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Jan Fabel 05 - Walküre

Titel: Jan Fabel 05 - Walküre Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Craig Russell
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kam er nicht wie ein Rechtsberater vor, es sei denn, Prozesse wurden in Dänemark in einem Box­ring entschieden. Der Mann stellte sich als Sven Langstrup vor und setzte sich.
    »Sie sind in Frau Bronsteds Unternehmen für die Sicherheit zuständig?«, fragte Fabel.
    »Unter anderem, ja«, antwortete Langstrup ohne den däni­schen Akzent, den der Hauptkommissar erwartet hatte. Wahr­scheinlich war er ebenfalls Deutschdäne. »Infolge von Frau Bronsteds wachsendem politischen Bekanntheitsgrad und ih­rem geschäftlichen Erfolg wird ihre Sicherheit manchmal be­droht.«
    »Hat es konkrete Bedrohungen gegeben?«, wollte Karin Vestergaard wissen.
    »Potenzielle Bedrohungen.«
    »Wir sind hier, um mit Ihnen über eine Reihe kürzlicher Todesfälle zu sprechen. All diese Todesfälle stehen mit der NeuHansa Group in Zusammenhang. Es gibt nicht immer eine direkte Beziehung, aber zumindest gewisse Kontakte.«
    Gina Bransted runzelte die Stirn. »Natürlich werden wir tun, was wir können, um Ihnen zu helfen.«
    »Sie kandidieren für das Amt des Ersten Bürgermeisters, Frau Bransted?«
    »Das ist allgemein bekannt. Ich begreife nicht...«
    »Können Sie mir ein paar Punkte Ihres politischen Pro­gramms darlegen?«, fragte Fabel.
    »Ich sehe wirklich nicht, welche Bedeutung das in diesem Zusammenhang haben sollte«, warf Langstrup ein.
    »Tun Sie mir den Gefallen«, bat Fabel die Unternehmerin, ohne auf den Rechtsberater zu achten. »Nehmen wir an, ich wäre Wechselwähler.«
    »Mein politisches Programm ist fast das gleiche wie das, auf das sich meine Geschäfte stützen. Europa schließt sich zusam­men, und sehr bald dürfte eine Föderation entstehen, deren Wirtschaftskraft die der Vereinigten Staaten und sogar die von künftigen Supermächten wie China und Indien in den Schat­ten stellen wird. Das bedeutet, dass alte Landesgrenzen ihre Bedeutung verlieren und wir die Möglichkeit haben, transna­tionale Bündnisse aufzubauen. Ich bin keine deutsche, sondern eine Hamburger Politikerin. Was das Geschäftsleben betrifft, so schwebt mir vor, Bündnisse mit anderen nordeuropäischen Städten zu schmieden, um die Art Wohlstand zu schaffen und mit anderen zu teilen, die Landesregierungen allein nicht zu­stande bringen können.«
    »Wie die alte Hanse«, sagte Fabel. »Daher auch der Name NeuHansa Group.«
    »Die Hanse ist seit Langem tot und begraben. Hamburg übernahm die Bezeichnung >Freie und Hansestadt< erst, andert­halb Jahrhunderte nachdem die Hanse keine aktive wirtschaft­liche und politische Macht mehr war. Aber die Idee lebte weiter. Noch heute ist sie überall um uns herum wirksam. Hätte das hanseatische Ideal nicht in der Hamburger Psyche weiterexis­tiert, wäre die Speicherstadt nie gebaut worden. Und sie, zu­sammen mit der HafenCity, ist ebenfalls ein Beispiel für die Unabhängigkeit und den Unternehmergeist Hamburgs.«
    Gina Bransted vertrat ihren Standpunkt energisch, doch auch, so schien es Fabel, mit aufrichtiger Leidenschaft. Ihm war klar, dass er einer parteipolitischen Sendung zuhörte, doch schließlich hatte er darum gebeten.
    »Vor zehn, fünfzehn Jahren«, fuhr Bransted fort, »als das üb­rige Europa Bauchnabelschau über seine Zukunft in der Welt­wirtschaft betrieb, begriff man in Hamburg, dass China und der Ferne Osten sowie Osteuropa gewaltige Handelsmöglichkeiten zu bieten hatten. Also handelten wir und bauten entsprechende Anlagen, um die Chancen optimal nutzen zu können. Schauen Sie sich an, was nur ein paar Hundert Meter von hier im Sand­torhafen geschieht. Ein umfassender Bereich der HafenCity ist ausschließlich dem Handel mit China gewidmet. Wissen Sie, dass jeder fünfte der 10,8 Millionen Container, die Hamburg in diesem Jahr umschlägt, nach China geht oder von dort kommt? Meine Politik ist einfach. Hamburg braucht Freiheit und Un­abhängigkeit, um seine Erfolge auszubauen, um Bündnisse mit anderen Städten in Skandinavien und an der Ostsee zu schlie­ßen und um gemeinsam mit ihnen jede andere Handelszone der Welt zu übertreffen.«
    »In der Theorie hört sich das gut an«, meinte Fabel. »Aber, wie Sie selbst gesagt haben, letzten Endes ist die Hanse ge­scheitert.«
    »Sie überdauerte in der einen oder anderen Form fast drei­hundert Jahre lang, Herr Fabel. Nicht als Militär-, sondern als Handelsmacht innerhalb Europas. Sie besaß zwar militärische Schlagkraft, setzte sie jedoch nur selten ein. Krieg ist schlecht fürs Geschäft. Ich glaube, dies ist ein recht gutes

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