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Januskopf

Januskopf

Titel: Januskopf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: F Schmöe
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eine Lösung im Kopf hätte für das ... Problem.«
    »Welches Problem?«
    »Na, den anonymen Brief! Sie sind doch kaum schwer von Begriff, wenn Sie als Detektivin arbeiten, schätze ich?« Er setzte eine Kaffeemaschine in Betrieb. »Wir wollen wissen, wer diesen Brief geschrieben hat und was dahintersteckt.«
    »Wer ist ›wir‹?«
    Krolls Gesicht wurde dunkelrosa.
    »Ich bin Ewalds ehemaliger Kollege. Als Referendare sind wir gemeinsam ins Berufsleben gestartet. Ewald mit Deutsch und Erdkunde, und ich mit Mathe und Physik. Dann hatte er den Unfall. Zwei Jahre vorher wurde ich frühpensioniert. Ich hatte ein paar schwere Bandscheibenoperationen.«
    »Sind Sie Freunde? Sie und Ewald?«
    »Ja. Würde ich sagen. Aber es ist schwierig, mit Ewald befreundet zu sein seit seiner Kopfverletzung.« Er stellte Tassen auf den Tisch. »Seine Persönlichkeit hat sich gewandelt. Von einem extrovertierten Menschen voller Ideen und Energie zu einem Bündel eigenartiger Verhaltensweisen.« Eine Zuckerdose gesellte sich zu den Tassen. »Verzeihen Sie, aber ich kann das nicht erklären. Ich halte zu ihm, aber er ist mir fremd geworden, und aus unserer Freundschaft wurde so etwas wie eine Betreuungsleistung.«
    Katinka setzte sich. Auf dem Tisch lag allerlei Kram. Auch ein Einkaufszettel. Bernhard Kroll schrieb in kleinen, bauchigen Buchstaben. Das g hatte keinen Bogen und sah fast aus wie ein q. Während er sich an der Kaffeemaschine zu schaffen machte, steckte sie den Zettel ein.
    »Sie halten aus Pflichtgefühl zu ihm?«
    Kroll schnaubte. Er stellte den Filter in die Spüle und goss Kaffee ein.
    »Pflichtgefühl. Wie Sie das sagen. Als sei das etwas Ekelhaftes. Die Pflicht hält uns zusammen, wenn der Gefühlskitt schon rausgebröselt ist.« Er schob die Kanne weg. »Ewald ist ein guter Kerl. Er leidet an Anfällen, an den Erinnerungen, die ihn aus dem Hinterhalt überfallen. Aber er ist kein Mörder.«
    Katinka rührte in ihrer Tasse.
    »Wie war das mit der Flucht aus Ungarn?«
    »Ewald war fünf Jahre alt. Seine Mutter war Ungarin. Sie muss eine wichtige Rolle im Vorfeld des Aufstandes gespielt haben, an ganz zentraler Stelle unter den Leuten, die dem Kommunismus den Kampf angesagt hatten. Kam mit Ewald gerade noch raus. Sie gingen nach Hamburg, wo Ewald aufwuchs.«
    »Wo war sein Vater?«
    »Weg.« Kroll trank Kaffee und verzog das Gesicht. »Hat das Kind gemacht und war verschwunden.«
    »Von ihm hat er den Nachnamen? Isenstein?«
    Kroll nickte. Katinka betrachtete seine rote Nase, den Schweißfilm auf seiner Stirn und den Tropfen hellbraunen Kaffees, der über sein Kinn rann.
    »Wie geht es Ewalds Kindern?«
    »Markus ist ein recht erfolgreicher Architekt. Er hat gleich hier an der Nonnenbrücke sein Büro. Mariele studiert noch. Sie ist unter der Woche in Leipzig, kommt aber am Wochenende nach Bamberg. Ihr Freund wohnt hier.«
    »Wie gehen denn die Kinder mit der Krankheit ihres Vaters um?«
    Kroll schenkte sich Kaffee nach.
    »Möchten Sie auch noch?«
    Katinka schob ihm ihre Tasse hin.
    »Mariele macht das recht gut. Sie ist ein fürsorglicher Typ und mag ihren Vater sehr. Markus tut sich schwerer. Er ist der Ältere, und ihm wurde immer viel Verantwortung aufgebürdet. Sehen Sie, als das Motorrad in Ewald hineinraste, war Markus einundzwanzig. Da galt es, als Erwachsener zu funktionieren. Mariele war erst fünfzehn. Von so einem Mädel kann man doch noch nicht verlangen, dass ...«
    Er brach ab und schwieg sich aus über das, was nicht zu verlangen war. Katinka rechnete nach. Der Unfall war sechs Jahre her. Mariele war also jetzt so alt wie ihr Bruder damals. Und Markus ging schon auf die dreißig zu.
    »Freunde? Bekannte? Andere ehemalige Kollegen?«
    »Ewald hatte immer einen riesigen Freundeskreis. Vorher. Aber so, wie Ewald jetzt ist, schreckt er die Leute ab. Die plötzlichen Stimmungsumschwünge, seine philosophischen Anwandlungen. Er ist so fromm geworden. Nicht wie ein Kirchgänger. Er nimmt nicht einfach irgendwelche Lehren an. Er denkt sich selber Sachen aus.«
    »Was zum Beispiel?«
    Kroll guckte missmutig drein.
    »Er meint manchmal, er selbst sei ›in der Bibel‹. Fragen Sie ihn selbst, wie er das sieht. Mit der Antwort werden Sie garantiert nichts anfangen können.«
    Schlagartig verstand Katinka Krolls Griesgrämigkeit. Er konnte Ewald nicht in seine Gedankenwelt folgen und ärgerte sich über seine fehlende Einfühlsamkeit.
    »Die alten Freunde sind also nicht mehr da?«
    »Sang- und klanglos

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