ich versuche, ein Gespräch zu führen.« Er bemerkte, dass alle schwarz gekleidet waren und genau die gleiche Maske trugen – nicht die übliche Karnevalsmaske, sondern eher eine, wie sie im venezianischen Karneval üblich war: das ganze Gesicht bedeckend, goldfarben, geschlechts- und ausdruckslos. Der Jongleur zuckte die Achseln nach Art eines Pantomimen und trat zurück.
    »Wie gesagt«, fuhr Fabel fort, »ich würde es erfahren, wenn Maria in Hamburg auftaucht. Ich mache mir wirklich große Sorgen, Benni …«
    »Nicht nötig … Ich kümmere mich darum.«
    Fabel ließ sein Handy zuschnappen, und die

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