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Jan Fabel 04 - Carneval

Titel: Jan Fabel 04 - Carneval Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Craig Russell
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nicht helfen, muss ich die Ausländerbehörde benachrichtigen.« Maria sprach langsam und ohne Schnörkel, damit er ihre Worte verarbeiten konnte. »Verstehen Sie, Slawko? Ich will wissen, wer Ihre Ausreise organisiert und Ihnen den Arbeitsplatz und eine Unterkunft verschafft hat …«
    »Ich nicht weiß … Mann sehr gefährlich. Sehr gefährlich Leute.« Er spähte zurück zu dem Türspalt.
    »Das sind die meisten von ihnen, Slawko. Aber ich muss wissen, wer Ihnen diese Arbeit besorgt hat.«
    »Arbeit schwer.« Slawko schien den Tränen nahe zu sein. »Sehr schwer. Ich Geld schicken will an Familie in Ukraine, aber nicht kann. Arbeite ganzen Tag, viele Stunden in Nacht und muss Mann, was mich gebracht, Hälfte geben. Und noch mal Hälfte für Schlafplatz. Ist nicht fair. Ist nicht fair.«
    Maria bemerkte, dass Slawko zitterte. Er begann ihr leidzutun. Auch bedauerte sie, ihm vorgespiegelt zu haben, dass sie einen gewissen amtlichen Einfluss hatte. Vielmehr setzte sie ihn einer Gefahr aus, vor der sie ihn – und sich selbst – nicht schützen konnte.
    »Slawko, ich brauche eine Liste mit Namen. Oder einen Namen. Sie wissen, dass dies keine Arbeit, sondern Sklaverei ist. Die Leute werden Sie ewig ohne Geld arbeiten lassen. Und Ihnen geht es noch gut. Denken Sie an die Frauen und Kinder, die wer weiß wohin verkauft worden sind.«
    Slawko musterte sie aufmerksam. Er schien seine Möglichkeiten abzuwägen.
    »Ich mit Containerwagen gekommen. Von Lwiw nach Hamburg. Dann sie uns in Nacht in Lieferwagen tun. In Köln wir raus an viele Stellen. Ich hier bei Restaurant in Nacht. Ich hier warten bis Morgen. Dann ich muss fünfzehn Stunden arbeiten, und sie mich bringen zu Wohnung. Wir acht in zwei Zimmer. Schlafen mal eine Gruppe, andere Gruppe.«
    Maria nickte. Es gab also noch eine Verbindung zu Hamburg. Witrenkos Imperium war nicht aus der Stadt, sondern nur aus ihrem Gesichtsfeld verschwunden.
    »Wer hat alles organisiert?«
    »Mann in Lwiw, heißt Petro. Kenne nicht Namen von andere, die in Hamburg uns aus Container geholt. Nur von Mann mit Minibus … Ich ihn sehen jede Woche. Heißen Viktor. Aber wir ankommen in Köln, hat gewartet große schwarze Mercedes. Mann aussteigen, dann er Mann mit Minibus Befehle geben. Mann mit Mercedes stark. Wie Soldat.«
    Maria suchte in ihrer Handtasche nach einer der verkleinerten Kopien von Witrenkos Foto.
    »Dieser hier … ist das vielleicht der Soldat?«
    Slawko schüttelte den Kopf. »Nein, Soldat viel jünger. Dreißig, vielleicht fünfunddreißig.«
    »Ukrainer?«
    »Ja. Ich gehört, wie spricht. War Ukrainer.«
    In diesem Moment kam ein großer, schlanker Afrikaner mit einem Eimer voller Essensreste heraus, die er in eine der Mülltonnen kippte. Auf dem Rückweg beäugte er Maria argwöhnisch.
    »Chef sucht nach dir«, sagte der Afrikaner zu Slawko.
    »Ich kommen …« Slawko war unverkennbar besorgt darüber, dass jemand ihn im Gespräch mit Maria gesehen hatte. »Müssen weg.«
    »Dann werde ich Sie noch einmal befragen«, drohte sie.
    »Ich alles gesagt. Nicht mehr wissen.«
    »Das glaube ich nicht. Wer nimmt Ihnen das Geld für Ihre Unterkunft ab?«
    Slawko schaute sie verwirrt an.
    »Die Wohnung«, sagte Maria. Der Mann tat ihr wirklich leid, doch sie brauchte eine Spur. »Der Mann mit dem Minibus, Viktor. Nimmt er das Geld?«
    »Oh … er.« Wieder schien Slawko verängstigt zu sein. »Sie mit Viktor sprechen, dann er wissen, ich reden.«
    »An ihm bin ich nicht interessiert, sondern nur an seinen Bossen. Er wird gar nicht erfahren, was los ist.«
    »Wissen nur, er heißen Viktor. Nicht wissen Nachname.«
    »Wann treffen Sie ihn? Wie oft?«
    »Freitag wir Geld bekommen. Meisten von uns arbeiten Freitag bis Nacht und schlafen Sonnabend. Am Abend wir wieder arbeiten. Viktor Geld holen Sonnabend und Sonntag. Am Mittag.« Slawko schüttelte niedergeschlagen den Kopf. »Er uns nichts lassen. Sagen, wir müssen Fahrt nach hier zahlen. Viktor böser Mann. Alle Angst vor Viktor.«
    »Glauben Sie, dass Viktor ein früherer Soldat ist? Wie der andere?«
    »Sieht nicht aus wie Soldat. Verbrecher. Ein Mann in Wohnung sagen, nicht richtig, wenn Viktor alles Geld wegnehmen. Da Viktor ihn schlagen mit Stock. Immer wieder. Nächsten Tag Mann weg. Viktor sagen, er ihn zurückschicken nach Ukraine. Und Viktor haben Geld von Mann behalten.« Die Erinnerung an den Vorfall verstörte Slawko noch mehr. Er schaute erneut verstohlen zu der Tür hinüber, die der Afrikaner weit offen gelassen

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