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Jan Fabel 04 - Carneval

Titel: Jan Fabel 04 - Carneval Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Craig Russell
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Schäffer mit ungläubiger Miene zu. »Hasek hat das organisiert? Der Blödmann in der Einsatzzentrale?«
    Scholz richtete den Blick wieder auf den Bildschirm. Ein kunstvoll geschmückter Karnevalswagen schob sich langsam eine von Menschenmengen gesäumte Straße entlang. Er war von einem schwarzen Ford-T-Modell gekrönt, an dessen Seite man mit unbeholfenen weißen Buchstaben das Wort »POLIZEI« gemalt hatte, und wurde von zwanzig oder dreißig Männern und Frauen flankiert, die als Keystone Cops verkleidet waren. Diese Klamaukpolizisten prallten ständig aneinander, stolperten, verschütteten eimerweise Lametta über die Zuschauer und schlugen sich mit übergroßen Gummiknüppeln auf die Schädel, während andere unablässig Süßigkeiten in die Menge warfen – all das in einem sorgfältig geplanten Chaos.
    »Das war vor drei Jahren. Er hat Preise für den Wagen gewonnen«, bemerkte Rudi wenig hilfreich.
    »Ich weiß, dass der Wagen mit einem Preis ausgezeichnet worden ist«, erklärte Scholz, »aber ich hatte keine Ahnung, dass der verfluchte Hasek damals der Organisator war.« Seine Stimmung verschlechterte sich noch mehr. Alle waren so überzeugt davon gewesen, dass Benni Scholz sich am besten für die Aufgabe eignete. Man kannte seinen verdrehten Humor. Er galt als idealer Organisator für den diesjährigen Karnevalswagen der Kölner Polizei. Aber in Wirklichkeit hätte er lieber ein weiteres Dutzend Mordfälle übernommen.
    »Hast du dich um die Kopfattrappen gekümmert?«, fragte er Rudi. Die Dienste von Kommissar Rudi Schäffer, einem Verkehrspolizisten und alten Freund Bennis, als stellvertretender Organisator waren freiwillig angeboten worden. Allerdings von Scholz. Wenigstens brauche ich nicht allein zu leiden, hatte er gedacht.
    »Klar.« Rudi lächelte gutmütig. »Der Prototyp ist draußen …«
    Scholz sah niedergeschlagen zu, wie sich Haseks perfekter, preisgekrönter Karnevalswagen makellos weiterbewegte. Rudi kam zurück, und sein Kopf steckte in bemaltem Papiermaché.
    »Was zum Teufel …« Scholz drehte sich auf seinem Stuhl um. »Und erlaube mir, der Klarheit halber zu wiederholen: Was zum Teufel soll das sein?«
    »Ein Bulle«, antwortete Rudi kläglich. Seine Stimme war durch die Attrappe gedämpft. »Genau das, was du haben wolltest. Du weißt schon, der Witz ist, dass wir uns alle als Bullen verkleiden.«
    Benni Scholz war beträchtlich kleiner als Rudi Schäffer und musste sich recken, um den Arm um die Schulter des Kommissars zu legen. Rudi wandte ihm seinen mächtigen Papiermachékopf zu.
    »Rudolf, mein lieber Freund«, sagte Scholz, »mir ist vollauf bewusst, dass du aus Bergisch-Gladbach kommst. Deshalb mache ich dir natürlich Zugeständnisse … wirklich. Aber ich bin mir ziemlich sicher, dass du nicht einmal in deinen Entwicklungsjahren einen Bullen, eine Kuh oder sonst ein Rind gesehen hast, die auch nur eine entfernte Ähnlichkeit mit dem Ding auf deinem Kopf hatten. Es sei denn, Bergisch-Gladbach ist eine Partnerstadt von Tschernobyl.«
    »Es ist doch nur ein Prototyp«, erwiderte Rudi aus der Tiefe der Attrappe.
    In diesem Moment betrat ein junger Kriminalbeamter das Büro. Er stockte und musterte Scholz, der den Arm um einen Uniformierten mit einem grotesken Kopf gelegt hatte. Scholz zog den Arm zurück.
    »Kannst du erraten, was das sein soll?«, fragte Scholz.
    »Weiß nicht, Benni … der Elefantenmann?«
    Rudi schlich mit hängendem Papiermachékopf aus dem Zimmer.
    »Was gibt’s, Kris?«, erkundigte sich Scholz.
    »Das Restaurant Biarritz in der Wolfsstraße«, sagte der junge Beamte. »Einer vom Küchenpersonal ist mit einem Beil zu Hackfleisch gemacht worden …«
    7.

    Der Teteriw war zu dieser Jahreszeit wunderschön: eisüberkrustet, doch weiterhin dahinströmend und befreit von den dichten, klebrigen Algen, die im Sommer auf der Oberfläche schimmerten. Die breite, niedrige Jagdhütte hatte ihre Fassade dem Teteriw zugewandt und war von einem Wald umgeben, auf dessen Bäumen dicker vereister Schnee lag. An einer Seite der Hütte stand ein großes Holzgerüst, an dem die Jäger ihre Beute aufhängten und ausweideten.
    Als Major Buslenko eintraf, waren die anderen schon einen Tag hier. Die uralte Straße von Korostyschew war wahrscheinlich bereits vor vierhundert Jahren durch Ochsengefährte mit tschumaki auf dem Kutschbock genutzt worden. Der hohe Schnee hatte die Straße fast unpassierbar gemacht, doch die Fahrer der drei Mercedes-Geländewagen waren allen

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