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Jan Fabel 06 - Tiefenangst

Titel: Jan Fabel 06 - Tiefenangst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Craig Russell
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Ende vierzig, hatte kräftige Schultern und einen geschorenen Kopf. Seine Kiefer waren von einem dunklen, kurz gestutzten Spitzbart gesäumt. Er trug eine randlose Brille und einen schwarzen Anzug über einem dunkelgrauen Hemd mit Nehru-Kragen. Der Mann, die Ordnung auf seinem Schreibtisch und die Ausgestaltung seines Büros wirkten unnatürlich akkurat. Sogar seine Bewegungen hatten eine unnatürliche Methodik, während er den Memorystick am Laptop anschloss und sich durch die darauf gespeicherten Bilder hindurchklickte.
    »Es gibt also keinen Zweifel?«, fragte er den großen, dünnen Mann im grauen Anzug, der vor dem Schreibtisch stand. Er hatte ein blasses Gesicht und kurze, pechschwarze Haare.
    »Leider nicht, Herr Direktor.«
    »Wie zum Teufel konnten wir das übersehen? Wie konnte eine Außenseiterin all das aufdecken … dieses Chaos ? Und wieso war unser eigenes Konsolidierungs- und Vollstreckungsbüro völlig im Dunkeln über die Vorgänge?«
    »Entschuldigung, Herr Direktor. Das übersteigt wirklich alles, was wir uns hätten vorstellen können. Es ist ein so extremes Verhalten, besonders von einem unserer eigenen Mitglieder. Ich weiß, dass es keine Rechtfertigung ist, aber wir haben nach solchen Dingen nicht Ausschau gehalten. Die Frau hat sich gezielt in das Projekt eingeschmuggelt, um etwas zu finden, das sie gegen uns verwenden kann. Vermutlich hat sie selbst nicht erwartet, etwas von dieser Größenordnung zu enthüllen. Aber ich kann Ihnen versichern, dass ich in dem Moment, als es sichtbar wurde – nachdem ich aus der Akte erfahren hatte, um wen es sich handelt und welche Stellung er in der Organisation bekleidet –, jeden seiner Schritte rund um die Uhr von meinen besten Sicherheitsleuten habe überwachen lassen. Gleichzeitig haben wir seine Internet-, E-Mail- und Mobiltelefon-Verbindungen überwacht, genau wie seine Unternehmungen und Kontakte. Unsere Überwachung bestätigte den Inhalt des USB-Sticks, den wir bei der Frau gefunden haben.«
    »Und es gibt keine Möglichkeit, dass sie irgendetwas davon an einen Dritten weitergegeben hat?«
    »Das kann ich nicht mit Sicherheit sagen, Herr Direktor, aber ich glaube es nicht. Meiner Meinung nach wollte sie all diese Informationen an die Presse verkaufen oder sie im Web veröffentlichen. Sie dürfte niemanden eingeweiht haben, der ihre Exklusivmeldung hätte gefährden können. Und sie muss unseren Einflussbereich gekannt haben, weshalb sie es nicht riskiert haben wird, ihren Namen vor der Veröffentlichung preiszugeben.«
    »Und sie war Ihrer Ansicht nach Journalistin?«
    »Das kann ich nicht beantworten. Sie hat sich geweigert, eine Aussage zu machen, und reagiert nicht auf Fragen. Wir glauben jedoch, dass der Verbleib eines Handys ungeklärt ist.«
    »Was meinen Sie mit ›ungeklärt‹?«
    »Einfach nur, dass wir ihr Mobiltelefon nicht haben finden können. Ein Nokia 5800. Aber wir haben ein Ortungsgerät darauf angesetzt. Es wird gefunden werden, Herr Direktor.«
    »Das will ich hoffen. Ich brauche Ihnen nicht zu sagen, wie viele Daten auf einem Handy gespeichert werden können.« Der Mann hinter dem Schreibtisch machte eine nachdenkliche Pause, bevor er zu dem Bild auf seinem Laptop-Schirm hinübernickte. »Was ist mit ihm? Weiß er, dass er entlarvt worden ist?«
    »Bestimmt nicht, Herr Direktor. Mir scheint, dass er sich für immun gegen jede Entdeckung hält. Seine Handlungen lassen auf eine gewisse Arroganz schließen. Und meine Konsolidierer sind Experten in verdeckter Observation. Er weiß nicht, dass er beobachtet wird. Dessen bin ich mir sicher.«
    »Haben Sie schon vom Observationseffekt gehört, Bädorf?«
    »Das kann ich nicht behaupten, Herr Direktor.«
    »Der Begriff stammt aus der Quantenmechanik, aus der Beobachtung subatomarer Partikel. Die Observation selbst ändert das Verhalten der observierten Partikel.« Der Direktor betrachtete das Bild auf dem Schirm sehr lange. »Er darf auf keinen Fall erfahren, dass wir ihm auf die Schliche gekommen sind. Und niemand außerhalb Ihres engeren Teams darf etwas davon wissen. Ihnen ist klar, wie gefährlich seine Aktionen für uns sind, Bädorf? Wie gefährlich für das gesamte Projekt?«
    »Natürlich. Ich habe den beteiligten Konsolidierern befohlen, sämtliche Unterlagen ihrer Überwachung – außer denen, die nun in Ihrem Besitz sind – zu vernichten. Aber wir glauben, dass wir die Frau erwischt haben, bevor sie irgendeine Information weiterreichen konnte. Und wir könnten

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