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Jan Fabel 05 - Walküre

Titel: Jan Fabel 05 - Walküre Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Craig Russell
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ihretwegen hier. Übri­gens, wusstest du, dass Martina im Revier ist?« Kaminski grinste.
    »Ja«, sagte Fabel. »Von Anna.«
    »Wart ihr beide nicht ...«
    »Ja, Carsten«, stöhnte Fabel. »Aber das hatten wir schon. Gibt es eine Beschreibung der Frau, die Westland überfallen hat?«
    »Wir wissen nur, dass sie behauptet hat, der Engel zu sein. Und auch das nur aus zweiter Hand von der Prostituierten, die ihn gefunden hat.«
    »Woher wissen wir, dass sie nicht selbst der Engel ist?«
    »Allem Anschein nach hat sie ihr Bestes getan, um Westland am Leben zu erhalten, bis der Unfallwagen eintraf. Und wenn es wirklich das Werk des Engels war, dann wäre das Mädchen, das ihn gefunden hat, zu jung für die früheren Morde. Obwohl sie versucht hat, sich unbeeindruckt zu zeigen, stand sie offen­sichtlich unter Schock. Der Arzt wollte ihr ein sanftes Beruhi­gungsmittel verabreichen, aber sie hat ihm gesagt, er solle es sich sonst wohin stecken.«
    »Trotzdem möchte ich mit ihr sprechen.«
    »Und mit Martina?« Kaminski grinste erneut und warf Wer­ner und Anna Wolff einen Blick zu.
    »Auch mit Martina. Was ist mit der Videoüberwachung, die wir auf dem Kiez installiert haben? Ist etwas zu sehen?«
    »Nein«, antwortete Kaminski. »Westlands Angreiferin hatte entweder Glück, oder sie war sehr clever. Es gibt keine Kameras an der betreffenden Straße und auch nicht in der Nähe des Ho­fes. Wie du weißt, mussten wir für die Installation der Kameras bestimmte Auflagen einhalten. Keine ist an einer Stelle ange­bracht, an der man beobachten kann, wie die ehrenwerten Bür­ger unserer schönen Stadt in eine Peepshow oder in einen Sex­shop schleichen. Deshalb haben wir eine Menge schwarzer Löcher. Aber ich habe in der Einsatzzentrale des Präsidiums Bescheid gesagt, damit die Aufnahmen eine Stunde vor bis eine Stunde nach dem Mord abgeholt und analysiert werden. Viel­leicht sehen wir etwas auf den umliegenden Straßen: zum Bei­spiel, wie die Angreiferin zum Tatort unterwegs ist oder sich davonmacht.
    Vorläufig schicke ich jede Menge Schutzpolizisten hinaus auf die Straßen.« Kaminski deutete auf die im Foyer versam­melten Beamten. »Wir werden jede Nutte, jeden Zuhälter und jeden Clubbesitzer in der Gegend befragen. Die Geschäfte ge­hen zurzeit nicht besonders gut auf dem Kiez, und Westland war ja nicht gerade ein unbekanntes Opfer. So etwas ist schlecht fürs Gewerbe. Vielleicht haben wir Glück.«
    »Danke, Carsten.«
    »Also, wenn es dir nichts ausmacht, Jan, möchte ich meinen Leuten noch ein paar Anweisungen geben.« Kaminski nickte zu den Schutzpolizisten hinüber, die er herbeibeordert hatte. »Es sei denn, du möchtest ihnen verklickern, wonach wir Ausschau halten.«
    »Nein, Carsten, es ist dein Revier«, sagte Fabel. Niemand kannte den Kiez besser als Kaminski.
    Fabel hängte seinen Regenmantel in der Garderobe der Polizeiwache auf, nachdem er all seine Taschen abgetastet hatte.
    »Hast du etwas verloren?«, fragte Anna.
    »Meinen verdammten MP3-Player.«
    Zusammen mit Werner und Anna ging er in den hinteren Teil des Gebäudes. Bis 2005 hatte die Davidwache ausschließ­lich Schutzpolizisten beherbergt, doch um sich dem Wandel der Zeit anzupassen, hatte man die ursprüngliche Wache nach hin­ten erweitert. In diesem neueren Gebäudeteil befanden sich nun die Räume der Kriminalpolizei. Kaminski hatte das Konfe­renzzimmer für Zeugenverhöre zur Verfügung gestellt. Fabel schaute aus dem Fenster über die Davidstraße und einen Teil der Friedrichstraße hinaus. Er sah, wie die grünen Wagen der Bereitschaftspolizei zur Verkehrsampel fuhren. Sie brachten sämtliche Protestlerinnen, die nicht in den winzigen Zellen­trakt der Davidwache passten, zum Polizeipräsidium.
    »Anna, ich glaube, du solltest die Zeugin vernehmen«, sagte er. »Das Mädchen, das Westland gefunden hat, meine ich. Sie scheint in einem ziemlich schlechten Zustand zu sein.«
    »Warum ich, Chef?«, fragte Anna. »Weil ich eine Frau bin?«
    »Ich nehme an, dass sie für dich empfänglicher sein wird.« Anna gehörte seit fünf Jahren zu seinem Team, doch es fiel ihm immer noch schwer, mit ihr umzugehen. Sie zu durch­schauen. Anna Wolff sah viel jünger aus als ihre einunddreißig Jahre. Sie hatte ziemlich kurzes, schwarzes Haar, war nicht grö­ßer als einen Meter vierundsechzig und strebte mit ihrer dunk­len Wimperntusche, dem feuerwehrroten Lippenstift und der übergroßen Bikerjacke eine Art Punk-Look an. Und sie war sehr

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