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Jan Fabel 06 - Tiefenangst

Titel: Jan Fabel 06 - Tiefenangst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Craig Russell
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erfüllt vom Donnern schwerer Geräte und Maschinen und mobiler Generatoren, vom durchdringenden, hartnäckigen Piepen zurücksetzender Feuerlöschfahrzeuge und dem unerbittlichen Gurgeln der Wasserpumpen. Von Menschen gemachter Donner wetteiferte mit dem Wind- und Regensturm der Natur. Alles glänzte feucht und funkelte unter den Bogenlampen und den rot, blau und orange blitzenden Lichtern der Löschzüge, der Einsatzfahrzeuge und der schweren, mit Raupenketten versehenen Bulldozer. Der Höhepunkt des Sturmes war vorbei, und die Ebbe hatte eingesetzt, doch der Wind der verachtungsvollen Natur zerrte weiterhin an Kreysigs gelbem Schutzanzug, und Regenkügelchen trommelten wütend auf seinen Helm.
    Wie der Hals eines unwirklichen, nachtaktiven Dinosauriers schwang der massive Arm eines Gittermastkrans vom Typ Liebherr LTM 1130–5.2 über Kreysig hinweg, wobei schwere Kabel und Ketten aneinanderschlugen. Mehrere Feuerwehrleute befestigten die Ketten an einem Gewirr aus Holz und Metall, das auf den überfluteten Boden neben dem Fischmarkt geschwemmt worden war. Der Gittermast hievte das Treibgut hoch und senkte es auf einen Tieflader.
    Ein zweiter, kleinerer Kran ließ einen gepanzerten Entleerungsstutzen nieder. Dieselben Feuerwehrleute eilten vor und schlossen die Camlock-Kupplung, die den Stutzen nun mit dem Rest eines Rohres verband. Danach brüllte Kreysig einen Befehl in sein Funkgerät, und zwei weitere Pumpen kamen zum Einsatz.
    Immer noch genoss er die Erregung der Schlacht. Hier kämpfte der Mensch gegen die Natur, und er war mittendrin.
    Er hatte seit Stunden gewusst, dass sich der Sturm näherte, und schon vorher waren überall in Frankreich und England Verwüstungen angerichtet worden. Das Norddeutsche Klimabüro und der Deutsche Wetterdienst hatten die Entwicklung des Unwetters verfolgt und zudem festgestellt, dass sich ein weiterer Sturm über der Nordsee, hundertachtzig Kilometer südwestlich von Jütland, zusammenballte. Es war, als sammelten sich zwei Heere, um ihre Kräfte zu einem Angriff auf die Niederlande, Dänemark und Norddeutschland zu vereinen.
    Kreysig erlebte nicht zum ersten Mal, dass Hamburg von einer Flut übel zugerichtet wurde. Die Flut von 1953 hatte sich vor seiner Geburt ereignet, und er war noch ein Kleinkind gewesen, als der Sturm von 1962 zuschlug, mehr als dreihundert Menschen tötete und sechzigtausend Stadtbewohner obdachlos machte. Aber an 1976 erinnerte er sich noch sehr genau, und 2007 war er als hoher Beamter des Feuerwehr- und Rettungsdienstes im Einsatz gewesen. Jedes Mal hatte das Wasser einen höheren Stand erreicht, doch jedes Mal war Hamburg ein wenig besser vorbereitet, ein wenig besser geschützt gewesen.
    Diesmal hatten sich Millionen Euro teure Flutsperren auf einen Schlag dadurch bezahlt gemacht, dass sie die Sturmflut eindämmten und kanalisierten. Aber eine gewisse Überschwemmung war unvermeidlich, und sie hatten gewusst, wo es bereitzustehen galt und wo die Schlachtlinien gezogen werden würden. Zum Beispiel hier am Fischmarkt, wo St. Pauli und das Stadtzentrum zusammentrafen.
    Sein Stellvertreter Tramberger kam auf ihn zu, wandte ihm sein wettergegerbtes Gesicht zu und rief laut, um den Lärm des Sturmes und der Maschinen zu übertönen: »Alle elektrischen Tauchpumpen und alle Dieselpumpen sind nun im Einsatz. Wir haben Ebbe und sind runter auf plus drei Meter.«
    Kreysig grinste und klopfte seinem Stellvertreter auf die Schulter. Sie würden siegen. Er blickte sich nach seinen Teams um. Alle waren noch mit voller Kraft im Einsatz. Es war eine schwere, zermürbende Arbeit gegen einen viel stärkeren Gegner, doch niemand ließ ein Zeichen der Erschöpfung erkennen, die mittlerweile jede Bewegung bleiern werden ließ. Es waren gute Teams, verdammt gute Teams. Er hatte sie selbst zusammengestellt, indem er die besten Angehörigen des Hamburger Feuerwehrdienstes, der Hafenpolizei und der Abteilung Ingenieurwesen auswählte.
    Er ließ sich von seinen anderen Mannschaften, weiter im Westen in der Klopstockstraße und der Königstraße, auf den laufenden Stand bringen. Die gleichen Informationen. Er warf einen Blick auf seine Armbanduhr: Es war fast fünf. Sie kämpften seit zwölf Stunden gegen die Flut. Kreysig schaute zum immer noch dunklen Himmel hinauf und sah, wie die schweren Wolken boshaft über die Stadt hinwegeilten. Es war, als beobachte er ein Bombergeschwader, voll von potenzieller Vernichtung, das über ihm vorbeijagte. Er wusste, dass diese

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