Jane Blond 01 - Jane Blond - Die Super-Agentin
Augen waren den Tränen nahe.
Janey sah, wie der Gesichtsausdruck ihrer Mutter sich verhärtete, als sie Big Rosie eine Tasse Tee auf den Tisch knallte. »Ich habe wirklich keine Zeit für diesen Quatsch, Big ... Big Rosie, wie auch immer Sie heißen. Janey und ich hatten beide einen schrecklichen Tag. Fremde Männer haben bei mir an der Tür geklingelt, mir erzählt, mein Bruder hätte einen Unfall gehabt und würde nach mir verlangen. Als ich dann mitging, fesselten sie mich mit Weihnachtsbeleuchtung. Anschließend versuchten diese Verrückten, mich davon zu überzeugen, sie seien so eine Art Schwerverbrecher und mein mir bis heute unbekannter Schwager sei in zweifelhafte Spionage-Geschäfte und Gott-weiß-was-noch-alles verwickelt.
Zu guter Letzt taucht eine völlig wahnsinnige Frau auf, gekleidet wie ein Zirkusclown, und zwingt meine über alles geliebte Tochter dazu, an der Wand eines achtstöckigen Gebäudes hochzuklettern. Eigentlich weiß ich gar nicht, warum ich überhaupt mit Ihnen rede. Ich rufe jetzt sofort die Polizei ...«
Janey liebte ihre Mutter, wenn sie so war. Normalerweise war sie immer ruhig und bescheiden, machte ihre Arbeit ohne großes Aufsehen und kümmerte sich um Janey. Doch wenn sie ihre Meinung durchsetzen wollte, dann konnte sie eiskalt diskutieren. Sogar die Art und Weise, wie Jean Brown ihre Teetasse festhielt und ihre andere Hand beschützend auf Janeys Schulter gelegt hatte, wirkte leicht bedrohlich.
»Jetzt komm schon, Gina«, unterbrach Big Rosie sie. »Was wird die Polizei von solch einer Geschichte halten? Weihnachtsbeleuchtung und Schwerverbrecher! Sogar für meine Ohren klingt das völlig durchgedreht.«
Janey konnte nicht anders, als Big Rosies Taktik zu bewundern.
Jean Browns Drohungen mit der Polizei beeindruckten sie anscheinend überhaupt nicht. Sie nahm davon ebenso wenig Notiz wie während der Autofahrt, als Jean Brown sofort aussteigen wollte. Mit einem Finger ständig auf dem Schalter für die Zentralverriegelung war Big Rosie einfach bis zu deren Haustür weitergerast. Unter dem Vorwand, das Haus nach ungebetenen Gästen abzusuchen, hatte sie sich dann selbst eingeladen. Ewig hatte sie Janeys Zimmer untersucht und alle dunklen Ecken mehr als gründlich inspiziert.
Ihren Tee laut schlürfend, nickte Big Rosie Janey zu. »Du musst mir einfach erlauben, diesem armen Mädchen zu erzählen, wer sie ist und wie ich ihr helfen werde.«
»Und dann verschwinden Sie?«
»Vorübergehend zumindest, ja.«
Janeys Mutter seufzte. »Nun, ich kann nicht glauben, dass ich mich tatsächlich auf so etwas einlasse. Tun Sie mir wenigstens den Gefallen und machen Sie es kurz.«
Das Kinn auf ihre Hände gestützt, sah Janey von einem Erwachsenen zum anderen. Sie wollte eigentlich nur noch ihre Hausaufgaben machen und wieder normal sein. Doch sie hatte so ein sonderbares Gefühl, das ab heute nichts mehr war wie vorher. So müde wie sie war, konnte sie doch spüren, wie dieser Gedanke ein gutes Gefühl im Bauch auslöste, fast als würde sie von innen lächeln.
Big Rosie strahlte vor Freude. »Also, Janey, lass dir sagen, wer deine Mutter ist, wenn sie nicht vorgibt, Frau Normalo zu sein, und wer dein lieber, lieber Vater war.« Sie ignorierte Frau Browns Protestseufzer. »Deine Mutter ist ... war ... Gina Bellarina. Eine internationale SuperAgentin. Die Beste. Die Schönste. Das schärfste Messer in der Schublade. Sie entstammt einer Familie, aus der über Generationen die besten Agenten hervorgingen, man sagt sogar, Mata Hari selbst.«
Janey versuchte, nicht ihre Mutter anzuschauen, die mit dem Zeigefinger kleine Kreise auf ihre Schläfen zeichnete.
»Und was ist mit meinem ... Vater?«
»Was weißt du über ihn, Janey?«, fragte Big Rosie sanft.
Janey schluckte und starrte hinunter auf die Tischplatte. »Sein Name war Boz Brown. Er war Wissenschaftler. Kurz bevor ich geboren wurde, ging ein Experiment schief, und er wurde bei der Explosion getötet. Sein Freund Reggie Graf starb auch. Ich weiß nicht einmal, wie Pa ausgesehen hat - bei der Explosion ging das ganze Haus in Flammen auf und brannte völlig nieder. Dabei wurden alle Familienfotos zerstört. Aber ich wette, er war sehr gut aussehend.«
Big Rosies Augen waren feucht, und mit einem Blick, der gleichzeitig Zweifel und Mitgefühl ausdrückte, sah sie Janeys Mutter einen Moment lang an.
»In der Tat, das war er, mein Kind. Für Gina Bellarina kam nur der Attraktivste infrage. Und der Brillanteste. Das war auch sein
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