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Jan Fabel 06 - Tiefenangst

Titel: Jan Fabel 06 - Tiefenangst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Craig Russell
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vergnügt.
    Fabel wollte sich nicht durch die Stadt kämpfen und schlug den Weg über die Behringstraße und die A7 ein. Während sie sich der Abfahrt näherten, bemerkte er ein riesiges Plakat am Straßenrand: das Bild einer turbulenten See unter einem stürmischen Himmel. Ein kleiner, ferner Leuchtturm warf einen Lichtstrahl über das Wasser. Darunter war eine Art Logo zu sehen: die Worte THE PHAROS ENVIRONMENTAL PROJECT, auf Englisch, daneben ein, wie es schien, stilisiertes Auge. Die Parole unter der Überschrift verhieß in deutscher Sprache: Der Sturm kommt .
    »Glaubst du, dass die Sache ernst zu nehmen ist?«, fragte Susanne unvermittelt, während ein mächtiger Mercedes-Geländewagen an ihnen vorbeidonnerte.
    »Welche denn?«
    »Der anthropogene Klimawandel«, ergänzte Susanne und bog den Rückspiegel in ihre Richtung, um sich Lippenstift aufzutragen. »Meinst du, dass es stimmt? Dass wir für die Verhunzung des Klimas verantwortlich sind und Stürme wie den von gestern Nacht verursachen?«
    »Natürlich stimmt das.« Fabel bog den Spiegel in die korrekte Position zurück und seufzte dabei, um seinen Ärger deutlich zu machen. »Alles weist darauf hin, dass es zutrifft. Du bist Wissenschaftlerin und hast die Daten gesehen. Willst du behaupten, dass du ihnen nicht glaubst?«
    »Nein … Das will ich nicht behaupten. Aber vielleicht liegt es nicht nur an uns. Vielleicht findet eine natürliche Verschiebung statt. Es wäre nicht das erste Mal. Davon abgesehen kann ein einziger Vulkan mehr Schaden anrichten als wir in der ganzen Menschheitsgeschichte. Guck dir die Auswirkungen an, die die isländische Asche hatte, als sie in die Atmosphäre gerülpst wurde. Wenn dieses Baby oder einer seiner größeren Brüder wirklich explodiert, könnte es zu einem jahrelangen Winter kommen. Massenhunger. Oder sogar zu einem totalen, unumkehrbaren Klimawandel. Das wäre dann nicht unsere Schuld, sondern die der Natur.«
    »Wenn es eine natürliche Verschiebung gibt, verstärken wir sie unzweifelhaft. Es liegt auf der Hand: Schließlich haben wir Kohlenstoffvorräte, die sich in Millionen Jahren angesammelt haben, innerhalb von anderthalb Jahrhunderten freigesetzt.« Fabel seufzte erneut und blickte auf seine Uhr. Die Straße war noch stärker verstopft, als er erwartet hatte. Ein Luxus-Stau: Nach der Zahl der Range Rover und schlachtschiffgroßen Mercedes- und Lexus-Limousinen zu schließen, war der übliche Pendelverkehr aus dem vermögenden Vorort Blankenese – ein wenig weiter flussaufwärts und in einer höheren Preisklasse als Ottensen, wo seine Wohnung lag – von der Elbchaussee, der Hauptstrecke am Fluss entlang, umgelenkt worden.
    »Vielleicht sollte ich wirklich daran denken, mir ein besseres Modell zuzulegen«, sagte er finster, während er die langsame Prozession der Luxus-Limousinen beobachtete.
    »Ich hoffe, wir reden immer noch von Autos …« Susanne grinste ihn an. »Ich melde mich heute Abend, nach dem Seminar, aus meinem Hotel.«
    »Wahrscheinlich werde ich noch in der Kommission sein.«
    »Der Network-Killer-Fall?«
    »Ja. Ich werde bis Mitternacht elektronische Geister jagen«, sagte Fabel bedrückt. Er wollte noch etwas hinzufügen, als er vom Summen seines Autotelefons unterbrochen wurde.
    »Hallo, Chef, hier ist Anna …«
    »Hallo, Anna. Was gibt’s?«
    »Bist du unterwegs zum Präsidium?«
    »Nein … oder jedenfalls noch nicht. Zuerst muss ich noch Susanne am Flughafen absetzen. Was ist los?«
    »Du solltest einen Abstecher zum Fischmarkt machen. Wir haben eine Wasserleiche.«
    »Shit.« Fabel machte eine kurze Pause. Nicht schon wieder. »Sieht es nach dem Network-Killer aus?«
    »Nein, diesmal nicht. Es sei denn, er hat seinen Modus operandi völlig geändert. Es ist eine unvollständige Leiche. Zerstückelt.«
    »Aber weiblich?«
    »Ja. Sie passt nicht zu den anderen Opfern des Network-Killers, aber sie scheint trotzdem in unsere Zuständigkeit zu fallen.«
    »Okay«, sagte Fabel. »Ich fahre vom Flughafen direkt dorthin.«

6.
     
    Der Mann am Schreibtisch saß mit dem Rücken zur Aussicht. Die Wand hinter ihm bestand aus gehärtetem Glas, verstärkt mit blassblauem Stahl: ein rahmenloses Fenster, das auf eine randlose Fläche natriumgrauen Wassers unter einem natriumgrauen Himmel blickte. Dadurch wurde der Eindruck erzeugt, dass das Büro mit nichts verbunden war und frei von der Schwerkraft in der Luft hing. Wie aus seiner Umgebung herausgelöst.
    Der stämmige Mann am Schreibtisch war

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