Jan Fabel 04 - Carneval
andere Ziele verfolgt, sind sie ziemlich gut verborgen. Allerdings wäre das zu erwarten, wenn er mit Witrenko unter einer Decke stecken würde. Aber ich kann solch einer Logik nicht folgen. Warum sollte Malarek dich beauftragen, Witrenko umzubringen, wenn er auf seiner Gehaltsliste steht? Das ist widersinnig.«
»Es hat nur dann Sinn, wenn ich als Geschenk für Witrenko losgeschickt werde. Vielleicht bin ich das Angriffsziel, und Witrenko ist derjenige mit dem Finger am Abzug.«
»Dann bleib hier.« Sascha verzog das Gesicht. Die Kälte hatte seine Wangen und seine Nase rot werden lassen.
»Kommt nicht infrage. Ich halte es nicht für wahrscheinlich, dass mir eine Falle gestellt wird, aber es ist möglich. Egal, ich handele in meinem eigenen Interesse. Nur drei Personen sind nahe daran gewesen, Witrenko unschädlich zu machen. Ich und zwei deutsche Polizisten. Wir sind sozusagen unerledigte Dinge, um die Witrenko sich irgendwann kümmern wird. Er will alles unter Kontrolle haben. Genau das ist auch seine einzige Schwäche. Witrenko will stets in der Nähe sein, wenn ein für ihn wichtiges Angriffsziel ausgelöscht wird. In unmittelbarer Nähe. Er ist wie eine Katze, die vor der Tötung mit der Beute spielt. Das ist der einzige Moment, in dem er sich einer Gefahr aussetzt. Wie auch immer, hast du die drei Namen überprüft?«
»Ja, aber auch das verstehe ich nicht. Du hast die drei ausgewählt, weil du sie persönlich kennst. Wenn du ihnen vertraust, warum sollte ich sie dann unter die Lupe nehmen?«
»Weil ich auch geglaubt habe, Petro Samoljuk zu kennen.« Buslenko sprach von dem Kommandeur des Sturmtrupps, der Witrenkos Flucht in Kiew nicht verhindert hatte. »Ihm hätte ich Vertrauen geschenkt. Anscheinend hat jeder seinen Preis.«
»Jedenfalls habe ich sie überprüft.«
»Und niemand weiß, dass du in ihren Unterlagen gestöbert hast?«
»Wenn einer herausfinden will, wer sich Zugang zu den Unterlagen des Ministeriums verschafft hat, dann kommt er zu mir.« Sascha zitterte trotz seiner Vermummung. »Keine Sorge, ich habe all meine Spuren verwischt. Außerdem sind alle drei sauber, genau wie die drei, die ich aufs Korn genommen habe. Keiner hat zusammen mit Witrenko oder unter einem ihm nahestehenden Offizier gedient, und ich kann nicht den geringsten Hinweis auf eine sonstige Beziehung zwischen ihnen entdecken.«
»Und du hast die drei anderen für mich ausfindig gemacht?«
»Und ob.« Die Kälte ließ das kurze Lächeln der Genugtuung rasch wieder aus Saschas Gesicht verschwinden. »Ich bin ziemlich stolz auf meinen Beitrag. Alle drei erfüllen deine Voraussetzungen haargenau. Ich habe auch eine Frau hinzugezogen. Du kennst sie schon: Hauptmann Olga Sarapenko von der Kiewer Milizabteilung für organisierte Kriminalität.«
Buslenko war überrascht. Er dachte an die ukrainische Schönheit zurück und daran, wie wirkungsvoll sie im Celestia agiert hatte. »Du meinst, dass sie der Sache gewachsen ist?«
»Sie kann sich in Witrenko, Molokow und ihre Aktionen einfühlen und ist eine unserer besten Spezialistinnen für organisiertes Verbrechen. Du hast erlebt, wie nützlich sie in einer schwierigen Situation sein kann, und sie ist sauber. Wir haben ein gutes, solides Team.«
»Als Einziges macht mir Sorge, dass wir sie aus so vielen unterschiedlichen Einheiten zusammengeholt haben«, sagte Buslenko. »Wäre es nicht besser gewesen, ausschließlich auf Sokil zurückzugreifen?« Buslenko selbst gehörte dieser Speznas-Truppe namens »Falke« an. Dadurch war er formell gesehen eher Polizist als Soldat. Die Falken unterstanden dem direkten Befehl des Direktorats für organisierte Kriminalität im Innenministerium. Die übrigen Teammitglieder kamen aus anderen Speznas-Einheiten: aus Titan, Skorpion, Schneeleopard und in einem Fall aus Berkut – Goldadler –, wo Witrenko selbst früher gedient hatte. Zwei Mitglieder waren außerhalb des Innenministeriums rekrutiert worden, nämlich beim Alpha-Speznas des Sicherheitsdienstes SBU.
»Ich wollte das beste Team für die Aufgabe zusammenstellen. Jeder hat spezielle Kenntnisse. Mich beunruhigt jedoch, dass Witrenko ein besseres Team haben könnte.« Sascha erhob sich und stampfte auf dem zusammengepressten Schnee herum. Er reichte Buslenko eine Aktenmappe, die er unter seinem Mantel verborgen hatte. »Hier sind die Details. Pass auf dich auf, Taras.«
Buslenko sah zu, wie Sascha als dunkle, vorgebeugte Gestalt zum Tscherwona Ploschtscha zurücktrottete. »Und du
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