Jane True 02 - Meeresblitzen
Suchscheinwerfer, »erzähl mir, was du und Ryu für den Valentinstag geplant habt. Vielleicht einen flotten Dreier?«
»Wieso?«, fragte ich argwöhnisch. »Hat Ryu so was erwähnt? «
»Nein«, antwortete Iris lachend. »Das sollte bloß ein Witz sein.«
»Mach nie Witze über Ryu und irgendwelche sexuellen Experimente. Niemals. Das hält mein Herz nicht aus.«
Iris setzte ein besonders frivoles kleines Grinsen auf. »Wenn er nicht bloß reine Zeitverschwendung für mich
wäre, würde ich mal eine Spritztour mit ihm machen und ein paar Geschäftsgeheimnisse und auch noch andere Dinge mit ihm austauschen.« Ryu war nicht deshalb eine Zeitverschwendung für sie, weil sie ihn nicht mochte, sondern weil nur Menschen und manche Halblinge die richtige Art von magischem Elixier hervorbrachten, die Elben und Baobhan Sith brauchten, um sich zu ernähren.
Ich schüttelte den Kopf. »Der Gedanke an euch beide zusammen macht mir Angst. Ihr würdet den Boden unter euch zum Schmelzen bringen und kämt wahrscheinlich in China wieder zum Vorschein. Die Spannung zwischen euch würde vermutlich eine kalte Fusion auslösen.«
Iris lachte. »Leider ist er für mich so spannend wie Sellerie. Wenn ich ihn vernaschte, würde ich mehr Energie verbrauchen, als ich bei seiner Verdauung überhaupt gewinnen könnte.« Ich legte den Kopf schief, während ich über ihre Metapher nachdachte und mich nicht entscheiden konnte, ob es sexy oder einfach nur seltsam war. Doch sie fuhr unbeirrt fort: »Und außerdem, mal ganz abgesehen vom Elixier, hat er doch sowieso nur Augen für dich, Jane.«
Bei diesen Worten überkam mich ein seltsames Gefühl. Die Situation zwischen mir und Ryu war ziemlich kompliziert. Ich mochte ihn sehr, aber er lebte und arbeitete in Boston. Er war eine Art übernatürlicher Ermittler, und es war kein Pappenstiel, für eine so große und wichtige Stadt zuständig zu sein. Mein Leben dagegen war hier, am Arsch der Welt in Rockabill. Mein Vater würde niemals wegziehen, denn er war fest davon überzeugt, dass meine Mutter eines Tages zurückkehren würde. Außerdem hatte er ein schwaches Herz, weshalb ich in der Nähe sein und mich
um ihn kümmern musste. Ich würde meinen Vater nicht allein lassen, und Ryu würde seine Karriere nicht aufgeben. Also waren wir, obwohl wir schon eine Weile ein Paar waren, noch immer in diesem köstlichen Flitterwochenstadium. Wir hatten eine aufregende Wochenendaffäre und mussten uns nie mit dem echten Leben auseinandersetzen.
Aber trotzdem wusste ich verdammt genau, dass das »echte Leben« auch bedeutete, dass Ryu andere Frauen hatte. Er war ein Baobhan Sith, also eines der Wesen, die unseren Vampirmythos inspiriert haben. Er trank Blut, wenn auch nicht viel. Er gewann nur das Elixier für seine übernatürlichen Kräfte daraus, musste sich also nicht davon ernähren. Nichtsdestotrotz brauchte Ryu jede Menge übernatürliche Energie, um seinen Job ausüben zu können. Deshalb musste er regelmäßig Elixier aus menschlichen Adern zu sich nehmen. Da ich jedoch die meiste Zeit mit Abwesenheit glänzte, brauchte ich bloß zwei und zwei zusammenzuzählen, um zu wissen, dass er das eine oder andere extra Schäferstündchen einlegte. Er konnte seine Fänge auch nicht in jeden x-beliebigen faltigen Hals graben oder eine Blutbank ausräumen oder künstliches Blut trinken wie die Vampire in manchen Filmen. Schließlich war es nicht das Blut an sich, von dem sich Ryu ernährte, sondern die Gefühle, mit denen es aufgeladen war. Also musste er die Leute entweder zu Tode erschrecken oder sie sexuell erregen. Er musste entweder ein Geschöpf wie aus einem Alptraum sein, also die Art von Wesen, mit der ich überhaupt nicht zusammensein wollte , oder sich auf die Erregung beschränken und das tun, was man unter Menschen Betrug nennen würde.
Aber nur weil ich es mir ausrechnen konnte, hieß das noch lange nicht, dass es mir auch recht war. Ganz und gar nicht. Als Iris weiter Zitronensaft in meine Wunden träufelte, setzte ich einen verschlossenen Gesichtsausdruck auf. Ich wusste, meine Freundin konnte spüren, wie unangenehm es mir war, dass sie Ryus blutdurstige Untreue aufgebracht hatte.
»Meine Güte, Jane, entschuldige bitte. Wie dumm von mir, so etwas zu sagen. Es tut mir wirklich leid. Ich weiß, wie viel du Ryu bedeutest … ich bin sicher, er würde nur von dir trinken, wenn er könnte. Und ich kann dir aus eigener Erfahrung sagen, dass der Sex rein gar nichts bedeutet …« Ich versuchte
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