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Jan Fabel 04 - Carneval

Titel: Jan Fabel 04 - Carneval Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Craig Russell
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denkbaren Bedingungen, von arktischer Einöde bis hin zu Sandwüsten, gewachsen. Als sich Buslenko der Hütte näherte, wurde er von einem gedrungenen Mann fröhlich begrüßt, der Anfang vierzig sein musste. Er lächelte über Worobjowas scheinbare Zwanglosigkeit. Dieser gehörte der Speznas-Einheit Titan an. Er hatte Buslenkos Geländewagen bestimmt schon seit zehn Minuten im Visier gehabt und sein Präzisionsgewehr erst gesenkt, als er sicher war, dass Buslenko am Lenkrad saß. Und dass ihn niemand begleitete. Die Titanen waren dazu ausgebildet, Einzelpersonen sowie wichtige ukrainische Regierungsanlagen zu bewachen. Im Geist des freien Unternehmertums, den sich die Regierung so enthusiastisch zu eigen machte, konnten sie sogar gemietet werden. Wenn der Interessent reich genug war, sie zu bezahlen.
    Buslenko öffnete die Tür der Hütte und wurde von dem warmen, intensiven Duft der wareniki empfangen, die auf dem Holzofen siedeten.
    »Riecht gut«, sagte er.
    »Du kommst gerade rechtzeitig.« Der Mann, der die wareniki umrührte, war Stojan, ein Krimtatar, dessen dunkler Teint und gutes Aussehen auf die Vermischung von Mongolen und Türken vor tausend Jahren hindeuteten. »Möchtest du welche?«
    »Darauf kannst du wetten. Bring auch Worobjowa ein paar nach draußen.« Buslenko zog seine Überbekleidung aus und begrüßte seine Leute, die an dem massiven, grob behauenen Holztisch saßen und preferens spielten. Er schloss sich der Gruppe an, und sie scherzten und lachten während der Mahlzeit, wobei sie die Komplimente über Stojans Kochkunst nicht vergaßen. Sie hätten gewöhnliche Bürger in dicker Strickkleidung und Wanderstiefeln sein können, die sich um den heißen Ofen einer Jagdhütte versammelt hatten, um Quarktaschen zu essen und Wodka zu trinken, bevor sie sich für ein Wochenende beim Angeln und Jagen in der Wildnis von ihren langweiligen Berufen erholten. Aber sie waren keine gewöhnlichen Bürger.
    Sobald die Mahlzeit beendet und das Geschirr fortgeräumt war, richtete sich die allgemeine Aufmerksamkeit auf Buslenko. Er stellte seinen Laptop auf den Tisch und legte mehrere Ordner daneben.
    »Dies ist eine Aktion im Sinne des ›Allgemeinwohls‹«, begann er ohne Umschweife. »Das heißt, wir sollen einen Auftrag ausführen, der sowohl nach ukrainischem Recht als auch nach dem Völkerrecht illegal ist. Aber er stimmt völlig mit den Prinzipien der Gerechtigkeit, der inneren Ordnung und des äußeren Ansehens der Ukraine überein. Manche von euch könnten die Meinung vertreten, dass die Illegalität dieses Unternehmens unvereinbar mit eurer Rolle als Gesetzeshüter ist. Außerdem besteht durchaus die Möglichkeit, dass nicht alle von uns die Aktion überleben werden. Und wenn die Behörden einen von uns erwischen, wird er im Gefängnis landen, ohne dass sich die ukrainische Regierung zu ihm bekennt oder zu seinen Gunsten einschaltet. Falls also jemand nicht an der Aktion mitwirken will, soll er sich jetzt melden. Wer jetzt verschwinden möchte, büßt nicht den geringsten Respekt ein.« Er machte eine Pause. »Auch muss ich euch mitteilen, dass diese Mission nicht bloß schwarz, sondern nass ist.« Bei einer »nassen« Speznas-Mission wurde Blut vergossen und kamen Menschen um. Buslenkos Team schwieg und wartete darauf, dass er fortfuhr. Er grinste.
    »Schön, da wir nun den Kleinkram hinter uns haben, lasst uns endlich zur Sache kommen.« Er drehte den Schirm seines Laptops in ihre Richtung. Mithilfe einer drahtlosen Maus ließ er das einnehmende Gesicht eines ukrainischen Offiziers mittleren Alters auf dem Schirm erscheinen.
    »Das ist unser Ziel. Ich weiß, ihr habt alle von ihm gehört. Oberst Wassil Witrenko, früher Mitglied der Anti-Terror-Einheit Berkut.« Buslenko nickte zu Belozerkowski hinüber, dem Berkut-Angehörigen des Teams. »Nehmt euch bitte alle einen Moment Zeit, um euch die gefährlichste Person vorzustellen, der ihr je in eurer Laufbahn begegnet seid.« Buslenko hielt inne. »Und nun stellt euch jemanden vor, der zwanzigmal so gefährlich ist. Dann beginnt ihr, eine Ahnung von Witrenko zu entwickeln.
    Vor zwei Jahren wurde er beinahe in Hamburg gefasst. Sein eigener Vater, ebenfalls ein früherer Speznas-Offizier, und die Hamburger Polizei waren ihm auf der Spur. Witrenko hatte ein kleines Schauspiel für die Polizisten inszeniert. Er hatte seinen Vater mit einer Panzerabwehrmine und einem Zeitzünder verkabelt, damit der Ermittlungsbeamte zusehen konnte, wie Väterchen über die

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