Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Jan Fabel 05 - Walküre

Titel: Jan Fabel 05 - Walküre Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Craig Russell
Vom Netzwerk:
war sich jedoch der MEK-Männer bewusst, von denen nun drei vorrückten und drei Deckung gaben. Sie schoss dem Ersten ins Gesicht. Die anderen eröffneten das Feuer, doch ihre Kugeln gingen daneben. Offenbar hatten sie Angst, die Geisel zu treffen. Sie gab zwei weitere Schüsse ab. Der eine ver­fehlte sein Ziel, der andere zerfetzte einem MEK-Angehörigen die eine Gesichtshälfte.
    Zwei tote Polizisten. Eine schwer verletzte Beamtin. Sie würden zurückweichen, damit keine Zivilisten in Mitleiden­schaft gezogen wurden. Anke schob sich rückwärts auf den Harvestehuder Weg zu und benutzte die Geisel weiterhin als Schild. Der Mann zitterte heftig, und es fiel ihr schwer, ihn mit sich zu zerren. Sie schaute sich um und sah, wie zwei Polizisten hinter einem geparkten Auto in Deckung gingen. Anke schoss auf die Fenster, und das Glas zersplitterte. Sie feuerte drei Ku­geln in den Tank und dann einen weiteren in den Asphalt, wo sich das Benzin bereits sammelte. Die Funken entzündeten das Benzin, und der hintere Teil des Autos erhob sich in die Luft, während der Tank explodierte. Sie hörte Schreie hinter dem Wagen, und andere Beamte eilten herbei. Weiter oben am Har­vestehuder Weg kam ein Auto mit quietschenden Bremsen zum Stillstand, nachdem ein Schutzpolizist der Fahrerin ein Halte­zeichen gegeben hatte.
    Anke ließ die Geisel los und sprintete auf das Auto zu. Plötzlich drehte sie sich um und jagte der Geisel eine Kugel in den Magen. Der Mann sackte zusammen und spie Blut auf die nasse Straße. Dann begann er zu schreien. Die Polizisten wür­den sich um ihn kümmern müssen.
    Während sie in Richtung des Autos lief, hörte sie das Feuer von Automatikwaffen. Etwas klatschte hinten an ihre Wade, und ein wütender Hornissenschwarm aus Kugeln umgab sie, aber sie rannte weiter. Die Polizisten mussten ihr Feuer einschränken. Links von ihr standen Häuser, und ein Irrläufer konnte einen Unbeteiligten treffen. Das war der größte Nachteil für ihre Ver­folger: Sie mussten darauf achten, wer starb oder verletzt wurde. Anke brauchte es nicht.
    Ein uniformierter Polizist zu ihrer Linken drehte sich um und griff nach seiner Waffe. Sie lief weiter, die Beretta mit stocksteifem Arm vorgestreckt, feuerte zweimal und traf den Schutzpolizisten, der, wie sie wusste, keine kugelsichere Weste trug, in die Brust. Die Fahrerin des Wagens saß mit offenem Mund da. Anke riss die Tür auf und zerrte die junge Frau aus dem VW Polo. Dann gab sie zwei Schüsse auf ihre Beine ab - ein weiteres Opfer, das ihre Verfolger bremsen würde. Anke legte jäh den Rückwärtsgang ein und raste den Harvestehuder Weg hinauf. Weitere Schüsse ertönten, und die Windschutz­scheibe zersplitterte, aber Anke stoppte nicht. Wenn sie getrof­fen wurde, hatte sie Pech gehabt. Ihre einzige Chance bestand darin, sich so rasch wie möglich zu entfernen. Sie riss den schleudernden Wagen auf der feuchten Straße um 180 Grad he­rum und trat das Gaspedal erneut durch. In ihrem Rückspiegel war Blaulicht zu sehen.
    Die Polizei war dicht hinter ihr.
    »Das Wichtigste bei einer Verfolgungsjagd«, hatte Onkel Georg sie gelehrt, »ist die Tatsache, dass die Polizei fast im­mer gewinnt. Lass sie glauben, dass sie ein Verfolgungsrennen machen, und steig dann so schnell wie möglich aus dem Fahr­zeug aus.«
    Sie nahm die Kurve in den Pöseldorfer Weg mit kreischen­den Reifen. Dann bog sie scharf nach rechts in eine Seiten­straße - eine Sackgasse - ab, hielt an der Bordkante und parkte rückwärts hinter einem anderen Auto ein. Sie sah, wie ein Blau­licht am Ende der Straße blitzte. Ein zweiter Streifenwagen kam dahinter fast völlig zum Stillstand, und die Beamten schienen in die Sackgasse zu spähen, bevor sie dem ersten Wagen folgten.
    Anke stieg rasch aus, aber sie spürte, dass ihr rechtes Bein ihr kaum noch gehorchte. Sie spürte die Feuchtigkeit in ihrem Schuh und im Innern des Hosenbeins. Doch jetzt konnte sie sich noch nicht um die Wunde kümmern, sondern musste schnell die größtmögliche Distanz zwischen sich und den VW Polo bringen.
    Der Riemen ihrer Umhängetasche lag immer noch über ih­rer Brust. Sie nahm das halb leere Magazin der Beretta heraus und drückte ein volles in den Schacht. Ohne zu hinken, verließ sie die ruhige Straße und bog plötzlich, durch das Tor eines der Häuser, nach links ab. Es war eine gepflegte Villa, die man in mehrere Wohnungen umgebaut hatte. Anke ging auf die Haus­tür zu, als hätte sie an jedem Tag ihres Lebens

Weitere Kostenlose Bücher