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Jan Fabel 06 - Tiefenangst

Titel: Jan Fabel 06 - Tiefenangst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Craig Russell
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Haarsträhnen aus dem Gesicht. Die Frau war ungefähr dreißig Jahre alt und schien Wert auf Körperpflege gelegt zu haben. Er nahm ihre Hände und untersuchte zunächst die Fingernägel; dann die Finger nach Brüchen und die Handflächen, Handrücken und Gelenke nach Abschürfungen. Nichts. Es schien keinen Hinweis auf Abwehrverletzungen zu geben. Genau wie bei den anderen.
    Fabel rollte die Leiche auf den Rücken. Ganz behutsam, als fürchte er, jemandem wehzutun, der offensichtlich keinen Schmerz mehr empfinden konnte. Ihre Haut bildete einen hellen und bleichen Kontrast zu dem nassen Asphalt des Treidelpfads. Wieder schob er ihr einen feuchten Haarstrang aus dem Gesicht. Ihre Augen waren geschlossen und ihre Lippen, ein wenig blau angelaufen, leicht geöffnet. Die Frau war zu Lebzeiten hübsch gewesen. Fabel schob ihre Augenlider zurück. Das Weiße war von geplatzten Kapilaren verfärbt: petechiale Blutungen, ein unverkennbares Zeichen von Strangulierung. Er musterte ihr Gesicht und dann ihren Hals. Dort entdeckte er eine weitere petechiale Blutung, diesmal einen Rhombus aus blaugrauer Haut an ihrer Kehle, knapp oberhalb der Drosseladergrube, wo sich ihre Schlüsselbeine mit dem Brustbein trafen. Er fand geringfügige Quetschungen an ihrem Hals, wo der Mörder mit den Fingern zugepackt hatte, bevor er ihren Kehlkopf mit den Daumen eindrückte. Die Blutergüsse waren begrenzt, wohl weil der Tod sie rasch ereilt hatte.
    »Er macht saubere Arbeit, das muss ich ihm zugestehen«, sagte Fabel und richtete sich auf. »Er hinterlässt uns keine Anhaltspunkte.«
    »Aber es sieht so aus, als ob er nun Spielchen spielt«, erwiderte Werner. »Und darüber wird er stolpern. Am Ende drehen diese Übergeschnappten immer solche Dinger. Es ist, als wollten sie erwischt werden.«
    »Wovon redest du, Werner?«
    »Na ja, ich würde sagen, es ist ziemlich klar, dass er versucht, Verbindung mit uns aufzunehmen. Die SMS, meine ich – die, nach der du Anna und mich gefragt hast. Das muss er gewesen sein.«
    »Aber warum jetzt? Wieso ändert er plötzlich sein Vorgehen? Er hat uns noch nie vorgewarnt. Außerdem war das Seltsame daran, dass die Nachricht von Susannes Nummer zu kommen schien.«
    Fabel holte sein Handy hervor und klappte es auf. »Siehst du?« Er scrollte seine Textnachrichten durch. »Einen Moment, ich habe sie sofort …« Er runzelte die Stirn.
    »Was ist los, Jan?«, fragte Werner.
    »Einfach nicht zu glauben …«
    »Ach du Scheiße …«, Werner unterbrach Fabels Gedanken, indem er ihm mit dem Handrücken an den Arm schlug und in die Pfadrichtung nickte, aus der sie gekommen waren. Fabel drehte sich um und sah Horst van Heiden zielstrebig auf ihn zumarschieren.
    »Herrje«, murmelte Fabel. »Wie hat er es bloß geschafft, noch vor dem Spurensicherungsteam hier zu sein? Er muss eine ständige Verbindung zur Einsatzzentrale haben.« Dann verdeckte er seine Irritation hinter einem gekünstelten Lächeln und nickte dem sich nähernden van Heiden zu. »Herr Kriminaldirektor, wir sehen Sie nicht oft an einem Leichenfundort.«
    »Haben wir einen Namen?«, fragte van Heiden und wies mit dem Kinn auf die hingestreckte Gestalt.
    »Wir haben nicht einmal Kleidungsstücke, geschweige denn eine Identität. Es wird eine Weile dauern, den Namen zu ermitteln.«
    »Aber sie ist ein Opfer des Wahnsinnigen, der das Internet benutzt?«
    »Das kann ich noch nicht bestätigen, aber Sie dürften mit hoher Wahrscheinlichkeit recht haben. Auch dass die Leiche in einen innerstädtischen Wasserweg geworfen wurde, passt in das Muster.«
    »Und natürlich hat er Ihnen die rätselhafte Mitteilung darüber geschickt, wo die Leiche zu finden ist. Wenn Sie nur geahnt hätten, dass es sich um einen Hinweis darauf handelte, wo er die nächste Leiche hinterlassen würde. Nicht, dass ich Ihnen Vorwürfe mache … Niemand hätte es erraten können.«
    »Woher wissen Sie …?«
    »Ich habe mit Frau Wolff gesprochen.« Van Heiden betrachtete die Tote erneut und zog die Brauen zusammen.
    »Ich nehme an, Sie sind nicht hierhergekommen, um mein Verhalten am Tatort zu überprüfen?«, fragte Fabel.
    »Richtig«, sagte van Heiden. »Wir müssen diesen Irren schnappen, Herr Fabel. Wie ich höre, wollen Sie heute Nachmittag Razzien durchführen.«
    »Dafür ist Anna zuständig. Ich werde die Dinge hier überwachen müssen. Wir können niemanden festnehmen, aber durch die Razzien sind wir in der Lage, die Computer zu beschlagnahmen und sie in Kroegers

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