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Jan Fabel 05 - Walküre

Titel: Jan Fabel 05 - Walküre Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Craig Russell
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menschliches Gewebe. Und nach Ralfs Tests zu schließen, handelt es sich um menschliches Schilddrüsengewebe, das möglicherweise nach dem Tod ent­nommen wurde. Und noch etwas ...«
    »Ja?«
    »Nach seinen Resultaten zu urteilen, ist der PBDE-Gehalt in diesen Proben astronomisch hoch.«
    »Was heißt das?«, fragte Fabel. »Könnte er tödlich sein?«
    »Möglicherweise ja. Wie gesagt, PBDEs sind hochtoxisch, und man benötigt eine Sondererlaubnis für die Entsorgung. Das Urteil über ihre genaue Schädlichkeit steht noch aus, aber es wird vermutet, dass sie die Schilddrüsenfunktion beeinträch­tigen und das endokrine System insgesamt schädigen. Es kann sogar zu neurotoxischen Wirkungen kommen.«
    »Vielen Dank, das könnte nützlich sein, Herr Dr. Lüttig.« Fabel hielt inne. »Übrigens, sagt Ihnen der Name >01af< etwas? Ist das vielleicht jemand, den Ralf Sparwald kannte?«
    »Nein, keine Ahnung. Ist es wichtig?«
    »Wahrscheinlich nicht«, erwiderte Fabel.
     
    Er konnte Geschäftsleute nicht leiden. Es spielte keine Rolle, wie hoch oder niedrig sie in ihrer undurchsichtigen Hierarchie angesiedelt waren, auf Fabel machten alle den Eindruck, als hätten sie eine Persönlichkeitsamputation durchgemacht. Un­längst war er nach Frankfurt geflogen, um mit der Mordkom­mission der Stadt Kontakt aufzunehmen. Während des Fluges war er in seinem in Großbritannien geschneiderten Sportjackett von Klonen in Boss-Anzügen umringt gewesen und hatte sich wie ein Komparse in dem Film Gattaca gefühlt. Er hatte sich geschworen, dass er sich eher das Gehirn mit seiner SIG-Sauer wegpusten würde, als sich einen Blackberry zuzulegen.
    Fabel fiel es manchmal sogar schwer, seine Geringschätzung für solche Kollegen zu verbergen, die ihre Polizeiarbeit wie ein Geschäft betrieben und sich in dem gleichen einheitlichen Konzernstil kleideten wie ihre Pendants in der Wirtschaft.
    Am meisten jedoch missfielen Fabel die Wirtschaftsfüh­rer an der Spitze der Hierarchie. Manchmal schienen sie sich selbst wie mittelalterliche Feudalherren zu fühlen. Und in ge­wisser Weise hatten sie nicht ganz unrecht, denn Hamburg war ein Stadtstaat, der seine Geschichte und seine Unabhängigkeit auf dem Handel aufgebaut hatte. Die hanseatischen Industrie­kapitäne hatten zwar keine absolute Kontrolle über das Leben von Leibeigenen, aber dafür waren ihnen ihre Angestellten, die Mitarbeiter von Tochterunternehmen, ihre Zulieferer und etli­che Lokalpolitiker ausgeliefert. Allerdings waren die meisten Hamburger Politiker selbst Geschäftsleute.
    Nach Fabels Erfahrung meinten Hamburger Wirtschafts­führer häufig, dem Zugriff persönlicher Sterblicher, etwa dem von Polizisten, entzogen zu sein. Deshalb überraschte es ihn nicht, dass er sich persönlich einschalten musste, um einen Ter­min bei Gina Bransted zu erhalten. Er hatte eine der Ver­waltungsassistentinnen des Präsidiums gebeten, ein Treffen zu arrangieren, doch sie kam nicht von der Stelle, da sie dauernd von einer relativ unbedeutenden NeuHansa-Angehörigen ab­gewimmelt wurde.
    »Kein Problem«, hatte Fabel geantwortet, als die Assistentin von Bransteds Sekretärin es für »ganz unmöglich« erklärte, in­nerhalb der kommenden Woche einen Termin zu machen. »Ich verstehe sehr gut, dass Frau Bransted viel zu tun hat. Also werde ich heute Abend einen Streifenwagen zu ihrem Haus schicken und sie ins Präsidium bringen lassen. Und keine Sorge, ich werde ihr bestimmt mitteilen, dass Sie Ihre Chefin bestens ab­geschirmt haben.«
    Kurz darauf ließ man Fabel wissen, dass Gina Bransted ihn später am selben Nachmittag empfangen werde. Daraufhin rief Fabel Hans Gessler von der Abteilung Wirtschaftsdelikte an und erkundigte sich, ob er ihn kurzfristig begleiten könne.
    »Nimmst du die kleine Nixe mit?«, fragte Gessler.
    »Von wem redest du?«, fragte Fabel aufrichtig verwirrt.
    »Von der kleinen dänischen Schönheit, an der du so zu hän­gen scheinst.«
    »Wenn du Politidirektor Karin Vestergaard meinst, dann ja: Sie wird mitkommen. Gina Bransted ist eine Dänin aus Flens­burg, und Frau Vestergaard könnte da nützlich sein. Davon ab­gesehen hat sie ein direktes Interesse an diesem Fall.«
    »Du kannst mit mir rechnen«, sagte Gessler.
    Nach der Mühe, die es Fabel bereitet hatte, einen Termin bei Gina Bransted zu erhalten, überraschte es ihn sehr, als ihm am Empfang des Präsidiums eine Notiz ausgehändigt wurde, in der es hieß, jemand aus Gennadi Frolows Büro habe angerufen und

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