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Jan Fabel 04 - Carneval

Titel: Jan Fabel 04 - Carneval Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Craig Russell
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schüttelte den Kopf. »Alles ruhig. Ich glaube, wir haben einen Mehrfachmord. Kein Weinen, keine Bewegung.«
    »Okay.« Fabel schob sich am Treppenabsatz vor, während Breidenbach seine Waffe auf die geschlossene Wohnungstür richtete.
    »Herr Aichinger …«, rief Fabel in Richtung der Tür. »Herr Aichinger, hier ist Leitender Hauptkommissar Fabel von der Polizei Hamburg.«
    Schweigen.
    »Herr Aichinger, können Sie mich hören?« Fabel wartete einen Moment lang vergeblich auf eine Antwort. »Herr Aichinger, ist da drinnen jemand verwundet? Braucht jemand Hilfe?« Erneut Schweigen, doch ein schwacher Schatten bewegte sich über das Milchglas des kleinen quadratischen Fensters in der Wohnungstür. Breidenbach änderte sein Ziel, aber Fabel hob warnend die Hand.
    »Herr Aichinger, wir wollen – ich will – Ihnen helfen. Sie sind in eine Situation geraten, aus der Sie jetzt keinen Ausweg mehr sehen. Das verstehe ich. Aber es gibt immer einen Ausweg. Ich kann Ihnen helfen.«
    Immer noch keine Antwort, doch Fabel hörte, wie die Türfalle geöffnet wurde. Sie gab einen nur wenige Zentimeter breiten Spalt frei. Die drei MEK-Beamten bewegten sich vor und zielten weiterhin auf die geöffnete Tür.
    Fabel hob warnend die Augenbrauen.
    »Möchten Sie, dass ich reinkomme, Herr Aichinger? Möchten Sie mit mir reden?«
    »Nein!«, zischte Breidenbach. »Sie können nicht reingehen.«
    Fabel schüttelte verärgert den Kopf.
    Breidenbach schob sich dichter an ihn heran. »Ich kann nicht zulassen, dass Sie sich als Geisel präsentieren. Sie sollten wieder nach draußen gehen, Herr Hauptkommissar.«
    »Ich habe ein Gewehr!« Die Stimme aus der Wohnung war vor Furcht angespannt.
    »Das ist uns bewusst, Herr Aichinger«, sagte Fabel durch den Türspalt. »Und solange Sie das Gewehr in der Hand halten, bringen Sie sich in Gefahr. Bitte, schieben Sie es durch die Tür, und dann können wir miteinander reden.«
    »Nein. Nein, auf keinen Fall. Aber Sie können reinkommen. Langsam. Wenn Sie mit mir reden wollen, dann hier in der Wohnung.«
    Breidenbach schüttelte heftig den Kopf.
    »Hören Sie, Herr Aichinger«, erwiderte Fabel, »ich behaupte nicht, dass dies kein Problem ist. Aber wir können es lösen, ohne dass jemand zu Schaden kommt. Ich muss Ihnen sagen, dass ich bewaffnete Beamte bei mir habe. Wenn sie meinen, dass ich bedroht werde, werden sie schießen. Und ich bin sicher, dass Sie das Gleiche tun werden, falls Sie sich in Gefahr glauben. Diese Situation müssen wir hinter uns lassen, und zwar schrittweise. Einverstanden?«
    Eine Pause. »Ich will keine Lösung. Ich will sterben.«
    »Das ist albern, Herr Aichinger. Nichts … kein Problem … ist so hoffnungslos, dass es sich lohnt, dafür zu sterben.« Fabel blickte sich zu den MEK-Männern um. Er konnte sich nur zu gut vorstellen, dass drei tote Kinder und eine tote Frau in der Wohnung lagen. Und wenn Aichinger unbedingt sterben wollte, dann konnte alles mit einem »Selbstmord mit polizeilicher Hilfe« enden. Er brauchte nur mit seinem Gewehr fuchtelnd auf den Treppenabsatz zu stürmen, woraufhin Breidenbach und dessen Kollegen seinen Wunsch gern erfüllen würden.
    Irgendwo in der Wohnung klingelte ein Telefon. Es hörte nicht auf. Offenbar war der Unterhändler eingetroffen.
    »Wollen Sie nicht rangehen?«, fragte Fabel durch den Türspalt.
    »Nein. Das ist eine Falle.«
    »Das ist keine Falle, sondern eine Hilfe. Einer meiner Kollegen ist am Apparat. Jemand, der Ihnen wirklich nützlich sein kann.«
    »Ich rede nur mit Ihnen.«
    Fabel ignorierte Breidenbachs vorwurfsvollen Blick. »Hören Sie, Herr Aichinger. Der Mann am Telefon ist viel besser geeignet als ich, Sie aus dieser Situation herauszuholen.«
    »Ich habe doch gesagt, dass ich nur mit Ihnen rede. Der Mann am Apparat will mir bloß weismachen, dass er mein bester Freund ist. Ich rede mit Ihnen. Nur mit Ihnen. Ich habe von Ihnen gehört, Herr Fabel. Sie haben letztes Jahr die Morde aufgeklärt.«
    »Herr Aichinger, ich möchte, dass Sie die Tür öffnen, damit wir Auge in Auge miteinander sprechen können.« Fabel achtete nicht auf Breidenbachs rasende Gesten.
    »Die werden mich erschießen.«
    »Nein«, versicherte Fabel, doch er fühlte sich genötigt, Breidenbach bedeutungsvoll anzusehen. »Ich befehle ihnen, nicht zu schießen, es sei denn, Sie tun es als Erster. Bitte, Herr Aichinger, öffnen Sie die Tür.«
    Ein langes Schweigen.
    »Herr Aichinger?«
    »Ich denke nach.«
    Eine weitere Pause. Dann erschien

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