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Jan Weiler Antonio im Wunderland

Jan Weiler Antonio im Wunderland

Titel: Jan Weiler Antonio im Wunderland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Weiler
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immer so, wenn irgendwo Amerikaner vorkommen.
    2 Museum of Modern Art
    144
    «War's das?»
    «Wo wohnen Sie in New York?»
    Ich nenne ihr das Hotel, sie pfeffert missgelaunt einen Stem-pel in meinen Pass, «US Immigrant» steht auf dem Stem-pelabdruck. Dann gibt sie mir meinen Pass zurück. Ich verabschiede mich, aber Miss Petrus hat sich schon abgewandt und mit einer gelangweilten Geste den nächsten Immigran-ten zu sich herangewinkt. Ich sehe mich nach Toni Casinista und Benno um, aber ich kann keinen von beiden finden. Die werden doch nicht schon zum Gepäckband gelaufen sein. Da höre ich meinen Namen. Das ist Toni, der da ruft. Ich entdecke ihn ganz am Ende der Halle. Er wird von zwei Polizisten festgehalten, die ihn offenbar davonschleppen. Um Himmels willen. Und da ist auch Benno, ebenso in Polizeigewahrsam.
    Die beiden werden verhaftet. Ich werde wahnsinnig, kann man diese Vögel denn nicht zwei Minuten alleine lassen? Was kann daran so schwer sein, sich fotografieren zu lassen und ein paar Fingerchen einzuscannen? Ich verfluche den Tag, an dem ich «ja» zu dieser Reise gesagt habe, und laufe zu Miss Petrus. Sie fotografiert gerade eine Teenagerin, die das cool zu finden scheint. Junge Menschen kennen den Begriff Big Brother nur aus anderen Zusammenhängen.
    «Ich muss nochmal zurück.»
    «Gehen Sie weiter.»
    «Bitte! Ich muss zu meinem Schwiegervater.»
    Ich kann kaum Schwiegervater sagen, da hat sie bereits auf einen Knopf gedrückt und Verstärkung angefordert. Ich gehe ihr auf die Nerven, und mein Schwiegervater ist ihr wurscht.
    Innerhalb von wenigen Sekunden stehen zwei Polizisten neben mir und fragen Miss Petrus, ob ich Probleme machen würde.
    «Der wollte wieder zurück», sagt sie.
    145
    Einer der Polizisten, der aussieht wie der Cop von Village People 1 , wendet sich an mich.
    «Sir, ich muss Sie bitten, sich nicht weiter an diesem Platz aufzuhalten.»
    «Mein Schwiegervater ist gerade verhaftet worden, dahinten an diesem Schalter. Ich muss zu ihm. Ich kann ihn doch nicht alleine lassen.»
    «Wie heißt Ihr Schwiegervater?»
    «Marcipane, Antonio.»
    «Ist Ihr Schwiegervater Iraner, Iraker, Afghane oder Kuba-ner?»
    «Nein! Um Himmels willen! Er ist Italiener. »
    «Italiener also.» Die beiden sehen sich an, als glaubten sie mir kein Wort. Für sie scheint festzustehen, dass ich lüge und wie meine beiden armen und mit Sicherheit tief verschüch-terten Begleiter zu irgendeinem Terrornetzwerk gehöre. Gut, wenn man Nervensägen zu den terroristischen Aktivitäten zählt, dann hätte Mister Village People Recht.
    «Sein Freund ist auch verhaftet worden. Er heißt Tiggelkamp. So einen Namen können sich getarnte islamistische Fundamentalisten gar nicht ausdenken.»
    «Und die beiden Männer sind mit Ihnen gereist?»
    1 Party Smalltalk: Wer kenne die Namen der Mitglieder von Village People? Sie, und zwar jetzt: Der Cop von Village People war ein Afroamerikaner namens Victor Willis. Er verließ die Band allerdings 1980 und wurde durch Ray Simpson ersetzt. Willis war Co-Autor des Hits «In the Navy». Seine Kollegen hießen: David Hodo (der Bauarbeiter), Alex Briiey (der Soldat), Randy Jones (der Cowboy), Felipe Rose (der Indianer) und Glenn Hughes (der Ledermann). Dieser wurde 1995 durch Eric Azalone ersetzt und starb 2001. Er hat überhaupt nichts mit dem Glenn Hughes zu tun, der früher bei Deep Purple Bass spielte. Das ist jemand ganz anderes.
    146
    «Ja.»
    «Sir, ich muss Sie bitten, uns zu begleiten. Bitte machen Sie uns dabei keine Schwierigkeiten.»
    Na super, werde ich auch verhaftet. Was soll's, auf diese Weise verliere ich wenigstens meine Senioren nicht und kann womöglich verhindern, dass sie nach Guantanamo Bay gebracht werden. Ich gehe, eskortiert von den zwei Polizeibeamten, durch den Saal, am Ende durch eine Tür und dann einen langen Gang entlang, dessen Wände mit demselben Teppich ausgekleidet sind wie der Fußboden. Ich bin sehr gespannt, aber ich habe keine Angst, dafür sind die Männer zu kultiviert.
    Sie öffnen eine Tür, und ich sehe meine beiden Schutzbefohlenen, die jämmerlich auf zu kleinen Stühlen an einer Wand sitzen. Sie werden von einem Polizisten befragt, aber die Unterhaltung erstirbt, als wir hinzukommen. Ich winke den beiden zu. Benno scheint die ganze Angelegenheit nicht sehr zu beschäftigen. Er guckt, wie er immer guckt. Aber Antonio geht es nicht gut. In seinen Augen sehe ich Angst. Die werden mich nicht ins Land lassen, sagen diese Augen. Für einen, der

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