Jane Blond 03 - Jane Blond greift nach den Sternen
Sollte es das jetzt gewesen sein? Sie war tief im Inneren der Erde begraben und würde es aus eigener Kraft nie wieder ans Tageslicht schaffen. Panik kam in ihr hoch. Es war zwar nicht das erste Mal, dass Janey dem Tod nahe war, doch so entsetzlich gruselig war es bisher nicht gewesen. Sie wollte um Hilfe schreien, aber Janey wusste, dass es nutzlos war. Die Stille war beängstigend. Sie zwang sich, nachzudenken. Jane Blond würde nicht einfach so aufgeben. Beherzt stampfte sie mit beiden Füßen gleichzeitig gegen den eisernen Untergrund und hielt erwartungsvoll den Atem an.
»Halleluja!«, schrie sie erleichtert, als die ESPIodrills mit einem Ruck wieder zu rotieren begannen. Ein paar Sekunden später hatte sie ihre ursprüngliche Geschwindigkeit mit mehreren tausend Umdrehungen pro Minute wieder erreicht. Sie war unterwegs zu ihrem Vater. Und zu ihrer Schwester. Janey raste jetzt noch schneller durch das Erdreich. Mit den Füßen voran pflügte sie durch den Rest des eisernen Kerns und dann wieder durch Schichten aus Lava, festen Felsen, Sand, Wasser, wieder Sand und schließlich durch schwarze Erde, die mit allerlei Wurzeln und Insekten durchsetzt war. Schließlich rumste es einmal unter ihren Fußsohlen, und sie brach durch die Erdkruste hindurch.
Unglücklicherweise hing sie jetzt mit den Füßen draußen und mit ihrem Oberkörper noch unter der Erde. Sie konnte nicht sehen, wer es war, der sie an den Beinen festhielt und unsanft herauszog. Hastig griff Janey nach Gras und versuchte, so gut es ging den Tunnel zu verdecken. Auf den ersten Blick würde es nur wie ein etwas tiefer gebuddeltes Loch aussehen. Janey wollte die tatsächliche Tiefe ihres Tunnels möglichst geheim halten.
Schmerzhaft landete sie auf ihrem Hintern. Der Grasboden war weich und warm. Verwirrt starrte Janey die große Gestalt an, die sich gegen die Sonne vor ihr aufgebaut hatte.
»Suchst du nach Gold?«, fragte eine raue Stimme. »Ich glaube nicht, dass du hier welches finden wirst, Kumpel. Steh lieber auf und geh frühstücken.«
»Frühstück? Aber es ist doch längst ...« Janey unterbrach sich. Sie wollte gerade sagen, dass es doch schon längst Nacht war. Doch um sie herum war es taghell. Sie saß auf einer Wiese inmitten einer Schafherde. Die Sonne glitzerte auf ihrem SPIFUSS-Helm, sodass der Mann vor ihr sich die Augen beschattete.
»Ich weiß, ich weiß«, sagte er, packte Janey am Arm und zog sie auf die Füße. »Es sind Ferien, und du willst lieber spielen. Aber das hier ist eine Farm. Mach dich mal ein bisschen nützlich, liebe Olivia. Nur für eine Stunde, und dann kannst du wieder Kaninchen spielen oder was auch immer du da gerade getan hast.«
Janey konnte ein breites Grinsen nicht unterdrücken. »Ich hab's geschafft!« Sie nahm ihren Helm ab und klemmte ihn sich unter den Arm, sodass der Fremde ihren hellblonden Pferdeschwanz sehen konnte. »Ich bin nicht Olivia. Ich ... ich bin ihre Zwillingsschwester Janey.«
»Na klar, und ich bin ein kleines Baby«, antwortete der Mann und wuschelte Janey sanft durch die Haare. »Lauf los, dein Vater wartet sicher schon auf dich.«
»Nein, es stimmt wirklich! Ich bin soeben ... soeben per Hubschrauber gelandet, um Olivia und Abe, meinen Vater, zu besuchen. Schauen Sie, mein Haar ist doch viel heller.«
Der Mann legte seinen Kopf schief und sah sie prüfend an.
»Ich verstehe Ihre Zweifel. Wahrscheinlich glauben Sie mir erst, wenn Sie mich und Olivia nebeneinander sehen. Ich weiß, dass wir uns sehr ähnlich sind, aber es gibt wirklich zwei von uns.«
»Ja, ja, und nun ist Schluss mit diesem Quatsch«, sagte der Mann mit einem Seufzer. Er nahm seine Schirmmütze ab und wischte sich mit einem gestreiften Taschentuch den Schweiß von der Stirn. »Ich bringe dich jetzt zu deinem Vater, wenn du nicht mit diesen Spielchen aufhörst. Ich muss mich hier um fünfhundert Schafe kümmern und hab keine Zeit, mich auch noch um dich zu kümmern. Also, Abmarsch jetzt.«
Janey ging neben dem Mann und versuchte, sich seinen langen, schnellen Schritten anzupassen. Die Sonne brannte auf ihre Köpfe nieder. Schatten war nirgendwo in Sicht. Nachdem sie einen Moment lang neidisch auf den Hut des Fremden war, kam ihr eine Idee. Wenn der SPIFUSS sie unter der Erde vor Hitze schützen konnte, dann doch bestimmt auch hier oben. Sie setzte sich ihren Helm wieder auf, und schon nach wenigen Minuten war ihr angenehm kühl. Es sah vielleicht merkwürdig aus, aber es funktionierte einwandfrei. Sie ließ
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