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Januskopf

Januskopf

Titel: Januskopf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: F Schmöe
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Wein ihre Kehle hinunter. »Aber was ist das?«
    Ewald schwenkte die Flasche gegen das Licht.
    »Vin Santo. Aus Italien.« Seine Augen funkelten.
    »Messwein?«
    »Heiliger Wein.«
    »Warum nennen Sie ihn Teufelselixier?«
    Ewald wiegte den Kopf.
    »Eine Inspiration. Setzen Sie sich. Sie sind hier, um mehr über mich zu erfahren? Sie wollen wissen, ob es jemanden gibt, der mir böse will?«
    »Mich interessiert Ihre Familie, Herr Isenstein.«
    »Ich habe eine Frau, zwei Kinder, beide erwachsen. Ein Haus. Zwei Häuser.«
    »Besuchen Ihre Kinder Sie ab und zu?«
    Isenstein zuckte die Schultern.
    »Das ist nicht besonders wichtig.«
    »Warum nicht?«
    »Wissen Sie, dass ich als Kind mit meiner Mutter aus Ungarn geflüchtet bin?« Isenstein schenkte Wein nach. Besorgt dachte Katinka an ihren Alkoholpegel von gestern. »Aufstand. Ungarn 1956. Sie wissen doch!«
    »Ich bin Historikerin.«
    Sie sagte es, wie um es sich selbst zu bestätigen. Unten ging die Haustür. Ärgerlich hob Katinka den Kopf. Wenn Charlotte dazukäme, wäre das Gespräch mit Ewald gelaufen. Sie beobachtete ihn. Er lauschte aufmerksam.
    »Das ist Bernhard«, sagte er, stand auf und rief ins Treppenhaus. »Hier oben!«
    Ein Mann mit aufgedunsenem Gesicht, Jeans, über deren Bund ein Bauch quoll, und einem zerknitterten Hemd stiefelte die Treppe herauf.
    »Ewald«, begann er, stutzte, als er Katinka sah, und blickte Ewald Isenstein vorwurfsvoll an. »Wer ist das?«
    »Das ist Frau Palfy«, sagte Ewald und sah so zerstreut aus, als frage er sich, weshalb Katinka eigentlich hier war.
    »Katinka Palfy«, sagte Katinka und hielt ihm die Hand hin.
    »Kroll!«, schnauzte er unfreundlich und sah Katinka nicht an, als er flüchtig ihre Hand drückte. »Hast du getrunken, Ewald?«
    Ewald Isenstein presste die Flasche Messwein an sich wie einen Welpen.
    »Du solltest das endlich lassen«, fügte Kroll hinzu.
    Ewald beeilte sich, sein Teufelselixier in der Kiste zu verpacken. Zärtlich schloss er den Deckel und sagte:
    »Was willst du?«
    »Nach dir sehen!«
    Ewald sah nicht erfreut aus.
    »Danke. Auf Wiedersehen, Bernhard, auf Wiedersehen, Frau Palfy.« Er klemmte seine Kiste unter den Arm und ging aus dem Zimmer. »Nichts anfassen!«, rief er, schon an der Treppe. »Keinesfalls etwas anfassen.«
    »Was machen Sie hier?«, fragte Kroll.
    »Und Sie?«, entgegnete Katinka.
    »Das geht Sie einen feuchten Kehricht an!«
    »Gleichfalls.«
    »Wenn Sie Ewald in irgendeiner Weise durch den Dreck ziehen wollen, dann gnade Ihnen der Allmächtige, das sage ich Ihnen.«
    Katinka fiel der derbe Dialekt des Mannes auf. Gereizt schob er ein paar Bücher hin und her.
    »Nichts anfassen!«, sagte sie lauter, als sie vorgehabt hatte. Dann stieg sie die Treppen hinunter und suchte Ewald. Er saß vor dem Schrankmonster und starrte düster vor sich hin. Als sie sich von ihm verabschiedete, nickte er beiläufig und kramte aus seiner Hosentasche einen winzigen Notizblock. Sie sah ihm zu, wie er zu schreiben begann, gierig wie ein Süchtiger, der sich das erste Glas des Tages genehmigte. Fast schien es, als schriebe er unter Diktat. Katinka lauschte auf Kroll, dessen schwere Schritte die Treppe herabkamen. Kerle wie ihn kriegte sie klein. Sie nickte Ewald zu und verließ das Haus.
    Die sommerliche Begrünung am Schillerplatz verbarg Katinka perfekt, als Kroll nach wenigen Minuten aus dem Haus trat. Er bestieg ein altertümliches Damenrad und fuhr Richtung Nonnenbrücke. Katinka nahm die Verfolgung auf. Kroll radelte gemütlich dahin, ohne sich groß um den Verkehr zu scheren, und brachte bei der Abzweigung zum Fluss einige Autofahrer zum Fluchen. Katinka folgte ihm das Mühlwörth entlang, bis er stehen blieb, umständlich einen Schlüsselbund aus der Hosentasche angelte und aufschloss. Katinka wartete einige Minuten ab, bevor sie die Namensschilder genauer studierte. Bernhard Kroll . Sie klingelte.
    Er riss die Haustür auf wie ein ausgehungerter Wolf in Erwartung der sieben Geißlein.
    »Sie?«
    »Haben Sie auch noch was anderes drauf als Patzigkeit?« Katinka drängte sich an ihm vorbei. »Verraten Sie mir, warum Sie den anonymen Brief geschrieben haben?«
    Kroll blieb einen Augenblick vor Empörung der Mund offen stehen.
    »Sind Sie irrsinnig? Wer sind Sie überhaupt!«
    »Privatdetektivin.«
    »Ach so!« Er sah richtiggehend erleichtert aus. »Sagen Sie das doch gleich. Kommen Sie.«
    Er führte sie in eine kleine, aufgeräumte Küche.
    »Charlotte sagte gestern am Telefon, dass sie

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