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Jan Fabel 04 - Carneval

Titel: Jan Fabel 04 - Carneval Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Craig Russell
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freisetzte.
    Vier … fünf … sechs …
    Über ihre Oberschenkel konnte Andrea nicht klagen. Sie reagierten auf jede Spreizung mit einer Muskelwelle unter ihrer gebräunten Haut. Ja, mit ihren Oberschenkeln konnte sie zufrieden sein. Ihre Bauchmuskeln waren wahrscheinlich ihr bestes Merkmal neben der wie in Stein gemeißelten Definition ihrer Arme. Allerdings war sie immer noch enttäuscht über ihre Glutei, sowohl die mittleren als auch die großen. Sie verbrachte Stunden damit, an ihnen zu arbeiten, schien jedoch nicht in der Lage zu sein, sich der weichen Fettschicht um die Muskeln zu entledigen.
    Zehn … elf …
    Andrea hatte noch reichlich Zeit bis zum Wettbewerb. Diesmal waren ihre Chancen gut, doch ihre Glutei konnten den Erfolg verhindern. Sie mussten stärker beansprucht werden. Heute Abend würde sie eine Stunde länger als sonst laufen. Keine Anstrengung war zu groß, um die letzten Spuren der alten Andrea verschwinden zu lassen. Der weichen Andrea. Sie dachte an das Paar im Café. An das Mädchen und wie sie sich von ihrem Freund hatte behandeln lassen. Der Zorn trieb Andrea dazu an, sich noch mehr ins Zeug zu legen. Eine weitere Dehnung.
    Zwölf … dreizehn … vierzehn …
    Der Schmerz der Übung ließ sie das Gesicht verziehen, als ein Mann das Fitnessstudio betrat. Er musterte sie, und sie wich seinem Blick nicht aus, bevor er sich abwandte, um sich auf dem Laufband warm zu machen. Andrea war es gewohnt, angestarrt zu werden. Manche, wie der gerade eingetretene Mann, ließen eine Mischung aus Ehrfurcht und Abscheu erkennen. Und einige, wie der kleine Mistkerl im Café, konnten ihren Ekel nicht verbergen.
    Fünfzehn … sechzehn …
    Am besten gefiel Andrea der Moment, in dem der eine oder andere Mann sie erblickte und verwirrt über seine eigene Reaktion war. Sie las in ihren Mienen gleichzeitig Widerwillen und unsichere Begierde. Und dann die Art, wie Frauen sie ansahen. Andrea war stolz auf den Körper und das Gesicht, die sie sich geformt hatte. Andrea die Amazone. Sie verstärkte ihre physische Wirkung noch, indem sie ihre dichte Mähne platinblond färbte. Und sie trug stets ein gepflegtes Make-up: tiefroten Lippenstift und dunkle Lidschatten, um das Feuer ihrer blauen Augen zu betonen.
    Siebzehn … achtzehn …
    Es war eines der Themen, über die nur zögernd gesprochen wurde. Darüber, dass es Männer gab, die eine Figur wie ihre schön fanden. Erotisch. Nielsen hatte ihr sogar gutes Geld gezahlt, damit sie sich nackt fotografieren ließ. Außerdem kamen viele Männer zu den Wettbewerben. Gierige kleine Männer mit gierigen kleinen Augen.
    Neunzehn … zwanzig.
    Die letzte Dehnung war strapaziös, und trotz des Restrainers auf ihren Oberschenkeln und der gepolsterten Schienbeinstütze, die für eine Belastungszentrierung sorgten, schien sich ihr ganzer Körper zu verkrampfen. Die Sehnen und Muskeln an Nacken und Kiefer traten hervor; ihre an die Latgriffe gepressten Arme strafften sich und schwollen an. Der Mann betrachtete sie erneut. Diesmal konnte er den Blick nicht abwenden und machte kein Hehl aus seinem Abscheu. Aber obwohl er sich bedroht zu fühlen schien, ließ seine Miene keinen Zweifel daran, dass er etwas Überwältigendes vor sich hatte.
    Etwas Majestätisches.
    5.

    Maria folgte Viktor zu zwei weiteren Abkassierstellen und notierte sich die Adressen. Seit zwei Stunden war es dunkel, sodass sie weniger Angst vor einer Entdeckung hatte. Aber sie ging trotzdem ein Risiko ein, und Viktor hatte sie vielleicht bereits bemerkt. Wenn ja, würde sie es bald feststellen.
    Der Chrysler kehrte nun in die Gegend zurück, die, wie Maria mittlerweile wusste, zum Stadtteil Nippes gehörte. Viktor ließ das amerikanische Schlachtschiff am Bordstein anlegen und schloss es ab. Maria hielt in einiger Entfernung auf derselben Straße und stieg aus. Der Ukrainer ging ungefähr fünfzig Meter weiter, bevor er ein Wohnhaus betrat. Nach einer halben Stunde des Wartens in der Kälte war sie davon überzeugt, dass er nicht mehr herauskommen würde. Möglicherweise wohnte er hier. Sie las die Namensschilder am Türsummer. Neben einem türkischen fand sie zwei deutsche, jedoch keinen ukrainischen Namen. Aber eines der Schildchen war leer. Das musste es sein. Dritter Stock. Die Straße war ziemlich belebt. Auf der anderen Seite befanden sich eine Kneipe, ein kleiner Supermarkt mit kyrillischen Preisschildern und ein Elektrogeschäft. Marias Überwachungsmöglichkeiten schienen begrenzt zu sein;

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