Jane's Journey: Die Lebensreise der Jane Goodall
Heimat, und blieb dort für mehrere Wochen.
»Da kann ich im Wald sein, ich habe den Wasserfall und den Berggipfel. Dort herrscht eine Art Zeitlosigkeit und das Gefühl, dass alles Leben miteinander zusammenhängt.« Jane Goodall im Film »Jane´s Journey«
Nach einiger Zeit verspürte sie die heilende Wirkung dieses ihr so vertrauten Ortes und merkte, dass die Kraft in sie zurückkehrte, die sie brauchte, um den schmerzlichen Verlust zu verarbeiten. »Das Leben geht weiter«, erkannte sie und beschloss, dort weiterzumachen, wo sie aufgehört hatte, als bei ihrem Mann der Krebs festgestellt worden war.
»... entweder man gibt auf, oder man ›gürtet seine Lenden‹, wie es in der Bibel heißt, man bricht auf und sagt: ›Ich bin noch da, ich habe eine Aufgabe zu erfüllen.‹« Jane Goodall im Film »Jane´s Journey«
Wie der Pavianforscher Dr. Antony Collins erzählt, kümmerte sich Jane von diesem Moment an nur noch um ihre Arbeit und um ihre Familie. Und mehr als vorher widmete sie ihre Zeit der Forschung an den Schimpansen und den weltweiten Vorträgen über deren Verhalten. Und so sehr Jane ihren verstorbenen Mann Derek auch vermisste, ihr wurde klar, dass sie ein so arbeitsreiches Leben mit ihm niemals hätte führen können. Denn ähnlich wie Hugo war auch Derek sehr eifersüchtig gewesen und hätte für ihre häufigen Abwesenheiten kein Verständnis aufgebracht.
»Ich habe nacheinander zwei eifersüchtige Männer geheiratet.« Jane Goodall im Film »Jane´s Journey«
Kapitel 5
1986 veröffentlichte Jane ihr wissenschaftliches Hauptwerk »The Chimpanzees of Gombe. Patterns of Behaviour« und erregte damit weltweites Aufsehen. Die von ihr im Buch beschriebenen, sensationellen Erkenntnisse über die Schimpansen nahm die Akademie der Wissenschaften in Chicago zum Anlass, noch im gleichen Jahr eine viertägige Konferenz mit dem Titel »Understanding Chimpanzees« zu veranstalten, die zum besseren Verständnis der Schimpansen, ihres Verhaltens und ihrer Lebensweise beitragen sollte. Alle Forscher, die sich in Afrika mit dem Leben der Schimpansen in freier Wildbahn befassten, waren anwesend. Für Jane sollte diese Konferenz einen Wendepunkt in ihrem Leben bedeuten.
Neben der Behandlung vieler rein wissenschaftlicher Themen gab es dort auch ein Seminar über Natur- und Artenschutz, in dem Biologen anhand von Berichten, Dias und Filmen demonstrierten, wie die natürlichen Lebensräume der Schimpansen durch Einwirkung des Menschen auf die Natur immer weiter zerstört wurden, wie ihre Populationen immer weiter zusammenschrumpften und ihre Zahl immer mehr abnahm. Ursache dafür waren aber nicht allein die Ausbreitung des Menschen und die fortschreitende Abholzung der Wälder – die Schimpansen wurden auch systematisch gejagt und getötet. Jane sah schockierende Fotos von Schimpansen, die tot oder lebend in Fallen gefangen worden waren, um entweder als Nahrung zu dienen oder verkauft zu werden. Sie sah Filme, in denen gezeigt wurde, wie die kleinen toten Körper zu küchengerechten Stücken zerhackt wurden. Sie wusste, dass Schimpansen immer gejagt worden waren, aber nun hatte ihre Verfolgung ein Ausmaß angenommen, das zu ihrer Ausrottung führen würde. Nicht überall lebten Schimpansen so geschützt und unter so hervorragenden Bedingungen wie im Gombe-Nationalpark. Jane wurde schlagartig klar, dass sie eigentlich vom Aussterben bedroht waren.
Ein weiteres Seminar bei diesem Kongress befasste sich mit den oft entsetzlichen Bedingungen, unter denen Schimpansen insbesondere in medizinischen Versuchslabors gehalten wurden. Man zeigte Bilder von Schimpansen, denen man eine Nummer auf die Brust tätowiert hatte und die apathisch auf dem kahlen Betonboden von Käfigen hockten, die vielleicht anderthalb Meter im Quadrat maßen. Sie waren als Jungtiere eingefangen worden, nachdem man ihre Mütter, die sie verteidigen wollten, erschossen hatte. Jane hatte ein Vierteljahrhundert lang im Gombe-Nationalpark die Lebensweise der Schimpansen in ihrem angestammten Lebensraum verfolgt. Für sie war die Vorstellung unerträglich, dass diese ihr in Jahrzehnten so vertraut gewordenen Wesen ihr ganzes Leben lang – bei normaler Lebenserwartung 50 bis 60 Jahre – auf engstem Raum und hinter Gitterstäben verbringen sollten und dort auch sterben würden, ohne ein einziges Mal die Freiheit des Dschungels kennengelernt zu haben.
Jane war als Forscherin zu dieser Konferenz gefahren und sie hatte sich vorgestellt, danach wieder
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