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Jan Fabel 05 - Walküre

Titel: Jan Fabel 05 - Walküre Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Craig Russell
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beobachtete Anna, die nun in Richtung der Frau weiter­joggte.
    »Sie hat sich wieder in Bewegung gesetzt«, meldete Anna. Fabel strich mit dem Feldstecher über den Pfad. »Alle Teil­nehmer, haltet euch bereit.«
    Die Frau war nun weniger als zehn Meter von Werner weg. Fünf. Zwei.
    Sie ging an ihm vorbei, ohne ihm auch nur einen Blick zu gönnen.
    »Soll ich hinter ihr bleiben?«, fragte Anna.
    Fabel hatte den Feldstecher noch auf die Frau gerichtet. Sie begrüßte einen ihr entgegenkommenden Mann und hakte sich bei ihm ein. Fabel sah zu, wie das Paar von der Alsterpromenade abbog und die Allee entlang auf Pöseldorf zusteuerte.
    »Die kann es nicht sein. Anscheinend war sie mit jemandem verabredet.« Ihm wurde bange ums Herz, denn nun wusste er, dass sie nicht kommen würde. Wahrscheinlich tat sie genau das Gleiche wie er: Sie beobachtete die Szene durch ein Fernglas und ließ sich nicht von Werners grauer Perücke und seiner zu massigen Gestalt überzeugen.
    »Bleibt wachsam«, sprach Fabel in sein Funkgerät. »Viel­leicht taucht sie noch auf.« Er suchte die Alsterpromenade von Süden her am Wasser entlang bis zum Fährdamm ab. Nichts. Werner saß immer noch auf der Bank. Das Paar spazierte Arm in Arm die Allee hinauf, vorbei an den als Arbeiter verkleide­ten MEK-Angehörigen. Da bemerkte Fabel, wie die in dunkles Lycra gekleidete Anna an ihnen vorbeijoggte.
    »Herzog vier«, rief er, »mach eine Schleife und nimm deinen früheren Standort ein.«
    Anna antwortete nicht.
    »Herzog vier, hörst du mich?«
    »Moment ...« Über das Funkgerät hörte er, wie Anna beim Laufen schwer atmete. Er beobachtete sie mit dem Feldstecher. Sie hatte aufgehört zu joggen und beugte sich mit den Hän­den auf den Knien vor, als wäre sie nach einem langen Lauf er­schöpft. Das Paar, Arm in Arm, ließ sie hinter sich.
    Anna richtete sich auf, presste sich die Hände ins Kreuz und dehnte ihr Rückgrat. Eine beiläufige Geste.
    »Wölfin! Wölfin! Wölfin!« Annas Stimme war so aufgeregt, dass Fabel ihre lässige Gestalt erneut betrachtete. Dann wurde das Adrenalin auch in seinem Körper ausgeschüttet und verlang­samte die Zeit. »Herzog vier an Kaiser eins, ich sehe Wölfin.«
    »Wo? Wo ist sie?«, brüllte Fabel in das Gerät.
    »Das Paar«, erwiderte Anna. »Sie ist es. Ich bin nicht sicher, aber ich glaube, sie bedroht den Mann mit einer Waffe. Wahr­scheinlich hat sie Kaiser zwei und die Falle durchschaut. Da­nach hat sie sich den Knaben zur Ablenkung geschnappt.«
    »Shit«, fluchte Fabel vor sich hin und drückte dann auf den Sendeschalter, um die MEK-Einheit zu benachrichtigen. »Graf fünf, wir haben eine mögliche Geiselsituation.«
    »Das haben wir gehört«, sagte der MEK-Befehlshaber. »In diesem Fall müssen wir sie ausschalten, bevor sie den Park verlässt und Pöseldorf erreicht. Sollen wir in Aktion treten?«
    Fabel zögerte. »Herzog vier, bist du sicher, dass es Wölfin ist?«
    »Nicht völlig sicher, Kaiser eins. Sie hat seinen Arm fest ge­packt, und er sieht nicht sehr fröhlich aus. Sie lehnt sich an ihn und drückt ihm vielleicht eine Pistole in den Rücken.«
    »Graf fünf an Kaiser eins. Sollen wir handeln oder nicht?«
    Fabel vergewisserte sich mithilfe des Feldstechers, dass Anna immer noch die Rolle einer erschöpften Joggerin spielte. Die Hälfte der als Parkarbeiter verkleideten MEK-Männer war auf die Ladefläche des Lieferwagens geklettert. Er betrachtete das Paar, das gemächlich den Park verließ. Wenn die Frau nicht die Walküre war, konnte nichts passieren. Anderenfalls wusste sie, dass die Polizei hinter ihr her war, und würde jeden erspähen, der ihr in die Stadt folgte. Wenn Fabel niemanden hinter ihr herschickte, würde sie die Geisel vielleicht unverletzt ziehen lassen. Oder auch nicht.
    Die Alternative bestand darin, sie im Park auszuschalten. In diesem Fall waren die Chancen, dass die Geisel überleben würde, nicht gut. Zudem musste er befürchten, dass jemand aus seinem Team verletzt oder getötet wurde.
    »Graf fünf an Kaiser eins...« Fabel konnte die Ungeduld aus der Stimme des MEK-Befehlshabers heraushören. »Ich wieder­hole: Sollen wir handeln oder nicht?« Fabel hob das Funkgerät an den Mund.
     

9.
     
    »Ich hätte nicht gedacht, dass du heute schon zurückkommst«, sagte Ivonne. Sie brachte einen Kaffee und einen Stapel Papiere herein, die sie auf Sylvies Schreibtisch platzierte. »Wie ist es im Fernen Osten gelaufen?«
    »Gut. Ich bin kurz davor, den Gesuchten zu

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