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Jan Fabel 05 - Walküre

Titel: Jan Fabel 05 - Walküre Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Craig Russell
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Nachricht in Muliebritas hier.«
    »Was für eine Nachricht?«, fragte Fabel, dessen Wange im Kissen vergraben war.
    »Du weißt, was für eine Nachricht.« Sie zog die Garrotte strammer zu als je zuvor. Nachdem sie die Schnur wieder gelo­ckert hatte, schien Fabels Lunge nach Sauerstoff zu schreien.
    »Das Zitat aus der Njalssaga«, keuchte er. »Meinst du das?«
    »Hast du es aufgegeben?«
    »Nein.«
    Die Schlinge zog sich wieder zu. »Hast du es aufgegeben?«
    Unfähig zu sprechen, schüttelte Fabel den Kopf, und wieder öffnete sie seine Luftzufuhr.
    »Wenn du es nicht aufgegeben hast, wer dann?«
    »Ich weiß es nicht ...« Fabels Stimme war immer noch schwach und gepresst.
    »Du hast im Schlaf von morgen gesprochen. Was ist mor­gen?«
    »Das kann ich dir nicht sagen. Auf keinen Fall. Außerdem willst du es gar nicht wissen. Es hat mit Anke zu tun. Damit, wie wir sie fassen können. Wenn ich's dir sage, wirst du ein Teil von allem.«
    »Na gut, ich mische mich nicht ein. Ich möchte, dass du sie fasst. Ich möchte, dass dies bald vorbei ist, damit ich mein Le­ben weiterführen kann.« Sie flüsterte ihm immer noch ins Ohr, doch ihre Stimme enthielt nichts Verführerisches mehr, son­dern war nur noch ein drohendes Zischen. »Du bist Polizist und hast in den Jahren so viel gesehen. Frauen, die verprügelt, ver­gewaltigt, erwürgt, missbraucht worden sind. So viele Mäd­chen und Frauen, deren letzte Momente von Grauen erfüllt wa­ren. Und von unvorstellbarem Entsetzen. Aber du kannst dir das vorstellen, nicht wahr? Du musst es. Du hast erlebt, was an­dere Männer Frauen antun, und du hast dich mit der düsteren, düsteren Frage beschäftigt: Bin ich auch dazu fähig? So viel Schmerz, so viel Furcht. Und manchmal hast du dich der fins­teren Angst hingegeben: Was, wenn so etwas mit meiner Toch­ter, meiner Partnerin, meiner Mutter passieren würde ...
    Also hör mir gut zu und denk daran: Die Walküre, die du suchst, heißt Anke. Das bin nicht ich. Lass mich in Ruhe. Fang gar nicht erst an, nach mir zu suchen. Wenn du es tust, werde ich mir alle Frauen vornehmen, die dir nahestehen. Deine Ge­liebte, deine Tochter, deine Mutter ... Ich werde sie zu Opfern machen. Ich werde sie leiden lassen, bevor sie sterben. Verstehst du mich?« Sie straffte die Garrotte erneut. »Ich kann ihnen nicht wehtun, wenn ich tot oder im Gefängnis bin. Deshalb werde ich dafür sorgen, dass ich sie erwische, bevor du mich er­wischst. Bei dem leisesten Anzeichen, dass du mir auf der Spur bist, werde ich sie jagen. Leg die Hände hinter den Kopf.«
    Fabel tat wie ihm geheißen. Er spürte einen Stich im Na­cken. Etwas Kaltes durchfuhr seine Venen, und die Dunkelheit des Schlafzimmers wurde noch schwärzer. Er ließ die Welt hin­ter sich.
     

7.
     
    Diesmal glich sein Erwachen einer plötzlichen, alles erfassen­den, brutalen Explosion.
    Fabel warf sich aus dem Bett und fiel unter Schmerzen auf den Boden. Er lehnte sich gegen die Wand, schob sich daran hoch und verharrte auf zitternden, unsicheren Beinen. Mit wil­dem Blick sah er sich im Schlafzimmer um und musterte je­den Schatten. Stolpernd bewegte er sich zum Lichtschalter und überflutete den Raum mit quälender Helligkeit.
    Sie war fort. Er fand seine Hose und kramte in den Taschen, bis er den Schlüssel zu dem Sicherheitsschrank ertastete, in dem er seine Automatik verwahrte. Er entsicherte sie, zog den Schlitten zurück und suchte die Wohnung ab. Mit ausgestreck­ter Pistole betrat er jedes Zimmer, nachdem er das Licht einge­schaltet hatte. Erst dann ging er ins Badezimmer und überließ sich der Übelkeit, die ihn seit dem ersten wachen Moment er­griffen hatte. Ihre Injektion hatte dröhnende Kopfschmerzen und ein Ekelgefühl verursacht, das sich auch nicht minderte, nachdem er seinen Magen entleert hatte.
    Fabel trat zum Telefon, um das Präsidium anzurufen, hielt jedoch inne. Zuvor musste er unbedingt noch etwas anderes tun: Er kehrte zurück ins Badezimmer und duschte sich lange.
     
    Holger Brauner hatte dienstfrei, weshalb Astrid Bremer bei Fa­bel erschien. Zuvor war ein Streifenwagen eingetroffen, und die Besatzung hatte sämtliche Nachbarn von Fabel aus dem Schlaf geklopft und danach gefragt, ob sie jemanden das Gebäude hät­ten betreten oder verlassen sehen.
    »Das ist völlig unnötig«, wehrte Fabel ab. »Die Frau, die hier eingebrochen ist, geht zu professionell vor, um sich von jeman­dem beobachten zu lassen.«
    Der junge uniformierte Kommissar hatte

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