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Jan Fabel 05 - Walküre

Titel: Jan Fabel 05 - Walküre Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Craig Russell
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diese Art?«
    »Wieso nicht?« Wieder glitzerte Trotz in ihren Augen. »Viele Studentinnen tun das wegen zusätzlicher Einnahmen.«
    »Sie sind ein intelligentes, hübsches Mädchen, und vor Ihnen liegt ein Leben voller Chancen, Christa. Ich begreife ein­fach nicht, warum Sie diese Möglichkeit gewählt haben. Mei­nen Sie etwa, dass eine typische Frau sich so verhält?«
    »Sind Sie enttäuscht, weil ich kein Junkie bin und nicht ausgebeutet werde? Es stimmt, ich habe diese Möglichkeit ge­wählt. Mein Körper gehört mir, und ich kann damit tun, was ich will. Außerdem ist es ziemlich leicht verdientes Geld. In ein paar Stunden am Wochenende verdiene ich mehr als die meis­ten in einem Monat. Sie können mir glauben, dass mir das Me­dizinstudium dadurch sehr erleichtert wird.«
    »Das ist nicht der entscheidende Punkt, Christa. In diesem Beruf habe ich wirklich erfahren, welch finstere Seiten die menschliche Natur besitzt, und ich verstehe nicht, warum sich jemand wie Sie darin verstricken will. Sie meinen vielleicht, dass Sie das ein oder zwei Jahre tun werden und dann Ihr nor­males Leben fortsetzen können. Aber glauben Sie mir, so funk­tioniert das nicht. Sie werden es für den Rest Ihres Lebens nicht mehr abschütteln. Jede Ihrer Beziehungen wird dadurch beein­trächtigt werden. Sie werden nicht mehr in der Lage sein, das Gute in den Menschen zu sehen.«
    »Was geht Sie das an, Herr Hauptkommissar? Versuchen Sie etwa, meine Seele zu retten?«
    »Es geht mir nicht um Ihr moralisches Wohlbefinden, Christa, sondern darum, dass Sie sich in Gefahr bringen. Sie studieren Medizin, also kennen Sie die Risiken. Für Ihre Ge­sundheit, meine ich.«
    »Und weil ich Medizin studiere, kann ich auf mich aufpas­sen. Wirklich, Herr Fabel, ich brauche mich nicht vor Ihnen zu rechtfertigen. Frauen werden seit Jahrhunderten von Männern ausgebeutet. Nun revanchiere ich mich ein bisschen.«
    Fabel merkte, dass Christa trotz ihrer vorgetäuschten Unbe­kümmertheit durch die Ereignisse der letzten Stunde stark er­schüttert worden war. Doch er wusste nicht, warum er sich auf die Diskussion mit ihr eingelassen hatte. Ihr Verhalten ging ihn tatsächlich nichts an, und er beschloss, das Thema fallen zu lassen.
    »Es ist Ihr Leben, Christa ...« Fabel seufzte. Er betrachtete die vor ihm liegenden Notizen. »Ich weiß, dass es sehr schwer für Sie ist, aber versuchen Sie bitte, sich daran zu erinnern, ob Sie etwas gesehen oder gehört haben, das in Ihrer Aussage bis­her unerwähnt geblieben ist. Ist niemand aus dem Hof gekom­men? Ich meine, als Sie hineingingen.«
    »Nein. Niemand. Nicht dass ich es vergessen oder nicht be­merkt hätte. Ich bin sicher, dass niemand da war. Wenn ich in Eile bin, laufe ich meistens durch diese Gasse. Sie führt von der Erichstraße direkt bis zum Hof. Man muss immer vor wider­lichen Kerlen auf der Hut sein, deshalb habe ich die Augen of­fengehalten. Es war niemand da.«
    »Aber das ist doch widersprüchlich. Sie müssen Sekunden nach dem Überfall dort eingetroffen sein.«
    »Bin ich auch, nach seinem Blutverlust zu schließen. Aber das ändert nichts daran, dass ich niemanden aus der Gasse kom­men oder hineingehen sah.«
    »Wie ich hörte, haben Sie Erste Hilfe geleistet. Ihre medi­zinische Ausbildung hat Sie also aktiv werden lassen?«
    »Allerdings nur in Maßen. Inzwischen dürfte er tot sein. Der Täter war sehr geschickt. Westland ist durch einen einzigen Schnitt aufgeschlitzt worden, der wie bei einem japanischen Selbstmord, dem seppuko, gerade und sehr tief war. Der massive Blutverlust deutet daraufhin, dass die Bauchaorta verletzt wor­den ist. Man kann sie nicht schließen, bevor er verblutet.«
    Fabel beobachtete Christas unschuldiges junges Gesicht, während sie über den Tod eines Menschen sprach. Ihre Be­schreibung war klinisch, doch ihre Stimme bebte, und ihre Hände kneteten die Wollmütze auf ihrem Schoß noch heftiger.
    »Was hat er zu Ihnen gesagt?«
    »Das habe ich schon erzählt. Vorhin.«
    »Wenn es Ihnen nichts ausmacht, Christa, möchte ich es noch einmal hören.«
    »Er war fast bewusstlos, als ich ihn erreichte. Und er zitterte. Seine einzigen Worte lauteten: >Es war eine Frau. Sie hat ge­sagt, sie sei der Engel.< Er sprach Englisch. Es ist seltsam, dass ich ihn nicht erkannt habe. Ich wusste nicht, wer er war, bis es mir mitgeteilt wurde. Ich sah nur ... nur einen sterbenden Mann.« Sie richtete ihren ernsten Blick auf Fabel. »Ich habe noch nie jemanden sterben

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